Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Schoko-Radtour für den Klimaschutz
Um das Kakao-Produkt emissionsfrei zu liefern, radeln sonst Menschen nach Amsterdam. Wegen der Pandemie geht das nicht. Stattdessen wird die Süßigkeit kurz hinter der Grenze beim Biohof Büsch in Weeze abgeholt.
Für das emissionsfreie Produkt radeln Menschen sonst nach Amsterdam. In der Pandemie wird sie beim Biohof Büsch abgeholt.
WEEZE „Diesmal kamen die Leute nicht von ganz so weit her, das Weiteste war die Pfalz bis jetzt“, erzählt Simone Schmidt vom Biohof Büsch in Weeze. Immerhin mehr als 300 Kilometer, eine dreitägige Reise mit dem Fahrrad – und das alles für Süßigkeiten Der Hof in Weeze ist Anlaufpunkt für alle, die sich für klimafreundliche Schokolade engagieren. Schokofahrt nennt sich die Aktion, bei der Fahrradfahrer aus ganz Deutschland emissionsfrei Schokolade abholen und zu den Bioläden in ihrer jeweiligen Heimat bringen. Normalerweise fahren sie dazu nach Amsterdam zur Manufaktur „The Chocolatemakers“, die die Schokolade herstellt. Der Kakao dafür wird extra mit einem Segelschiff aus der Dominikanischen Republik über den Atlantik transportiert. Um auch das letzte Stückchen der Lieferkette emissionsfrei zu gestalten, starteten 2017 ein paar Radfahrer aus Münster mit der Schokofahrt und holten die Tafeln in Amsterdam ab. Mittlerweile sind zweimal im Jahr mehrere Hundert Menschen dabei – ehrenamtlich. „Es ist quasi ein ideologischer Beweis dafür, dass man auch anders transportieren kann“, erklärt Simone Schmidt.
Corona machte den Fahrern aber im vergangenen Jahr einen Strich durch die Rechnung. Große Gruppen, die zusammen die Landesgrenze passieren und dabei auch noch Sport machen – undenkbar während einer Pandemie. Deshalb suchten die Chocolatemakers nach einem deutschen Lagerort an der Grenze, den die Fahrradfahrer stattdessen anpeilen konnten. Fündig wurden sie in Weeze beim Biohof Büsch.
„Mit einem Elektroauto haben sie dann die Kartons mit der Schokolade bei uns auf den Hof gebracht“, berichtet Landwirtin Simone Schmidt. Fünf Lieferwagen voll waren es insgesamt. Das war im Herbst. Ende März kam dann die Lieferung für die Frühjahrsfahrt. Diesmal waren es nur anderthalb Lieferwagen, weil die Chocolatemakers einen zweiten Abhol-Standort im Norden gefunden haben. „Letztes Mal kamen die Leute teilweise sogar aus Österreich oder München“, sagt Schmidt. 2018 fuhren sie und ihr Lebensgefährte Daniel Schewe, beide leidenschaftliche Fahrradfahrer, selbst mit nach Amsterdam und verkaufen seitdem die Schokolade in ihrem Hofladen. „Jetzt den Lagerort zu stellen war natürlich logistisch herausfordernd“, erzählt sie, „aber wir haben uns langsam dran gewöhnt, jetzt ist es nicht mehr viel Mehrarbeit.“
Man habe auch dazu gelernt: Im vergangenen Jahr boten sie noch den Fahrradfahrern an, auf dem Hof zu zelten. „Das war dann doch etwas anstrengend, das machen wir jetzt nicht mehr von uns aus.“Interessante Leute trifft man durch die Aktion trotzdem noch: „Manche sind ganz normal, manche sehr speziell, aber alle haben die Begeisterung fürs Fahrradfahren gemeinsam.“Das verbindet.
Die emissionsfreien Schokoladen gibt in vier verschiedenen Ausführungen, je nach Geschmack kann man sie als Milchschokolade, Zartbitter mit Kakaonibs, Splitterschokolade oder mit Kaffeestückchen kaufen. Wer in den Hofladen vom Biohof Büsch mit dem Fahrrad kommt, der kriegt sogar zehn Prozent Rabatt auf die Tafeln. Ab Mai soll der Fahrrad-Rabatt sogar für das ganze Hofsortiment gelten. „Uns ist es wichtig, klarzumachen, dass es auch anders geht als mit dem Auto“, so Schmidt.