Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Lehmann stellt sich ins Abseits

Der Ex-Nationalto­rhüter ist raus – als Aufsichtsr­at von Hertha BSC und als TV-Experte. Der Grund: eine Nachricht an Dennis Aogo, in der er diesen als „Quotenschw­arzer“bezeichnet. Die Verantwort­lichen handeln schnell.

- VON JENS MARX UND JENS MENDE

BERLIN (dpa) Jens Lehmann hat mit einer rassistisc­hen Nachricht an den ehemaligen Fußball-Profi Dennis Aogo für große Empörung gesorgt und sich selbst ins Abseits manövriert. Der ehemalige Nationalto­rwart verlor am Mittwoch seinen Posten als Aufsichtsr­at beim Berliner Bundesligi­sten Hertha BSC, Investor Lars Windhorst kappte umgehend die Verbindung­en. Zudem gaben sowohl Sky als auch Sport1 bekannt, dass Lehmann bei diesen beiden Sendern – wie früher öfters – nicht mehr eingeladen werde.

Lehmann hatte in einer Nachricht per WhatsApp an den ebenfalls ehemaligen Nationalsp­ieler Aogo geschriebe­n: „Ist Dennis eigentlich euer quotenschw­arzer?“Versehen war der Satz mit einem Lach-Smiley vor dem Fragezeich­en.

Aogo, der für den Sender Sky am Dienstagab­end als Experte beim Halbfinal-Rückspiel der Champions League von Manchester City gegen Paris Saint-Germain im Einsatz gewesen war, hatte einen Screenshot der Nachricht bei Instagram Story veröffentl­icht. Dazu veröffentl­ichte der 34-Jährige den Kommentar: „WOW dein Ernst? @jenslehman­nofficial Die Nachricht war wohl nicht an mich gedacht!!!“

Nicht lange, nachdem Lehmann per Twitter veröffentl­ichte, sich bei Aogo entschuldi­gt zu haben, beendeten die Verantwort­lichen bei Hertha BSC bereits die Zusammenar­beit mit dem 51-Jährigen, um weiteren Schaden für den Bundesligi­sten mitten im entscheide­nden Kampf gegen den Abstieg abzuwenden.

Lehmann war im Mai vergangene­n Jahres als Vertreter von Windhorst in den Aufsichtsr­at als Nachfolger des ehemaligen Bundestrai­ners Jürgen Klinsmann eingezogen. Mit Aussagen zur Zielsetzun­g des Klubs vor dieser Saison und auch zum Coronaviru­s hatte Lehmann bereits für Irritation­en gesorgt.

„Mir ist es unverständ­lich, dass ein überragend­er Torwart wie Jens Lehmann von ‚Quotenschw­arzen‘ spricht“, schrieb DFB-Botschafte­r und Ex-Profi Jimmy Hartwig: „Nicht nur die Sprache ist das Erschrecke­nde, sondern auch das Denken, das dahinter steckt.“

In einer privaten Nachricht „von meinem Handy“an Aogo sei ein Eindruck entstanden, „für den ich mich im Gespräch mit Dennis entschuldi­gt habe“, schrieb Lehmann am Mittwochvo­rmittag bei Twitter. Als ehemaliger Nationalsp­ieler sei Aogo „sehr fachkundig und hat eine tolle Präsenz und bringt bei Sky Quote“.

Für diesen Beitrag erntete Lehmann bei Twitter weitere scharfe Kritik. „Du warst schon damals ein Vollidiot“, twitterte sogar sein ehemaliger BVB-Mitspieler Karsten Baumann.

Erst Anfang April hatten sich die Bosse des Berliner Bundesligi­sten nach umstritten­en Aussagen zum Handeln gezwungen gesehen. Damals trennte sich die Hertha von ihrem ungarische­n Torwarttra­iner Zsolt Petry.

Sportchef Charly Classen von Sky zeigte sich ebenfalls „sehr enttäuscht“über Lehmanns Verhalten. Der Sender plane, ihn nicht mehr als Gast einzuladen. „Wir bei Sky verurteile­n jegliche Form von Rassismus

und geben Rassismus keinen Raum und keine Plattform,“betonte Classen. Auch Sport1 hatte sich zuvor entschiede­n, Lehmann nicht mehr in den „Doppelpass“einzuladen.

Aogo war für eine Reaktion auf das Ende des Lehmann-Engagement­s bei der Hertha zunächst nicht zu erreichen. Der „Bild“hatte Lehmann zuvor gesagt: „Ich habe bereits mit Dennis telefonier­t und ihn um Verzeihung gebeten, wenn meine Äußerung despektier­lich rübergekom­men ist.“An wen die Nachricht, die offensicht­lich nicht an Aogo gehen sollte, eigentlich gerichtet war, erklärte Lehmann nicht.

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FOTO: FRANZ-PETER TSCHAUNER/DPA Jens Lehmann (M.) jubelt als Schalker Torhüter am 19. Dezember 1997 mit Olaf Thon (r.) nach seinem Treffer zum 2:2 in Dortmund.

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