Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Corona-Lösung – Kunst hinter Glas
In Geldern und Straelen gibt es besondere Formen, Bilder, Fotografien und Skulpturen zu präsentieren. Besuche der Aktionen „Kunstfenster“und „Ein Gewächshaus für die Kunst“lassen sich in Radtouren und Spaziergänge einbauen.
GELDERLAND Sie sind noch da. Sie sind noch aktiv. „Mehr denn je“, sagt Nanni Wagner. Doch das kriegt kaum jemand mit. Denn alle Veranstaltungen, auf denen bildende Künstler ihre Werke präsentieren könnten, sind wegen der Corona-Pandemie nicht möglich. Museen und Galerien sind geschlossen, offene Ateliers sind ebenfalls undurchführbar. Zwei besondere Aktionen in Geldern und Straelen sollen dafür sorgen, dass die Kunst auch in diesen Zeiten ihr Publikum findet.
„Kunstfenster“heißt die Aktion, die am 1. Mai in Geldern startet. Teilnehmer sind die sechs Nutzer des Atelierhofs am Brühlschen Weg 12. Sie wollen, beginnend am 1. Mai, jeweils am ersten Wochenende im Monat ausgewählte Werke in die Fenster ihrer Ateliers stellen. Etwas Ähnliches hatte Nanni Wagner Ende 2020 mit dem künstlerischen „Adventskalender“im Schaufenster des ehemaligen Geschäftslokals Kleinbielen am Gelderner Markt initiiert. „Das hatte eine gute Resonanz“, erinnert sie sich.
Nanni Wagner gehört zu diesem Sextett, das sich im geräumigen Innenhof immer mal wieder zu Gesprächen und zum gegenseitigen Austausch trifft und jetzt das „Kunstfenster“bestückt. „Wir wollen unsere Arbeiten so zeigen, dass Radfahrer und Spaziergänger sie sehen können, ohne unsere Ateliers betreten zu müssen“, erläutert sie die Idee hinter der corona-konformen Form der Kunstvermittlung. Jeder zeige, woran er gerade arbeitet.
Nanni Wagner befasst sich seit einem halben Jahr intensiv mit dem Thema „Unter dem Meer“. Korallen faszinieren sie sowieso. Und als sie Keramik-Behausungen formte, hatte sie ganz viel Spaß beim Rollen der „Würstchen“. Keramische Arbeiten und Malereien mit Tusche und Pigmenten auf Leinwand steuert sie bei. Ihr erstes Bild der Reihe trägt den Titel „Die Woge“.
Arnhild Koppel wartet darauf, endlich ihre Atelier-Galerie in ihrem Wohnort Straelen öffnen zu können. Als Teil der Gelderner Ateliergemeinschaft zeigt sie zunächst eine Reihe von hohen schmalen Bildern mit „indianischem Bezug“. Die zu sehenden Figuren tanzen ekstatisch wie die amerikanischen Ureinwohner. Auch Illustrationen von kleinen Welten ihrer Fantasie sind ihr Sujet, wenn sie Acryl und Tusche auf die Leinwand bringt.
Jörg Möller zeigt abstrakte Studien zu menschlichen Körperteilen aus Keramik. Die Fotografien von Günter Rinkens zeigen Landschaften, deren Strukturen sich auflösen und neue Landschaften ergeben. Dana Fuchs hält Landschaften in Acryl fest. Und Eliana Schwarzenberg, die letzte der kreativen Sechs vom Brühlschen Weg, will zu der Aktion Acrylmalerei auf Leinwand und traditionelle chinesische Weberei zeigen. Wagner: „Jeder Teilnehmende bestimmt, was er oder sie an dem betreffenden Wochenende präsentiert.“
Ein paar Kilometer weiter südlich beginnt am 1. Mai ebenfalls eine kreative Aktion. „Ein Gewächshaus für die Kunst“heißt das Angebot in Straelen. Heiner Geisbe hatte in den vergangenen Jahren oft über eine Möglichkeit nachgedacht, Kunst in der Natur zu zeigen. Konzentration auf eine Sache sei die Ursprungsidee gewesen. „Durch Corona verstärkte sich das: Ansehen, ohne sich zu gefährden“, beschreibt der Straelener das Prinzip seines Projekts.
Im Westdeutschen Kunstverband, im Verein der Düsseldorfer Künstler und im Malkasten ist Geisbe vernetzt. Er fragte bekannte Künstler und Freunde, ob sie mitmachen wollten. In seinem Garten am Bormiger Weg 53 in Straelen errichtete er ein Gewächshaus mit der Grundfläche 2,50 mal 2,50 Meter. Dort sind jeweils drei Wochen lang Kunstwerke zu sehen.
Den Anfang machen am 1. Mai Ekkehard Neumann aus Münster, Elly Valk-Verheyen aus Dortmund sowie Annette Wesseling und Friedhelm Falke aus Köln. Zusammen zeigen sie einen Tisch mit Objekten und Skulpturen, die ein abstraktes Ensemble bilden. Mit Andrea Küster und Peter Bogatka sind für Juni und Juli weitere Aussteller gefunden. Bis zum Oktober soll die Aktion zunächst mal laufen. Zwischendurch will Geisbe tageweise auch eigene Arbeiten ins Treibhaus stellen. Und er ist jederzeit ansprechbar, sollten Besucher Informationen zu den Kunstwerken haben wollen.