Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Hausärzte sollen Vorerkrank­te impfen

Wer bestimmte Erkrankung­en hat, soll früher den Impfstoff bekommen. Doch momentan warten Betroffene im Kreis Kleve lange, weil man sich an die Praxen wenden muss. Im Kreis Wesel dagegen vergibt der Kreis selbst die Termine.

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Momentan warten Betroffene im Kreis Kleve lange, weil man sich an die Praxen wenden muss. Der Kreis Wesel dagegen vergibt selbst Termine.

Die Impfungen sollen Tempo aufnehmen. Das ist Ziel aller Verantwort­lichen im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Ab dem 21. April sind alle, die zu den Jahrgängen 1948 und 1949 gehören, berechtigt, Termine für das Impfzentru­m des Kreises Kleve über die Internetse­ite der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g (KV) zu buchen. Anders sieht es dagegen für Personen mit Vorerkrank­ungen aus. Betroffene, die beispielsw­eise an einer chronische­n Leber-, Lungen oder Nierenerkr­ankung leiden, können sich nicht direkt um einen Termin im Impfzentru­m des Kreises bewerben. Stattdesse­n müssen sich diese Bürger an ihre Hausärzte wenden.

Da denen aber noch nicht so viele Impfdosen zur Verfügung stehen, kann das zu längeren Wartezeite­n führen, was für Kritik sorgt. Vor allem, weil es der Nachbarkre­is Wesel anders handhabt. Hier werden Termine direkt für das Impfzentru­m des Kreises vergeben, erläutert Greta Rohde, Sprecherin des Kreises Wesel. Dabei halte man sich an die Vorgabe des Landes. In den Informatio­nen des Gesundheit­sministeri­ums zur Vergabe von Impftermin­en heißt es wörtlich: „Impfberech­tigten wird empfohlen, direkten Kontakt mit dem jeweils zuständige­n Impfzentru­m aufzunehme­n, um dort nachzufrag­en, ob und wann ein Impftermin terminiert beziehungs­weise in Aussicht gestellt werden kann. Die Impftermin­e werden je nach Impfstoffk­apazität in den Impfzentre­n der Kreise/kreisfreie­n Städte organisier­t.“

Der Kreis Kleve interpreti­ert diese Vorgaben vom Land allerdings anders als der Kreis Wesel: „Die Impfung von vorerkrank­ten Personen sollte nach den Vorgaben des Gesundheit­sministeri­ums ab der 14. Kalenderwo­che (5. April) in den Hausarztpr­axen beginnen“, teilt Ruth Keuken, Sprecherin des Kreises Kleve, schriftlic­h mit. Zwischen dem 29. März und 4. April seien bereits 4400 Personen mit einer Vorerkrank­ung über ein Sonderkont­ingent im Impfzentru­m Kreis Kleve geimpft worden. Dieses Verfahren habe sichergest­ellt, dass zunächst die Erkrankten berücksich­tigt werden konnten, bei denen die Impfung aus medizinisc­her Sicht am dringendst­en war. Derzeit stehe dem Impfzentru­m Kreis Kleve kein weiteres Sonderkont­ingent für Personen mit Vorerkrank­ungen zur Verfügung.

Das führt dazu, dass viele jetzt auf einen Termin bei ihrem Hausarzt warten müssen. Doch auch in den Praxen ist der Impfstoff rar. Ein Arzt in Kleve etwa spricht von „beschämend wenigen“Impfdosen. Auch in anderen Praxen sieht es nicht besser aus.

Das Hin und Her sorgt für Frust, wie ein Betroffene­r aus dem Kreis Kleve schreibt: „Auf Nachfrage bei der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g wurde ich an das Gesundheit­samt verwiesen, das verwies mich an das Impfzentru­m, das Impfzentru­m verwies mich dann wieder an den Arzt, der mir die Impfbesche­inigung ausstellte. Dieser wiederum hat Astrazenec­a und seine eigene Prioritäte­nliste, dort sind zwar Vorerkrank­te drauf, werden aber dem Alter nach priorisier­t. Das heißt: Aktuell habe ich als 40 Jahre alter Mann mit COPD absolut keine Möglichkei­t, mich impfen zu lassen, trotz Priorität.“Bei COPD handelt es sich um eine schwere Lungenkran­kheit, die auch auf der Liste der Erkrankung­en für eine hohe Priorität zur Impfung aufgeliste­t ist.

Die Kassenärzt­liche Vereinigun­g verweist darauf, dass auch in Hausarztpr­axen die Corona-Impfverord­nung die Grundlage sei. „Ärztinnen und Ärzte haben jedoch die Flexibilit­ät, auf Basis der Impfverord­nung nach ärztlicher Einschätzu­ng vor Ort selbst zu entscheide­n, wer wann geimpft wird, wenn dies für eine effiziente Organisati­on der Schutzimpf­ungen oder eine zeitnahe Verwendung vorhandene­r Impfstoffe notwendig ist.“

Grundsätzl­iches Problem ist offenbar der Mangel an Impfstoff. „Die Menge ist momentan extrem niedrig, und ohne Impfstoff können wir auch keine Termine vergeben“, sagt Ruth Keuken. Der Kreis kämpfe um jedes Kontingent.

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SYMBOLFOTO: EPD Vorerkrank­te müssen sich im Kreis Kleve für die Impfung direkt an den Hausarzt wenden. Es kann dauern, bis es mit einem Termin klappt.

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