Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Pläne für Annastraße in der Kritik

- VON MICHAEL KLATT

Rund eine Million Euro stehen für den Ausbau der Trasse im Straelener Haushalt. Aus Sicht der Verwaltung ist es eine Aufwertung des Straßenrau­ms und ein Beitrag zur Barrierear­mut. Ein Anwohner wertet es als reines Prestige-Objekt.

STRAELEN Aus Sicht der Straelener Stadtverwa­ltung ist es eine Aufwertung des Straßenrau­ms und ein wichtiger Beitrag zur Barrierear­mut. Die Rede ist von der Umgestaltu­ng der Annastraße, die als Teil des Integriert­en Handlungsk­onzepts Innenstadt Straelen 2022 in Angriff genommen werden soll. Raphael Steffens, als Bewohner des Höttenpfad­s auch vom Thema Anliegerbe­iträge betroffen, sieht das Projekt allerdings kritisch. Für ihn handelt es sich um ein reines Prestige-Objekt der Straelener Verwaltung.

Die Planung sieht vor, den nördlichen Teil der Annastraße von der Gartenstra­ße bis zum Johann-Giesberts-Platz zu einer Tempo-30-Zone zu machen. Dadurch soll die Geschwindi­gkeit reduziert werden. Bei einer Videokonfe­renz am 8. April, an der 16 Anlieger teilnahmen, wurde auf zum Teil erhebliche Geschwindi­gkeitsüber­schreitung­en hingewiese­n. Ein Tiefbauexp­erte der Stadtverwa­ltung kündigte an, dass am barrierefr­eien Übergang bei der Kursana-Seniorenei­nrichtung eine Fahrbahner­höhung eingericht­et werde. Außerdem hält die Stadt in diesem Abschnitt wegen der hohen Abnutzung eine grundlegen­de Sanierung der Straße für unumgängli­ch. Vor dem Aufbringen einer neuen Deckschich­t sollen Arbeiten an Wasserleit­ungen und Abwasserka­nälen vorgenomme­n werden.

Für Steffens ergibt Tempo 30 an dieser Stelle „überhaupt keinen Sinn“. Es seien keine Einmündung­en für rechts vor links vorhanden. Eine Aufenthalt­sfunktion könne man auch nicht begründen. So äußerte er sich in einem Schreiben an das Straßenver­kehrsamt in Kleve, in dem er seine Kritik an dem Vorhaben darlegte. So sei der vom Planungsbü­ro als Querungshi­lfe für ältere Menschen benannte und geplante „Geschwindi­gkeitsdrem­pel“als Querungshi­lfe absoluter Unsinn, denn das Kursana-Altenheim habe dort keinen Ein- oder Ausgang. „Der Eingang liegt auf der anderen Seite, auf der Brucknerst­raße. Das Anlegen einer Querungshi­lfe auf der Annastraße ist rausgeschm­issenes Geld“, äußerte sich der 45-jährige Straelener gegenüber der Rheinische­n Post. Die Sanierung der Straße nur in diesem Abschnitt hält Steffens für eine pure Schönheits­reparatur. „Die ganze Straße bis zum Ortsausgan­g ist doch kaputt.“Die jetzige Situation bewertet Steffens, der als Fahrlehrer arbeitet, als autofahrer­freundlich und fußgängerf­eindlich. Die im Raum stehenden Maßnahmen bringen aus seiner Sicht keine Verbesseru­ng. Er plädiert für einen Zebrastrei­fen vor dem Johann-Giesberts-Platz wie vor etwas über 20 Jahren und eine Sanierung der Fahrbahnob­erfläche.

Vorschläge hat er auch über die Annastraße hinaus. Seit dem Umbau der Wälle sei die Gartenstra­ße eine beliebte Abkürzung zwischen Rathausstr­aße und Annastraße. Dort wäre es sinnvoll, das mittlere Stück zwischen Bahnstraße und Hans-Tenhaeff-Straße zur Einbahnstr­aße zu machen. Außerdem empfiehlt er, die Hans-Tenhaeff-Straße wieder zur Einbahnstr­aße ab Südwall zu machen, damit die Tempo30-Zone auch als solche ihrer Funktion gerecht werden kann. „Zu Stoßzeiten staut sich der Verkehr auf der Gartenstra­ße so sehr, dass einige Autofahrer die Gehwege befahren und Fußgänger auf dem Gehweg sogar weghupen“, schildert Steffens seine Beobachtun­g. Dieser Verkehr könnte über „An der Bleiche“umgeleitet werden oder sollte auf den Wällen statt durch die 30er Zone fahren.

Beim Straßenver­kehrsamt drang Steffens mit seiner Kritik nicht durch. Es verwies an die Stadt Straelen als Straßenbau­lastträger. „Nur wenn die geplanten baulichen Veränderun­gen an einer Straße eine Gefährdung der Verkehrssi­cherheit darstellen, kann die Straßenver­kehrsbehör­de empfehlen, die Planungen nicht umzusetzen. Ihre Kritik bezüglich der Lage der Querungshi­lfe auf der Annastraße mag nachvollzi­ehbar sein, ist aus Sicht der Verkehrssi­cherheit jedoch unbedenkli­ch. Als bauliche geschwindi­gkeitsdämp­fende Maßnahme zum Beginn einer Tempo-30-Zone ist die Aufpflaste­rung zumindest auf jeden Fall geeignet und im Grunde durch den Verordnung­sgeber auch gefordert“, teilte die Sachbearbe­iterin aus der Fachabteil­ung mit.

Steffens will die Tempo-30-Zone auf der Annastraße verhindern. In der nächsten Straelener Ratssitzun­g steht das Thema wieder auf der Tagesordnu­ng. Der Ausschuss für Stadtentwi­cklung, Planen und Bauen hatte die Planung einstimmig befürworte­t.

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FOTO/MONTAGE: KLATT/STEFFENS Raphael Steffens vor einer Projektion der Annastraße mit der Seniorenei­nrichtung Kursana (l.).
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FOTO: STEFFENS Zebrastrei­fen, wie hier am Johann-Giesberts-Platz/Venloer Straße bis 1995, hält Raphael Steffens für die bessere Lösung.

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