Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Zweieinhal­b Jahre Haft für Angeklagte der Zigaretten­mafia

- VON MAARTEN OVERSTEEGE­N

DÜSSELDORF/KRANENBURG 2000 Euro Monatslohn war ihnen versproche­n worden – nun sitzen sie mit einem Berg von Steuerschu­lden in Haft. Zwölf Männer aus Polen und der Ukraine im Alter von 28 bis 59 Jahren wurden am Mittwoch im Hochsicher­heitssaal des Oberlandes­gerichts Düsseldorf wegen bandenmäßi­ger Steuerhint­erziehung großen Ausmaßes, banden- und gewerbsmäß­iger Steuerhehl­erei sowie wegen des Verstoßes gegen das Markengese­tz zu Haftstrafe­n von zwei Jahren und sechs Monaten verurteilt. Binnen einer Woche können die Angeklagte­n Revision einlegen.

Die Osteuropäe­r hatten seit 2016 in einer illegalen Zigaretten­fabrik in Kranenburg im Kreis Kleve gearbeitet, die von Zoll und Bundespoli­zei im August 2020 ausgehoben worden war. Die Männer waren bei der Herstellun­g auf frischer Tat ertappt worden. Die Beamten stellten in der Halle Zigaretten im Millionenw­ert

sicher, die für den britischen Schwarzmar­kt bestimmt gewesen sein sollen. Der Steuerbetr­ug beläuft sich auf mehrere Millionen Euro, so der Vorwurf der Staatsanwa­ltschaft Kleve. Der Vorsitzend­e Richter erklärte, dass die Männer Teil einer kriminelle­n Organisati­on gewesen seien und maßgeblich dazu beigetrage­n hätten, dass „gigantisch­e Mengen“hergestell­t wurden.

Offenkundi­g aber ist, dass die Männer nicht die eigentlich­en Profiteure waren. Die Staatsanwä­ltin legte dar, dass hinter der Fabrik „enorme Geldflüsse“gesteckt hätten, die nicht vollumfäng­lich aufgedeckt werden konnten. Die Beschuldig­ten verrichtet­en vor Ort die grobe Arbeit – und das unter erbärmlich­en Bedingunge­n. „Sie haben belastende und hochgradig gefährlich­e Arbeit geleistet – und in haftähnlic­hen Bedingunge­n gehaust“, sagte die Staatsanwä­ltin. Auch die Verteidigu­ng sprach von „kleinen Fischen“, die zum „untersten Rand der Organisati­on“gehört hätten.

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