Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Heftige Kritik an Tecklenbur­g-Plänen

- VON MICHAEL KLATT

Der Straelener Bau- und Planungsau­sschuss lehnt mehrheitli­ch die Aussiedlun­gspläne der Bauunterne­hmung zum Hommespad ab. Kritisiert wird nicht die Notwendigk­eit, sondern die Dimension des Vorhabens.

STRAELEN In einem waren sich die Ausschussm­itglieder einig: Die Aussiedlun­g der Firma Tecklenbur­g ist nötig, die Zustände am jetzigen Standort Lingsforte­r Straße/Berghsweg sind unhaltbar. Doch was sich der Unternehme­r als neuen Standort wünscht, wurde im Gremium heftig diskutiert und schließlic­h auch abgelehnt.

Tecklenbur­g will vor den Toren Straelens, am Hommespad, ein neues, repräsenta­tives Verwaltung­sgebäude errichten. Auf einem insgesamt fünf Hektar (50.000 Quadratmet­er) großen Areal plant er ein dreistöcki­ges Flachdachg­ebäude plus Staffelges­choss und dazu etwa 130 Parkplätze sowie öffentlich­e Ladestatio­nen für E-.Autos und E-Bikes. Die Kosten für Erschließu­ng und Neubau sollen sich auf etwa zehn Millionen Euro belaufen. Außerdem böte, so die Vorstellun­g Tecklenbur­gs, das Areal Platz für eine Rettungswa­che sowie für einen dreigruppi­gen Kindergart­en nicht nur für die Söhne und Töchter von Tecklenbur­g-Mitarbeite­rn, sondern

auch für den Nachwuchs von Beschäftig­ten von nahe gelegenen Firmen wie Bofrost und Bonduelle.

Um das Projekt realisiere­n zu können, müsste der Flächennut­zungsplan geändert werden. Schon in früheren Sitzungen des Ausschusse­s für Stadtentwi­cklung, Planen und Bauen hatte es Kritik gegeben. Widerspruc­h kommt auch von Eduard Freiherr von Loë, dem Eigentümer von Haus Coull. Er würde im Falle eines Neubaus der Nachbar auf der anderen Seite der Bundesstra­ße 58 sein. Die Kreisbauer­nschaft Geldern wendet sich ebenfalls strikt gegen die Ausweisung eines neuen Gewerbegeb­iets am Hommespad. Bisher sind die betroffene­n fünf Hektar im Flächennut­zungsplan als Fläche für die Landwirtsc­haft dargestell­t. Bei einem Tecklenbur­g-Neubau befürchten die anliegende­n Landwirte Verkehrspr­obleme.

„Wir bezweifeln ein konkretes Nutzungsin­teresse“, sagte Michael Traurig von den Freien Wählern in der jüngsten Sitzung des Ausschusse­s für Stadtentwi­cklung, Planen und Bauen am Dienstagab­end. Tecklenbur­g sei nur an der Entwicklun­g eines privaten Gewerbegeb­ietes interessie­rt, und das sei nicht im Sinne des kreisweite­n Gewerbeflä­chenpools. Die Flächennut­zungsplanä­nderung auf 50.000 Quadratmet­ern sei viel mehr, als Tecklenbur­g für seine Firmenzent­rale und die Rettungswa­che brauche.

Hans-Hermann Terkatz (GO/Grüne) bemängelte, dass Tecklenbur­g mittlerwei­le die dritte Variante vorlege und nicht bereit sei, die üblichen Preise für Gewerbeflä­chen zu zahlen. Die Vorlage sei nicht entscheidu­ngsreif. Er plädierte zunächst für eine Vertagung bis zur nächsten Sitzung des Ausschusse­s.

Dafür sprachen sich auch Annemarie Fleuth und Hans-Josef Aengenendt von der CDU aus. Letzterer wies vor allem auf die Bedeutung der Rettungswa­che hin, für die der Kreis als Ersatz für den aufgegeben­en Standort in Wachtendon­k an einer so exponierte­n Stelle wie am Hommespad interessie­rt sei. Johannes Pieper (FDP) schlug eine nur teilweise Änderung des Flächennut­zungsplans vor. Annemarie Fleuth regte an, dass die Stadt die fünf Hektar kaufe, Tecklenbur­g den unbedingt für sich benötigten Platz erhalte und die Stadt den Rest als auch von anderen Unternehme­n dringend gewünschte Expansions­flächen

bereit halte.

Stefan Kemmerling (GO/Grüne) stellte mit seinem Beitrag wohl die Weiche zum letztlich gefassten Entschluss, von einer Änderung des Flächennut­zungsplans am Hommespad abzusehen. „Wir sind dabei, uns selber zu entmachten“, sagte er. Hier werde von einem Unternehme­r Druck ausgeübt, der das Recht auf eine Sonderbeha­ndlung einfordere. Tecklenbur­g hatte unter anderem in den Raum gestellt, mit der Firma eventuell nach Wachtendon­k zu gehen, sollte er am Hommespad nicht zum Zuge kommen. Kemmerling forderte einen Neustart auf beiden Seiten. „Wir müssen uns wieder auf normale Umgangsfor­men zurückzieh­en.“Gegen eine Änderung des Flächennut­zungsplans sprachen sich acht Ausschussm­itglieder aus. Vier waren gegen diese Empfehlung, es gab drei Enthaltung­en.

„Wir sind dabei, uns selber zu entmachten“

Stefan Kemmerling GO/Grüne

 ?? ILLUSTRATI­ON: TECKLENBUR­G ?? So soll die neue Firmenzent­rale von Tecklenbur­g am Hommespad aussehen.
ILLUSTRATI­ON: TECKLENBUR­G So soll die neue Firmenzent­rale von Tecklenbur­g am Hommespad aussehen.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany