Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Pläne für Annastraße in der Kritik
Rund eine Million Euro stehen für den Ausbau der Trasse im Straelener Haushalt. Aus Sicht der Verwaltung ist es eine Aufwertung des Straßenraums und ein Beitrag zur Barrierearmut. Ein Anwohner wertet es als reines Prestige-Objekt.
STRAELEN Aus Sicht der Straelener Stadtverwaltung ist es eine Aufwertung des Straßenraums und ein wichtiger Beitrag zur Barrierearmut. Die Rede ist von der Umgestaltung der Annastraße, die als Teil des Integrierten Handlungskonzepts Innenstadt Straelen 2022 in Angriff genommen werden soll. Raphael Steffens, als Bewohner des Höttenpfads auch vom Thema Anliegerbeiträge betroffen, sieht das Projekt allerdings kritisch. Für ihn handelt es sich um ein reines Prestige-Objekt der Straelener Verwaltung.
Die Planung sieht vor, den nördlichen Teil der Annastraße von der Gartenstraße bis zum Johann-Giesberts-Platz zu einer Tempo-30-Zone zu machen. Dadurch soll die Geschwindigkeit reduziert werden. Bei einer Videokonferenz am 8. April, an der 16 Anlieger teilnahmen, wurde auf zum Teil erhebliche Geschwindigkeitsüberschreitungen hingewiesen. Ein Tiefbauexperte der Stadtverwaltung kündigte an, dass am barrierefreien Übergang bei der Kursana-Senioreneinrichtung eine Fahrbahnerhöhung eingerichtet werde. Außerdem hält die Stadt in diesem Abschnitt wegen der hohen Abnutzung eine grundlegende Sanierung der Straße für unumgänglich. Vor dem Aufbringen einer neuen Deckschicht sollen Arbeiten an Wasserleitungen und Abwasserkanälen vorgenommen werden.
Für Steffens ergibt Tempo 30 an dieser Stelle „überhaupt keinen Sinn“. Es seien keine Einmündungen für rechts vor links vorhanden. Eine Aufenthaltsfunktion könne man auch nicht begründen. So äußerte er sich in einem Schreiben an das Straßenverkehrsamt in Kleve, in dem er seine Kritik an dem Vorhaben darlegte. So sei der vom Planungsbüro als Querungshilfe für ältere Menschen benannte und geplante „Geschwindigkeitsdrempel“als Querungshilfe absoluter Unsinn, denn das Kursana-Altenheim habe dort keinen Ein- oder Ausgang. „Der Eingang liegt auf der anderen Seite, auf der Brucknerstraße. Das Anlegen einer Querungshilfe auf der Annastraße ist rausgeschmissenes Geld“, äußerte sich der 45-jährige Straelener gegenüber der Rheinischen Post. Die Sanierung der Straße nur in diesem Abschnitt hält Steffens für eine pure Schönheitsreparatur. „Die ganze Straße bis zum Ortsausgang ist doch kaputt.“Die jetzige Situation bewertet Steffens, der als Fahrlehrer arbeitet, als autofahrerfreundlich und fußgängerfeindlich. Die im Raum stehenden Maßnahmen bringen aus seiner Sicht keine Verbesserung. Er plädiert für einen Zebrastreifen vor dem Johann-Giesberts-Platz wie vor etwas über 20 Jahren und eine Sanierung der Fahrbahnoberfläche.
Vorschläge hat er auch über die Annastraße hinaus. Seit dem Umbau der Wälle sei die Gartenstraße eine beliebte Abkürzung zwischen Rathausstraße und Annastraße. Dort wäre es sinnvoll, das mittlere Stück zwischen Bahnstraße und Hans-Tenhaeff-Straße zur Einbahnstraße zu machen. Außerdem empfiehlt er, die Hans-Tenhaeff-Straße wieder zur Einbahnstraße ab Südwall zu machen, damit die Tempo30-Zone auch als solche ihrer Funktion gerecht werden kann. „Zu Stoßzeiten staut sich der Verkehr auf der Gartenstraße so sehr, dass einige Autofahrer die Gehwege befahren und Fußgänger auf dem Gehweg sogar weghupen“, schildert Steffens seine Beobachtung. Dieser Verkehr könnte über „An der Bleiche“umgeleitet werden oder sollte auf den Wällen statt durch die 30er Zone fahren.
Beim Straßenverkehrsamt drang Steffens mit seiner Kritik nicht durch. Es verwies an die Stadt Straelen als Straßenbaulastträger. „Nur wenn die geplanten baulichen Veränderungen an einer Straße eine Gefährdung der Verkehrssicherheit darstellen, kann die Straßenverkehrsbehörde empfehlen, die Planungen nicht umzusetzen. Ihre Kritik bezüglich der Lage der Querungshilfe auf der Annastraße mag nachvollziehbar sein, ist aus Sicht der Verkehrssicherheit jedoch unbedenklich. Als bauliche geschwindigkeitsdämpfende Maßnahme zum Beginn einer Tempo-30-Zone ist die Aufpflasterung zumindest auf jeden Fall geeignet und im Grunde durch den Verordnungsgeber auch gefordert“, teilte die Sachbearbeiterin aus der Fachabteilung mit.
Steffens will die Tempo-30-Zone auf der Annastraße verhindern. In der nächsten Straelener Ratssitzung steht das Thema wieder auf der Tagesordnung. Der Ausschuss für Stadtentwicklung, Planen und Bauen hatte die Planung einstimmig befürwortet.