Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

„Ich würde alles wieder so machen“

- VON KARSTEN KELLERMANN

2014 wechselte Sinan Kurt zum FC Bayern. Später war er vereinslos. Nun spielt er in Nitra, um wieder im Profifußba­ll anzukommen.

Dass der Weg nach oben im Fußball verwinkelt ist, weiß Sinan Kurt nur zu gut. Und er spürt es auch beim FC Nitra, seinem neuen Klub. Anfang des Jahres kam die Anfrage aus der Slowakei, deutsche Geldgeber wollten aus dem Stammverei­n des Ex-Borussen Igor Demo ein „Mini-Ajax in Osteuropa“machen, einen Klub also, der reihenweis­e Toptalente hervorbrin­gt und sie dann gut verkauft an die Großen.

Kurt, 24, dem einst der Ruf vorauseilt­e, eines der begabteste­n Talente des deutschen Fußballs zu sein, sollte ein Teil des Aufschwung­s sein in Nitra. Zwölf neue Spieler wurden im Winter geholt, es war ein Umbruch im Galopp. Kurt war vorbereite­t auf eine solche Chance, hatte mit dem Regionalli­gisten SV Straelen vereinbart, dass er gehen kann, wenn eine Tür zurück in den Profifußba­ll aufgeht. Nitra ist diese Tür.

„Für mich ist es gut, erstmal den Weg über das Ausland zu gehen“, sagt Kurt im Gespräch mit unserer Redaktion. Er möchte nicht von einem „Neuanfang“sprechen: „Es ist ein neuer Schritt in meiner Karriere, der auch so geplant war.“

Ein Plan, der aufging. Das war nicht immer so. Der gebürtige Mönchengla­dbacher wechselte 2014 von Borussia zum FC Bayern. Drei Millionen Euro kostete er den Rekordmeis­ter, der in sein Talent also einiges investiert­e. „Wenn eine Anfrage von den Bayern kommt, muss man es versuchen“, sagt Kurt. Eine These, der man kaum widersprec­hen kann. „Ich würde alles wieder so machen“, versichert er auch sieben Jahre nach seinem Bayern-Wechsel, der nicht ohne Nebengeräu­sche ablief.

Ob er die Qualität hatte für die Bayern? „Wenn die Bayern einen Spieler holen, dann tun sie das nicht ohne Grund“, sagt Kurt. Es lief aber nicht rund, auch nicht nach dem

Wechsel zu Hertha BSC. Nur dreimal spielte er in der Bundesliga, einmal für die Bayern und zweimal für Hertha, ein Spiel davon war ein 3:0-Sieg gegen Gladbach. Dazu kam ein Pokalspiel für Hertha. Von Berlin aus ging es in die zweite Liga Österreich­s zur WSG Tirol. Dann war Kurt sogar vereinslos, bevor er den Deal mit Straelen machte.

Jetzt, Anfang Mai 2021, möchte er nur nach vorn schauen. „Was passiert ist, ist passiert, es ist nicht mehr zu ändern“, sagt Kurt, wissend, dass „immer viel Medienrumm­el dabei war um meine Person“. Auch jetzt, als er vom SV Straelen nach Nitra wechselte. Die deutschen Investoren sind dort schon weitergezo­gen, „aber ich habe ja meinen Vertrag nicht mit den Investoren, sondern mit dem Verein gemacht“, sagt Kurt. Er fühlt sich wohl in Nitra, auch wenn er seine aktuelle Wahlheimat wegen Corona noch nicht wirklich erleben konnte. Die Sprache ist kein Problem, „wir haben viele deutsche Spieler hier und unser Trainer spricht Englisch mit uns“. Vor allem „tut es gut, wieder in den Rhythmus zu kommen mit dem täglichen Training, das hat mir gefehlt“, sagt Kurt, der 2007 vom Rheydter SV in die Borussia-Jugend wechselte.

Bei Nitra spielt er indes nicht immer von Beginn an. „Aber ich bin auf dem richtigen Weg“, sagt er. Er spielt hinter den Spitzen, ist noch ohne Tor, hat aber einen Treffer aufgelegt. Es ist ein Weg der kleinen Schritte, der Umwege, wie bei seinem Klub auch. Der FC Nitra, bei dem Igor Demo inzwischen Präsidiums­mitglied ist, kämpft gegen den Abstieg. „Weil so viele neue Spieler da sind, muss sich das Team noch finden, Wir haben einige ärgerliche Niederlage­n kassiert, könnten besser dastehen. Jetzt geht es darum, in der Ersten Liga zu bleiben“, sagt Kurt.

Bis 2022 ist sein Vertrag datiert. Pläne darüber hinaus hat er noch nicht. Auch, weil er den Fußball schon als unstetes Etwas kennengele­rnt hat. „Man kann einfach nicht viel planen. Ich habe hier in Nitra einen Vertrag und konzentrie­re mich darauf. Ich will möglichst viel spielen und werde dann sehen, was kommt“, sagt Kurt. Was ihm gerade das Wichtigste ist: „Ich habe wieder das Gefühl, Fußball-Profi zu sein.“

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FOTO: FC NITRA Der Gladbacher Sinan Kurt spielt nun beim FC Nitra.

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