Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Heftige Kritik an Tecklenburg-Plänen
Der Straelener Bau- und Planungsausschuss lehnt mehrheitlich die Aussiedlungspläne der Bauunternehmung zum Hommespad ab. Kritisiert wird nicht die Notwendigkeit, sondern die Dimension des Vorhabens.
STRAELEN In einem waren sich die Ausschussmitglieder einig: Die Aussiedlung der Firma Tecklenburg ist nötig, die Zustände am jetzigen Standort Lingsforter Straße/Berghsweg sind unhaltbar. Doch was sich der Unternehmer als neuen Standort wünscht, wurde im Gremium heftig diskutiert und schließlich auch abgelehnt.
Tecklenburg will vor den Toren Straelens, am Hommespad, ein neues, repräsentatives Verwaltungsgebäude errichten. Auf einem insgesamt fünf Hektar (50.000 Quadratmeter) großen Areal plant er ein dreistöckiges Flachdachgebäude plus Staffelgeschoss und dazu etwa 130 Parkplätze sowie öffentliche Ladestationen für E-.Autos und E-Bikes. Die Kosten für Erschließung und Neubau sollen sich auf etwa zehn Millionen Euro belaufen. Außerdem böte, so die Vorstellung Tecklenburgs, das Areal Platz für eine Rettungswache sowie für einen dreigruppigen Kindergarten nicht nur für die Söhne und Töchter von Tecklenburg-Mitarbeitern, sondern
auch für den Nachwuchs von Beschäftigten von nahe gelegenen Firmen wie Bofrost und Bonduelle.
Um das Projekt realisieren zu können, müsste der Flächennutzungsplan geändert werden. Schon in früheren Sitzungen des Ausschusses für Stadtentwicklung, Planen und Bauen hatte es Kritik gegeben. Widerspruch kommt auch von Eduard Freiherr von Loë, dem Eigentümer von Haus Coull. Er würde im Falle eines Neubaus der Nachbar auf der anderen Seite der Bundesstraße 58 sein. Die Kreisbauernschaft Geldern wendet sich ebenfalls strikt gegen die Ausweisung eines neuen Gewerbegebiets am Hommespad. Bisher sind die betroffenen fünf Hektar im Flächennutzungsplan als Fläche für die Landwirtschaft dargestellt. Bei einem Tecklenburg-Neubau befürchten die anliegenden Landwirte Verkehrsprobleme.
„Wir bezweifeln ein konkretes Nutzungsinteresse“, sagte Michael Traurig von den Freien Wählern in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Planen und Bauen am Dienstagabend. Tecklenburg sei nur an der Entwicklung eines privaten Gewerbegebietes interessiert, und das sei nicht im Sinne des kreisweiten Gewerbeflächenpools. Die Flächennutzungsplanänderung auf 50.000 Quadratmetern sei viel mehr, als Tecklenburg für seine Firmenzentrale und die Rettungswache brauche.
Hans-Hermann Terkatz (GO/Grüne) bemängelte, dass Tecklenburg mittlerweile die dritte Variante vorlege und nicht bereit sei, die üblichen Preise für Gewerbeflächen zu zahlen. Die Vorlage sei nicht entscheidungsreif. Er plädierte zunächst für eine Vertagung bis zur nächsten Sitzung des Ausschusses.
Dafür sprachen sich auch Annemarie Fleuth und Hans-Josef Aengenendt von der CDU aus. Letzterer wies vor allem auf die Bedeutung der Rettungswache hin, für die der Kreis als Ersatz für den aufgegebenen Standort in Wachtendonk an einer so exponierten Stelle wie am Hommespad interessiert sei. Johannes Pieper (FDP) schlug eine nur teilweise Änderung des Flächennutzungsplans vor. Annemarie Fleuth regte an, dass die Stadt die fünf Hektar kaufe, Tecklenburg den unbedingt für sich benötigten Platz erhalte und die Stadt den Rest als auch von anderen Unternehmen dringend gewünschte Expansionsflächen
bereit halte.
Stefan Kemmerling (GO/Grüne) stellte mit seinem Beitrag wohl die Weiche zum letztlich gefassten Entschluss, von einer Änderung des Flächennutzungsplans am Hommespad abzusehen. „Wir sind dabei, uns selber zu entmachten“, sagte er. Hier werde von einem Unternehmer Druck ausgeübt, der das Recht auf eine Sonderbehandlung einfordere. Tecklenburg hatte unter anderem in den Raum gestellt, mit der Firma eventuell nach Wachtendonk zu gehen, sollte er am Hommespad nicht zum Zuge kommen. Kemmerling forderte einen Neustart auf beiden Seiten. „Wir müssen uns wieder auf normale Umgangsformen zurückziehen.“Gegen eine Änderung des Flächennutzungsplans sprachen sich acht Ausschussmitglieder aus. Vier waren gegen diese Empfehlung, es gab drei Enthaltungen.
„Wir sind dabei, uns selber zu entmachten“
Stefan Kemmerling GO/Grüne