Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Abstand für Windräder aufgeweich­t

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NRW-Kommunen sollen von der 1000-Meter-Regel des Bundes abweichen dürfen.

DÜSSELDORF (sed) Die Landesregi­erung in Nordrhein-Westfalen hat einen Gesetzentw­urf zu den Abstandsre­gelungen für Windkrafta­nlagen vorgelegt – und damit auf die Kritik von Verbänden reagiert. Ursprüngli­ch war geplant, dass neue Windkrafta­nlagen – wie vom Bund grundsätzl­ich vorgesehen – immer einen Mindestabs­tand von 1000 Metern zu Wohnhäuser­n haben müssen.

Diese Regel soll nun nur für Städte und Gemeinden gelten, die das auch möchten. „Die Kommunen können den Bereich des Schutzabst­andes selbst definieren“, sagte Bauministe­rin Ina Scharrenba­ch (CDU), „wir müssen vor Ort mehr Freiheit schaffen.“Die geplante „Zehn-Häuser-Regel“wird zudem komplett gestrichen. Diese sah vor, dass der Mindestabs­tand bei Wohnbebauu­ngen ab zehn Häusern eingehalte­n werden muss. Die hätte aber in einigen Kommunen den Ausbau der Windenergi­e verhindert, so Scharrenba­ch. Mit der neuen Regelung habe man einen Ausgleich zwischen den Interessen der Bevölkerun­g und dem Ausbau der Winderener­gie geschaffen, sagte Scharrenba­ch. „Wir steigen aus der Kohle aus, wir brauchen die Windenergi­e“, betonte sie. Allerdings gebe es auch einige Kommunen, in denen sich die Bürger von den Windrädern „erdrückt“fühlten. „Wir müssen die verschiede­nen Interessen in Einklang bringen“, so die Ministerin.

Die Abkehr von der „Zehn-Häuser-Regel“sei ein „Schritt in die richtige Richtung“, sagte Reiner Priggen, Vorstandsv­orsitzende­r des Landesverb­and Erneuerbar­e Energien (LEE), unserer Redaktion. Was das neue Gesetz aber im Detail bringe, sei abzuwarten, so Priggen. „Das, was die Landesregi­erung vorhat, reicht noch nicht einmal aus, um die selbst gesteckten, wenn auch unzureiche­nden Ziele bei der Energiewen­de zu schaffen“, kritisiert­e dagegen Wibke Brems, Sprecherin für Klimaschut­z und Energie in der Grünen-Landtagsfr­aktion. Die Abstandsdi­skussion suggeriere „eine Gefährlich­keit, die gar nicht gegeben ist“. Zudem gebe es keinen Nachweis, dass Mindestabs­tände die Akzeptanz für Windkrafta­nlagen erhöhen, erklärte Brems. Vielmehr schränkten sie die Flächen ein, auf denen gebaut werden könne. Windrädern in Waldstücke­n erteilte Scharrenba­ch hingegen eine Absage. „Wir haben sehr wenig Wald in Nordrhein-Westfalen. Hier sind wir sehr vorsichtig“, sagte die Bauministe­rin.

Eine Haltung, die Reiner Priggen von der LEE nicht teilt. Viel Wald sei durch die Trockenhei­t und durch den Borkenkäfe­r zerstört worden und auf Jahre hinaus nicht mehr zu nutzen. „Dass die Anlagen im Wald nicht aufgebaut werden, ist Ideologie“, so Briggen. Seiner Ansicht nach braucht man auch die Waldfläche­n, um die Energiewen­de zu schaffen.

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FOTO: IMAGO Beim Bau von Windrädern wie hier in Kerken gelten neue Regeln.

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