Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Corona-Lösung – Kunst hinter Glas

In Geldern und Straelen gibt es besondere Formen, Bilder, Fotografie­n und Skulpturen zu präsentier­en. Besuche der Aktionen „Kunstfenst­er“und „Ein Gewächshau­s für die Kunst“lassen sich in Radtouren und Spaziergän­ge einbauen.

- VON MICHAEL KLATT

GELDERLAND Sie sind noch da. Sie sind noch aktiv. „Mehr denn je“, sagt Nanni Wagner. Doch das kriegt kaum jemand mit. Denn alle Veranstalt­ungen, auf denen bildende Künstler ihre Werke präsentier­en könnten, sind wegen der Corona-Pandemie nicht möglich. Museen und Galerien sind geschlosse­n, offene Ateliers sind ebenfalls undurchfüh­rbar. Zwei besondere Aktionen in Geldern und Straelen sollen dafür sorgen, dass die Kunst auch in diesen Zeiten ihr Publikum findet.

„Kunstfenst­er“heißt die Aktion, die am 1. Mai in Geldern startet. Teilnehmer sind die sechs Nutzer des Atelierhof­s am Brühlschen Weg 12. Sie wollen, beginnend am 1. Mai, jeweils am ersten Wochenende im Monat ausgewählt­e Werke in die Fenster ihrer Ateliers stellen. Etwas Ähnliches hatte Nanni Wagner Ende 2020 mit dem künstleris­chen „Adventskal­ender“im Schaufenst­er des ehemaligen Geschäftsl­okals Kleinbiele­n am Gelderner Markt initiiert. „Das hatte eine gute Resonanz“, erinnert sie sich.

Nanni Wagner gehört zu diesem Sextett, das sich im geräumigen Innenhof immer mal wieder zu Gesprächen und zum gegenseiti­gen Austausch trifft und jetzt das „Kunstfenst­er“bestückt. „Wir wollen unsere Arbeiten so zeigen, dass Radfahrer und Spaziergän­ger sie sehen können, ohne unsere Ateliers betreten zu müssen“, erläutert sie die Idee hinter der corona-konformen Form der Kunstvermi­ttlung. Jeder zeige, woran er gerade arbeitet.

Nanni Wagner befasst sich seit einem halben Jahr intensiv mit dem Thema „Unter dem Meer“. Korallen fasziniere­n sie sowieso. Und als sie Keramik-Behausunge­n formte, hatte sie ganz viel Spaß beim Rollen der „Würstchen“. Keramische Arbeiten und Malereien mit Tusche und Pigmenten auf Leinwand steuert sie bei. Ihr erstes Bild der Reihe trägt den Titel „Die Woge“.

Arnhild Koppel wartet darauf, endlich ihre Atelier-Galerie in ihrem Wohnort Straelen öffnen zu können. Als Teil der Gelderner Ateliergem­einschaft zeigt sie zunächst eine Reihe von hohen schmalen Bildern mit „indianisch­em Bezug“. Die zu sehenden Figuren tanzen ekstatisch wie die amerikanis­chen Ureinwohne­r. Auch Illustrati­onen von kleinen Welten ihrer Fantasie sind ihr Sujet, wenn sie Acryl und Tusche auf die Leinwand bringt.

Jörg Möller zeigt abstrakte Studien zu menschlich­en Körperteil­en aus Keramik. Die Fotografie­n von Günter Rinkens zeigen Landschaft­en, deren Strukturen sich auflösen und neue Landschaft­en ergeben. Dana Fuchs hält Landschaft­en in Acryl fest. Und Eliana Schwarzenb­erg, die letzte der kreativen Sechs vom Brühlschen Weg, will zu der Aktion Acrylmaler­ei auf Leinwand und traditione­lle chinesisch­e Weberei zeigen. Wagner: „Jeder Teilnehmen­de bestimmt, was er oder sie an dem betreffend­en Wochenende präsentier­t.“

Ein paar Kilometer weiter südlich beginnt am 1. Mai ebenfalls eine kreative Aktion. „Ein Gewächshau­s für die Kunst“heißt das Angebot in Straelen. Heiner Geisbe hatte in den vergangene­n Jahren oft über eine Möglichkei­t nachgedach­t, Kunst in der Natur zu zeigen. Konzentrat­ion auf eine Sache sei die Ursprungsi­dee gewesen. „Durch Corona verstärkte sich das: Ansehen, ohne sich zu gefährden“, beschreibt der Straelener das Prinzip seines Projekts.

Im Westdeutsc­hen Kunstverba­nd, im Verein der Düsseldorf­er Künstler und im Malkasten ist Geisbe vernetzt. Er fragte bekannte Künstler und Freunde, ob sie mitmachen wollten. In seinem Garten am Bormiger Weg 53 in Straelen errichtete er ein Gewächshau­s mit der Grundfläch­e 2,50 mal 2,50 Meter. Dort sind jeweils drei Wochen lang Kunstwerke zu sehen.

Den Anfang machen am 1. Mai Ekkehard Neumann aus Münster, Elly Valk-Verheyen aus Dortmund sowie Annette Wesseling und Friedhelm Falke aus Köln. Zusammen zeigen sie einen Tisch mit Objekten und Skulpturen, die ein abstraktes Ensemble bilden. Mit Andrea Küster und Peter Bogatka sind für Juni und Juli weitere Aussteller gefunden. Bis zum Oktober soll die Aktion zunächst mal laufen. Zwischendu­rch will Geisbe tageweise auch eigene Arbeiten ins Treibhaus stellen. Und er ist jederzeit ansprechba­r, sollten Besucher Informatio­nen zu den Kunstwerke­n haben wollen.

 ?? RP-FOTOS: GOTTFRIED EVERS ?? Hereingesc­haut: Heiner Geisbe, Ekkehard Neumann und Elly Valk-Verheyen am Kunst-Gewächshau­s in Straelen. Darin ist ein Tisch mit Objekten und Skulpturen aufgestell­t.
RP-FOTOS: GOTTFRIED EVERS Hereingesc­haut: Heiner Geisbe, Ekkehard Neumann und Elly Valk-Verheyen am Kunst-Gewächshau­s in Straelen. Darin ist ein Tisch mit Objekten und Skulpturen aufgestell­t.
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Entspannt vor Kunst: Nanni Wagner und Arnhild Koppel im Atelierhof am Brühlschen Weg in Geldern mit Nanni Wagners Bild „Die Woge“.

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