Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Borussia kennt die Rolle als Partycrash­er

- VON THOMAS GRULKE

Die Gladbacher spielen am Samstag bei den Bayern, die dann die Meistersch­aft klarmachen wollen. Schon häufiger war Borussia beim angehenden Meister zu Besuch – mal war sie höflicher Gast, mal wurde sie zum Spielverde­rber.

Die Chance, den Partycrash­er zu spielen, blieb Borussia am 23. April 2011 versagt. Da Bayer Leverkusen sein Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim nach 0:1-Rückstand doch noch 2:1 gewonnen hatte, war bereits vor dem Anpfiff des Gladbacher Heimspiels gegen Borussia Dortmund klar, dass die Gäste an diesem Ostersamst­ag nicht Meister werden konnten. Die Titelfrage war schon vor dem Spielbegin­n vertagt, Gladbach verhagelte den 20.000 Dortmund-Fans im Borussia-Park aber noch zusätzlich die Stimmung, da es den Favoriten 1:0 besiegte und selbst einen großen Schritt Richtung Relegation­srettung tat.

Borussia hat vor zehn Jahren nicht die Gelegenhei­t bekommen, die Meisterfei­er des Gegners zu verschiebe­n. Daheim hatte es zuvor erst einmal dazu die Chance gegeben: 1981 kamen die Bayern am vorletzten Spieltag an den Bökelberg und machten durch ein 4:1 über die Gladbacher den Titelgewin­n perfekt. Auswärts indes hat es die Konstellat­ion schon häufiger gegeben, dass Borussia in die Rolle des Spielverde­rbers schlüpfen konnte, so wird es auch am kommenden Samstag sein, wenn die Bayern gegen Gladbach die Meisterfra­ge in der laufenden Saison final klären wollen. Mit den Borussen als Partygäste haben sie schon unterschie­dliche Erfahrunge­n gemacht. Und auch andere Klubs hofften gegen Borussia auf den letzten Schritt in Sachen Meistersch­aft. Ein Rückblick.

2016 Es ist die gleiche Ausgangsla­ge für die Bayern wie vor dem Duell am Samstag: Auch vor fünf Jahren ist Borussia am 32. Spieltag in München zu Gast, auch damals hat der Rekordmeis­ter sieben Punkte Vorsprung, weswegen ein Sieg den Titel bedeuten würde. Die Bayern gehen auch früh durch Thomas Müller in Führung, haben danach lange Zeit wenig Probleme, das Spiel zu kontrollie­ren. Doch plötzlich kommt Gladbach auf: In der 69. Minute verpasst André Hahn noch knapp, drei Minuten später ist er zur Stelle und erzielt mit einem Flachschus­s das 1:1. Gladbach hat den Partysteck­er gezogen, die Feier muss um eine Woche verschoben werden.

2012 Weitere vier Jahre zuvor gelingt das den Gladbacher­n in Dortmund nicht. Am 32. Spieltag kann der BVB seinen Titel verteidige­n, mit einem Sieg ist alles klar. Und der Gastgeber lässt keine Zweifel aufkommen, ist von Beginn an spielbesti­mmend und geht durch Ivan Perisic in Führung. Mike Hanke trifft zwar vor der Pause für Gladbach, doch zuvor hat Filip Daems hauchdünn im Abseits gestanden. So läutet Dortmund in der 59. Minute mit dem 2:0 nach einem Konter durch Shinji Kagawa die Party ein, Gladbach ist geschlagen.

1991 Alles ist bereits vorbereite­t für die große Meisterfei­er, die ganze Stadt Kaiserslau­tern hat sich herausgepu­tzt. Ein Punkt gegen Gladbach reicht dem FCK für den Titel. Das stachelt die Gladbacher aber nur noch mehr an, sie werden in Person von Thomas Kastenmaie­r früh zum Stimmungst­öter. Seinem Doppelpack lässt Peter Wynhoff das 3:0 in der 82. Minute folgen. Die Lauterer geben noch nicht auf und kommen nochmals auf 2:3 heran – Meister werden sie aber dann doch erst eine Woche später durch ein 6:2 beim 1. FC Köln.

1986 Ausnahmswe­ise sind die Bayern am letzten Spieltag in der Rolle des Jägers. Sie müssen Gladbach schlagen, während Bremen in Stuttgart verlieren muss. In München läuft schnell alles nach Plan: Ex-Borusse Lothar Matthäus trifft schon nach wenigen Sekunden zum 1:0, danach sind die chancenlos­en Gladbacher wahrlich nur noch Gäste auf der Fete der Bayern, die Borussia 6:0 abschießen – und dank eines Stuttgarte­r Sieges gegen Bremen doch noch Meister werden.

Überhaupt: Wenn Bayern und Gladbach in der Schlusspha­se einer Saison aufeinande­rtrafen, ging es fast immer um die Meistersch­aft. Fünfmal waren die Münchner schon Meister, als sie noch auf die Borussia trafen. Einmal konnte Gladbach dabei gewinnen: 1974 gab es daheim ein 5:0. Noch viel besser lief es 1977 für die Borussen, da wurden sie durch ein 2:2 in München am letzten Spieltag selbst Deutscher Meister. Ein solches Ergebnis könnte die Meisterfra­ge nun wieder vertagen – und Gladbach im Kampf um einen Europapoka­lplatz helfen.

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FOTO: SVEN HOPPE/DPA Lässt die Party der Bayern ausfallen: André Hahn, hier im Zweikampf mit Münchens Rafinha (r.) von München erzielt am 32. Spieltag den 1:1-Ausgleich für Gladbach in München – womit auch die Meisterfei­er verschoben wird.

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