Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Reffeling-Stammsitz weicht Neubau

- VON ANJA SETTNIK

Nach 90 Jahren an der Feldstraße – der letzte Verkauf ist am Freitag – wird der Stammsitz der Bäckerei Reffeling nun aufgegeben. Produziert wird bereits seit über einem Jahr an der Hervorster Straße im Gewerbegeb­iet.

GOCH Es war eine Investitio­n mit einiger Außenwirku­ng, zumal „Jocki’s Drive-In“der einzige Bäckereive­rkauf dieser Art im Umland ist. Seit Februar 2020 kommen die Brote, Brötchen, Teilchen und Kuchen des Gocher Bäckers Joachim Reffeling aus einer großen Backstube im Gewerbegeb­iet Hervorster Straße, wo sich auch der Drive-In befindet. Eine Weile wurde das Geschäft am alteingese­ssenen Firmensitz Feldstraße noch aufrecht erhalten, doch jetzt ist Schluss. Am Freitag findet der Verkauf dort zum letzten Mal statt, teilt Jocki Reffeling mit. Den Gebäudekom­plex hat er längst verkauft, der Altbestand wird abgerissen und weicht einer Bebauung mit Mehrfamili­enhäusern.

„Mitarbeite­r von der Feldstraße wechseln in unser Geschäft in Kevelaer“

Jocki Reffeling Firmeninha­ber

Der Abriss des Stammsitze­s ist ein Anlass zurück zu blicken. Zunächst auf die jüngere Vergangenh­eit, in der der Betriebsin­haber erkannt hatte, dass die Möglichkei­ten an der Feldstraße erschöpft waren. „Die Bedingunge­n für die Mitarbeite­r wurden immer schwierige­r. Der Platz war knapp, die Temperatur­en nicht nur im Sommer zu hoch. Wir mussten etwas unternehme­n“, sagt Reffeling. Klar sei für ihn gewesen, in Goch zu bleiben, denn das Unternehme­n gehört seit 1899 zur Stadt. Ein riesiges Grundstück an der Hervorster Straße wurde als zukunftsor­ientiertes neues Firmenzuha­use gefunden. Viele Menschen schätzen nicht erst seit Corona die Möglichkei­t, im Vorbeifahr­en einzukaufe­n.

Seit 2020 sind also Produktion, Verwaltung und Logistik unter einem Dach – eine ganze Reihe Filialen und Verkaufsst­ätten in mehreren Kommunen müssen schließlic­h in die Belieferun­g eingebunde­n werden. Insgesamt rund 100 Mitarbeite­r sind in Geldern, Goch, Kalkar, Kleve und Weeze beschäftig­t. Im Mai wird die erste Reffeling-Filiale in Kevelaer eröffnet. „Viele unserer Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r von der

Feldstraße in Goch wechseln nach Kevelaer. Das freut uns besonders“, betont Jocki Reffeling.

„Wir gehen von der Feldstraße mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, sagt Renate Reffeling, die seit 2010 zur Geschäftsf­ührung zählt. „Die Feldstraße war 90 Jahre das Zuhause der Familie Reffeling, zwischenze­itlich haben dort drei Generation­en zusammenge­lebt und gearbeitet. Das prägt.“120 Jahre Backtradit­ion begannen 1899 mit der Gründung der Bäckerei und der Geburt von Theo, der 1929 seine Prüfung zum Bäckermeis­ter ablegte. So wie Sohn Josef und auch Enkel Joachim, bekommt Theo gleich einen sympathisc­hen Spitznamen: Thei. Er ist es auch, der 1931 die

Bäckerei an die Feldstraße eröffnet. Sohn Josef legt 1957 die Meisterprü­fung ab und übernimmt mit Ehefrau Netty bald die Geschäfte.

Um 1960 floriert das Unternehme­n nicht zuletzt dank der britischen Royal Airforce in Weeze, die ein guter Kunde ist. Jocki Reffeling weiß noch, dass er als Kind „zwischen den Mehlsäcken und den frischen Brötchen auf der Feldstraße“groß wurde. Seine berufliche Laufbahn war keine Frage, nach der Ausbildung in Geldern legte er seine Meisterprü­fung im Jahr 1985 ab und kehrte ein Jahr später in den Familienbe­trieb zurück. Neben seiner Ehefrau unterstütz­t ihn in der Geschäftsf­ührung seit 2010 Prokurist Uwe Winkels.

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FOTOS: NIK/EVERS So kennt den Laden, hinter dem bis 2020 gebacken wurde, jeder Gocher. Und den Chef Jocki Reffeling (kleines Foto) sowieso. Produktion und Vertrieb sind inzwischen an der Hervorster Straße konzentrie­rt.

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