Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Endspurt für Umbau von Haus Ingenray
Die Tagungs-, Begegnungs- und Forschungsstätte in Pont wird in wenigen Monaten eröffnet werden. Mittel für die Ausstattung kommen aus dem Programm „Heimat-Zeugnis“. Den Förderbescheid übergab Ministerin Ina Scharrenbach.
Die Tagungs- und Forschungsstätte in Pont wird in wenigen Monaten eröffnet werden. Jetzt war Ministerin Ina Scharrenbach zu Besuch.
PONT Noch ist Haus Ingenray eine große Baustelle. Der alte Rittersitz ist eingerüstet, die großen Räume sind weitgehend leer. Doch noch in diesem Jahr soll das historische Gebäude für die Öffentlichkeit zugänglich werden, soll die neue Nutzung als Forschungs- und Begegnungsstätte mit Archiv und Museum starten. Möglich wird das auch dank vielfacher öffentlicher Förderung. Einen Baustein dazu brachte Ina Scharrenbach am Donnerstag vorbei. Die Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen übergab Matthias Schrör als Direktor der Emilieund-Hans-Stratmans-Stiftung einen Förderbescheid über 150.000 Euro. Die Mittel aus dem Programm „Heimat-Zeugnis“sind dafür da, im Rittersaal und im Kaminzimmer (Bibliothek) mit Vitrinen, Stellwänden und multimedialen Angeboten Ausstellungen aus der umfangreichen Sammlung von Hans Stratmans zu präsentieren. Zudem wird ein Film finanziert, in dem der Walbecker Fotograf Gerhard Seybert Umbau und Restaurierung des Hauses dokumentiert.
In Haus Ingenray kommen zwei Aspekte zusammen. Zum einen ist das Gebäude, 1387 erstmals in einer Urkunde erwähnt, an sich ein wichtiges Denkmal. Teile des Gebäudes stammen vermutlich sogar aus dem Spätmittelalter. Und dann kommt Hans Stratmans ins Spiel. Sein Vater erwarb 1962 die heruntergekommene Immobilie mit dem weitläufigen Parkgelände. Hans und seine Frau Emilie legten bei der Instandsetzung großen Wert auf die Wiederherstellung des einstigen Charakters des Hauses.
Hans Stratmans war aber vor allem ein Sammler. Karten, Bücher, Stiche, Münzen, aber auch Waffen, Spazierstöcke oder Kupferkannen – was er ergattern konnte und eine Verbindung zu Geldern und zur Region hatte, kaufte er und hob es auf. Und Emilie und Hans Stratmans waren weitsichtig genug, auch an die Zeit nach ihrem Tod zu denken. Immer im Historischen Verein engagiert, strebte Hans Stratmans die Gründung einer Stiftung an, die Haus Ingenray und seine Sammlung für die Nachwelt erhält. Beim Rundgang konnten sich Ministerin Scharrenbach, die Landtagsabgeordnete Margret Vosseler-Deppe und Bürgermeister Sven Kaiser davon überzeugen, was alles schon passiert ist. So wurde aus dem früheren Schwimmbad ein hochmodernes Archivmagazin. Matthias Schrör und sein Team haben die unzähligen Stücke aus der Sammlung geordnet und archiviert. Das waren allein gut 3000 Grafiken, Kupfer- und Holzstiche, die dichtgedrängt in den Regalen und Schubladen der Bibliothek lagen. Bald sollen Schüler und Studenten, Heimatforscher und Wissenschaftler hier arbeiten können. Gerd Koppers, der für das Kuratorium der Stiftung unter anderem die mühevolle Aufgabe übernahm, die Finanzierung des Projektes zu sichern: „Wir arbeiten zum Beispiel mit Grundschulen zusammen. Die Kinder können dann im Park die Äpfel ernten und viel über die Landwirtschaft in der Region lernen.“„Herzstück“von Ingenray wird im Obergeschoss ein Tagungsraum für bis zu 80 Personen. Am Donnerstag war aber auch zu erleben, was auch in Zukunft das Besondere von Haus Ingenray ausmachen wird. Unter Leitung von Architekt Clemens Scholten bleiben einige Räume wie das Wohnzimmer im rechten Flügel oder der Wein- und Partykeller so erhalten, wie sie vielen Besucher des Hauses angesichts der großen Gastfreundlichkeit von Emilie und Hans Stratmans in Erinnerung haben.
Da stehen die Hausschuhe parat, das gesammelte Material stapelt sich noch, ein alter Lokalteil der Rheinischen Post von 1974 auf dem Fensterbrett erinnert an die Eröffnung des Golfplatzes in Issum. Unzählige Underberg-Fläschchen stehen in den Ecken, und im Keller liegen schwer verstaubte hunderte von Weinflaschen, bei denen der Gast schon früher fürchtete, Hans Stratmans würde nun ein besonders altes Schätzchen öffnen. Denn als großer Sammler hatte er nicht unbedingt immer die Haltbarkeit des Inhalts im Auge.