Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Luna soll bald wieder laufen können
Der Besitzer einer Labrador-Hündin verschwieg dem Tierheim Geldern, dass das Tier schon viele Jahre Schmerzen gehabt haben muss. Beide Kreuzbänder sind gerissen. Jetzt wird der Vierbeiner gut versorgt. Doch das ist teuer.
Der Besitzer verschwieg dem Tierheim, dass die Hündin schon viele Jahre Schmerzen gehabt haben muss. Beide Kreuzbänder sind gerissen.
GELDERN Es war ein Anruf, wie ihn das Tierheim Geldern häufig bekommt. „Könnten Sie bitte vorbeikommen und meinen Hund Luna aufnehmen“, fragte ein Mann am Telefon. Er wolle umziehen und könne das Tier nicht mitnehmen. Es handle sich um ein ganz liebes Labrador-Mädchen, das ein neues Zuhause brauche.
Eine Mitarbeiterin des Tierheims sah sich daraufhin das „liebe Labrador-Mädchen“an und war schockiert. „Meine Kollegin hat sofort gemerkt, dass da was nicht stimmt. Das Tier ließ sich kaum anfassen, es war zu spüren, dass der Hund große Schmerzen hat“, berichtet Britta Franz, Leiterin des Tierheims Geldern. Aus Mitleid nahm die Kollegin die Hündin mit, und das Tierheim ließ Luna erst einmal richtig von einem Tierarzt untersuchen.
Die Diagnose war ein weiterer Schock: An beiden Hinterbeinen waren die Kreuzbänder gerissen. Luna muss vermutlich schon jahrelang höllische Schmerzen gehabt haben. Durch die lange Fehlhaltung ist auch ihre Hüfte in Mitleidenschaft gezogen worden. „Die Heilung wird durch ihr Übergewicht und die komplett fehlende Muskulatur nicht begünstigt“, berichtet Britta Franz. Der Arzt stellte auch noch fest, dass Luna eine Mittelohrentzündung hatte.
Für Christian Franz vom Tierschutzverein ist klar, dass der Vorbesitzer davon gewusst haben muss. „Er hat uns die schweren Verletzungen einfach verschwiegen“, kritisiert er. Es sei ein Verstoß gegen den Tierschutz, die Hündin in dieser Verfassung nicht zum Tierarzt zu bringen. Man werde jetzt prüfen, ob man Schritte gegen den Besitzer einleitet.
Immerhin scheint sich die Situation für Luna jetzt langsam zu verbessern. Die Hündin ist nämlich mittlerweile auf der rechten Seite operiert worden. „Sie war direkt nach dem Eingriff wie ausgewechselt, sie wollte plötzlich herumtoben, weil die Schmerzen weg sind“, berichtet Britta Franz. Doch herumzutoben ist momentan noch keine gute Idee. Luna soll sich erst einmal schonen, daher ist sie auch nicht im Tierheim, sondern in der dazugehörigen Pflegestelle untergebracht. Zu ihrem eigenen Schutz liegt sie dort in einem Laufstall, damit die frischen Wunden nicht wieder aufgehen, wenn das Tier durch die Gegend läuft.
„Wir müssen jetzt abwarten, wie sich ihr Zustand weiter entwickelt. Davon wird auch abhängen, ob weitere Operationen nötig sind.“Ab jetzt könne es nur noch besser werden. Sie wird auf der Pflegestelle bestens umsorgt und muss strikte Ruhe halten, bekommt gutes Futter und einige Zusatzpräparate für ihre Gelenke. Außerdem wird die Hündin spezielle Physiotherapie bekommen.
Aber all das kostet Geld. Der Tierschutzverein musste für die Operation bereits 2000 Euro bezahlen. Dabei ist Geld gerade jetzt knapp. In Zeiten von Corona kämpft der Tierschutzverein Geldern gegen Einnahmeverluste durch die Schließung für Besucher, ausgefallene Veranstaltungen und den Spendenrückgang bei den Sammeldosen an. Da lange Zeit die Geschäfte geschlossen waren und immer mehr Leute bargeldlos bezahlen, gehen Barspenden immer weiter zurück.
Die Finanzhilfen von Bund, Land und Deutschem Tierschutzbund seien hilfreich, deckten aber leider bei weitem nicht die Einnahmeverluste. Gerade in den vergangenen Monaten sind auch noch die Tiervermittlungen zurückgegangen. Das liegt jedoch nicht an der mangelnden Nachfrage. Diese ist immer noch sehr hoch, doch die meisten der familientauglichen Katzen und Hunde wurden bereits vermittelt. Und die Tiere, die jetzt noch im Tierheim sind, werden nur schwer ein neues Zuhause finden.
Auch bis Luna an einen neuen Besitzer abgegeben werden kann, wird es noch dauern. Bestimmt sechs Monate wird sie noch im Tierheim bleiben.