Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Das wurde aus den teuersten Borussen
Mit zig Millionen Euro haben sie Gladbach glücklich gemacht, für sie selbst ging es aber nicht immer weiter bergauf.
Mehr als 160 Millionen Euro hat Borussia für die neun teuersten Spieler in ihrer Vereinsgeschichte überwiesen bekommen. Der Geldsegen und -regen kam aus London, aus Dortmund, aus München oder aus Barcelona. Doch wie ging es für die Multi-Millionen-Abgänge anschließend weiter?
Granit Xhaka: 2016 für 43 Millionen Euro zum FC Arsenal Er hat Arsenals Kapitänsbinde getragen, ist zum Spielführer der Schweiz geworden, hat aber auch den Absturz der „Gunners“vom Dauer-Königsklassen-Teilnehmer zum Mittelklasse-Team begleitet. Zweimal gewann Xhaka, der besonders bei den Fans nicht immer hoch im Kurs stand, wenigstens den FA Cup. Gerade kämpft er um den zweiten Einzug ins Finale der Europa League. Xhaka ist seinen Weg gegangen, allerdings nicht steil nach oben.
Thorgan Hazard: 2019 für 25,5 Mio. zu Borussia Dortmund Die Weltkarriere hatte er mit seinem Wechsel zum BVB vielleicht nicht im Sinn, dafür aber den nächsten Karriereschritt. Der ist Hazard im ersten Jahr gelungen, das zweite ist geprägt von Verletzungen. Mit seiner Ablöse konnte Eberl einen Kader basteln, der die Champions League schaffte. Von daher können alle Parteien zufrieden sein. Hazard ist zudem Stammspieler in der belgischen Nationalmannschaft.
Jannik Vestergaard: 2018 für 25 Mio. zum FC Southampton Stammspieler ist der Däne erst seit dieser Saison. Mit der Premier League hat sich Vestergaard den Traum der meisten skandinavischen Profis erfüllt. Die große Liebe war es nie zwischen Borussia und dem 1,99-Meter-Hünen, seine Ablöse ermöglichte Alassane Pleas Rekord-Transfer. International spielt Vestergaard nicht, auch selten fürs
Nationalteam. Unterm Strich war dieser Deal besser für Borussia.
Marco Reus: 2012 für 17 Mio. zu Borussia Dortmund Nur 211 von 303 möglichen Ligaspielen hat er für den BVB gemacht, einen einzigen Titel gewonnen und 2014 die WM verpasst. Trotzdem war Heimkehrer Reus in Dortmund am richtigen Ort. Was ohne all die Verletzungen möglich gewesen wäre? Vielleicht eine Weltkarriere in Madrid oder Barcelona. Reus hat viel erreicht, aber auch viel verpasst. Der 31-Jährige wird seine Karriere sicher beim
BVB beenden.
Marcell Jansen: 2007 für 12 Mio. zum FC Bayern Er blieb nur ein Jahr, holte das Double und zog weiter zum Hamburger SV. Jansen selbst verweist gerne darauf, dass Borussia mit seiner Ablöse den Kader für den direkten Wiederaufstieg bauen konnte. Heute wird der gebürtige Gladbacher fast mehr mit dem HSV verbunden, auch wegen seiner Präsidentschaft.
Marc-André ter Stegen: 2014 für 12 Mio. zum FC Barcelona Anfangs durfte ter Stegen nur in den Pokalwettbewerben
spielen, gewann gleich die Champions League. Inzwischen kämpft er um seine fünfte Meisterschaft. Und bei Borussia sind sie stolz, den Rheydter zu einem der besten Torhüter der Welt ausgebildet zu haben. Auch wenn Barcelona damals ein ganz schönes Schnäppchen gemacht hat.
Max Kruse: 2015 für 12 Mio. zum VfL Wolfsburg Elf seiner 14 Länderspiele machte Kruse als Borusse, es waren schon zwei verdammt gute Jahre. Doch es hat sich wohl niemand die Illusion gemacht, dass
es mehr sein könnte als eine Liaison auf Zeit. In Wolfsburg gab es anschließend die meisten Skandale, in Bremen kam Kruse zur Ruhe. Dass Werder gegen den Abstieg kämpft, liegt auch an seinem Abgang. Den hat Gladbach (als Ersatz kam Lars Stindl) besser kompensiert.
Mahmoud Dahoud: 2017 für 12 Mio. zu Borussia Dortmund Nach fast vier Jahren beim BVB hat der Mittelfeldmann immer noch deutlich weniger Bundesligaminuten absolviert als in ungefähr zwei Spielzeiten für Gladbach. Kaum einer in dieser Liste hat sich so verzockt, auch wenn Dahoud aktuell regelmäßiger spielt. Was wohl möglich gewesen wäre am Niederrhein? Eine Antwort darauf lieferte sein Nachfolger, Denis Zakaria, in den die Einnahmen aus dem Dahoud-Verkauf komplett investiert wurden.
Michael Cuisance: 2019 für 10 Mio. zum FC Bayern Zehn Bundesligaspiele, vier Titel – in Sachen Effizienz ist der Franzose kaum zu überbieten. Nach einem Jahr in München wurde er an Olympique Marseille verliehen, Stammspieler ist der zur Selbstüberschätzung neigende 21-Jährige auch dort nicht. Ungewohnt demütig klang er vor einigen Wochen: „Im Moment verdiene ich es nicht, zu bleiben“, sagte Cuisance.