Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
GELDERLAND Issum und Kevelaer holen die Lolli-Tests.
Die beiden Kommunen hat das Schulministerium für den Transport der Proben ausgewählt. Damit kommt eine Mammutaufgabe auf sie zu. Die neue Testmethode an den Grund- und Förderschulen soll am Montag starten.
ISSUM/GELDERN/KEVELAER Bürgermeister Clemens Brüx ist irritiert. Dass man ausgerechnet die kleinste Kommune im Gelderland aussucht, um die Lolli-Tests von Issum, Geldern und einer Schule in Nettetal in das Labor nach Mönchengladbach zu fahren, wundert den Issumer Bürgermeister. „Aber Krisenzeiten sind keine Zeiten für großartige Diskussionen“, sagt er. Das Land hat das so bestimmt, die Gemeinde Issum hatte kein Mitspracherecht, wird aber die Aufgabe übernehmen. Das bedeute aber auch, dass andere Arbeit liegenbleibt, sagt Brüx.
Ein Mitarbeiter der Gemeinde wird die Tests an den zwei Grundschulen in Issum, zehn Gelderner Schulen und einer Schule in Nettetal abholen. Gegen 13.15 Uhr sollen die Proben in Mönchengladbach im Labor sein.
Zweite Kommune im Gelderland, die die Logistik beim Lolli-Test übernimmt, ist Kevelaer. Die Marienstadt sammelt die Proben an der Grundschule in Twisteden, den beiden Schulen in der Innenstadt sowie in Weeze, an fünf Grundschulen in Goch und zudem an Schulen in Alpen und Rheinberg ein, erläutert Ulrich Berns vom Schulverwaltungsamt in Kevelaer. Die Proben werden nach Düsseldorf ins Labor gebracht. Die Route sei vom Ministerium festgelegt worden. Da die Stadt keine personellen Kapazitäten für diese Mammutaufgabe hat, hat sie einen Dienstleister engagiert, der die Fahrten übernimmt. Etwa vier bis viereinhalb Stunden sei der Fahrer von Kevelaer bis ins Labor unterwegs. Vorgesehen ist, dass das Land den Kommunen die anfallenden Kosten erstattet. „Von unserer Seite ist alles klar, es kann am Montag losgehen“, sagt Berns. Die Route steht, alles Organisatorische sei geklärt. Vorgesehen ist bislang, dass die Tests an jedem Schultag bis zu den Sommerferien eingesammelt und ins Labor gebracht werden. Das sind genau 37 Tage. Für diese Tage ist auch der
Fahrer gebucht, denn geplant ist, dass es auch dann weiter Lolli-Tests gibt, wenn Schulen wieder in den Distanzunterricht wechseln. Dann würden die Proben bei der Notbetreuung eingesammelt. Aus Sicht von Berns ist der Lolli-Test eine kindgerechte Form, die eine Möglichkeit biete, besser und schneller tatsächliche Infektionen zu erkennen.
Warum ausgerechnet Issum und Kevelaer im Südkreis ausgewählt wurden, wissen die Verantwortlichen bei den Kommunen nicht. Auch die Routen wurden vom Land vorgegeben. Eine Aussage vom Schulministerium zu der Frage gab es auf Anfrage der Redaktion nicht. Vom Ministerium wurde lediglich auf eine Pressekonferenz mit der Ministerin am Freitag verwiesen. Da könnten solche Fragen beantwortet werden, hieß es aus Düsseldorf.
Als Apothekerin sehe sie den Lolli-Test kritisch, sagt Stefanie Basmer von der Aotheke zur Herrlichkeit in Issum. Apotheker und andere Fachleute
hätten ihre Bedenken an die obere Schulbehörde gemeldet. Denn der Test sei störanfällig. Habe ein Kind etwa vor dem Lolli-Test Cola oder einen Energy-Drink getrunken, schlage der positiv an, obwohl keine Infektion mit Covid-19 vorliege. Stefanie Basmer befürchtet, dass diese Fehlalarme die PCR-Testungen stark nach oben treiben wird.
Die Lolli-Tests sollen auch in Geldern zum Einsatz kommen. Für jedes Kind stehen zwei Tests pro Woche zur Verfügung. Von der neuen Testmethode betroffen sind die Grundschulen sowie die Don-Bosco-Förderschule,
insgesamt etwa 1400 Schüler. Die Leiterin der Mariengrundschule, Angela Hüskes, hatte sich schon vor Wochen für die kindgerechteren Lolli-Tests ausgesprochen. Auf die Frage, ob diese denn schon in den Schulen angekommen seien, hieß es bei der Stadt nur, dass sie ab Montag, 10. Mai, zum Einsatz kommen. Bereits im Hauptausschuss am 28. April hatte Bürgermeister Sven Kaiser darauf hingewiesen, dass die Stadt Geldern bei der Logistik Hilfe bekommen werde. Die Testung in den Klassen sei das eine, die Ergebnisermittlung das andere. Die Lolli-Tests werden anders als die bisherigen Schnelltests nicht mehr vor Ort, sondern von einem Labor ausgewertet. Bei der Lieferung kooperiere man mit anderen Kommunen. So werden beispielsweise die Lolli-Tests der Mariengrundschule von der Stadt Xanten eingesammelt und ins Labor gebracht.
Für alle weiteren Schulen im Stadtgebiet ist Issum zuständig. Die Apotheke zur Herrlichkeit hat angeboten, die Gemeinde bei der Abwicklung zu unterstützen. Um die Abholung zu erleichtern, will die Stadt Geldern die Proben an einer Grundschule sammeln und dann übergeben. Ausgewählt wurde die St.-Adelheid-Schule.