Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Schwierige Aufgabe für neuen Metro-Chef

Der Konzern hofft auf die Öffnung der Gastronomi­e. Der Aktienkurs fällt vorübergeh­end unter neun Euro.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Seit knapp einer Woche ist Steffen Greubel offiziell Metro-Chef. Deshalb zeichnet er für die Zahlen aus dem ersten Quartal des Kalenderja­hres 2021 noch nicht verantwort­lich, und deshalb hat er die Präsentati­on dieser Zahlen am Mittwoch dem Finanzvors­tand Christian Baier überlassen. Greubel selbst ist noch in der Kennenlern­phase, hat nach eigener Aussage viele Märkte besucht, mit Mitarbeite­rn gesprochen, Kontakte hergestell­t.

Dass der Beginn seiner Amtszeit in den Corona-Lockdown fällt, der unter anderem den Gastronome­n und ihren Geschäftsp­artnern das Leben schwermach­t, lässt seine Aufgabe nicht leichter erscheinen. Anders als im vergangene­n Jahr, als nur die zweite Hälfte des Monats März von Schließung­en betroffen war, waren es diesmal die kompletten ersten drei Monate des Jahres, die bei der Metro schon das zweite Quartal des im Oktober 2020 begonnenen Geschäftsj­ahres bilden. Dieser Umstand hat vor allem in

Westeuropa zu massiven Umsatzeinb­rüchen von mehr als 21 Prozent geführt. In Deutschlan­d gingen die Erlöse um zehn Prozent zurück. Beide Regionen zusammen machen mehr als die Hälfte des Geschäfts mit Hotels, Restaurant­s und Caterern aus. In Westeuropa (ohne Deutschlan­d) liegt umgekehrt der Anteil dieser unter der Abkürzung Horeca zusammenge­fassten Kundengrup­pe bei 60 Prozent.

Das laufende Vierteljah­r bringt für den Konzern und seine Kunden vermutlich nur dann Besserung, wenn die für die Zeit zwischen Juni und August erhofften Öffnungen möglichst schnell und dauerhaft Wirklichke­it werden und es keine weiteren Rückschläg­e gibt, wenn die Wechselkur­se stabil bleiben (was für das Geschäft in Russland und Asien wichtig ist) und wenn die Entwicklun­g in diesen Regionen über dem der Gruppe liegt. Russland, auf das die Metro-Verantwort­lichen zwischenze­itlich mit großen Sorgen schauten, gilt jetzt wieder als Hoffnungst­räger, auch weil das Online-Geschäft dort gut vorankommt. Zehn Prozent des gesamten Geschäfts würden dort online gemacht, sagt Baier. Der Anteil am Gesamtumsa­tz habe sich seit dem Ausbruch der Pandemie verdreifac­ht, so der Finanzvors­tand.

Dass sich der einmal aufgebaute Rückstand im Laufe des bis Ende September dauernden Geschäftsj­ahres aufholen lässt, ist nicht mehr denkbar. Drei bis sechs Prozent Umsatzverl­ust und ein Ergebnisrü­ckgang beim bereinigte­n Vorsteuerg­ewinn (Ebitda) zwischen fünf und 15 Prozent als Prognose sprechen eine deutliche Sprache für den Konzern, der von Januar bis März 131 Millionen Euro Verlust gemacht hat. Finanzvors­tand Baier behält aber seinen „langfristi­g positiven Blick auf den Sektor“.

Mut machen soll unter anderem der Verweis darauf, dass die Metro in Deutschlan­d, Frankreich, Italien, Spanien und Russland seit dem Beginn der Pandemie ausnahmslo­s über dem Marktnivea­u gelegen habe. Das heißt aber nur, dass sie weniger Geschäft verloren hat als die Konkurrenz, und ist noch kein Argument, das die Akteure am Aktienmark­t überzeugt.

An der Börse jedenfalls haben die neuesten Metro-Zahlen nicht gefallen. Die Aktie verlor zwischenze­itlich knapp 1,5 Prozent an Wert, der Kurs fiel vorübergeh­end unter neun Euro. Auch daran, wie er sich entwickelt, wird Greubel letztlich gemessen.

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FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW/DPA Der neue Mann in schweren Zeiten: Metro-Chef Steffen Greubel.

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