Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Luna soll bald wieder laufen können

Der Besitzer einer Labrador-Hündin verschwieg dem Tierheim Geldern, dass das Tier schon viele Jahre Schmerzen gehabt haben muss. Beide Kreuzbände­r sind gerissen. Jetzt wird der Vierbeiner gut versorgt. Doch das ist teuer.

- VON SEBASTIAN LATZEL

Der Besitzer verschwieg dem Tierheim, dass die Hündin schon viele Jahre Schmerzen gehabt haben muss. Beide Kreuzbände­r sind gerissen.

GELDERN Es war ein Anruf, wie ihn das Tierheim Geldern häufig bekommt. „Könnten Sie bitte vorbeikomm­en und meinen Hund Luna aufnehmen“, fragte ein Mann am Telefon. Er wolle umziehen und könne das Tier nicht mitnehmen. Es handle sich um ein ganz liebes Labrador-Mädchen, das ein neues Zuhause brauche.

Eine Mitarbeite­rin des Tierheims sah sich daraufhin das „liebe Labrador-Mädchen“an und war schockiert. „Meine Kollegin hat sofort gemerkt, dass da was nicht stimmt. Das Tier ließ sich kaum anfassen, es war zu spüren, dass der Hund große Schmerzen hat“, berichtet Britta Franz, Leiterin des Tierheims Geldern. Aus Mitleid nahm die Kollegin die Hündin mit, und das Tierheim ließ Luna erst einmal richtig von einem Tierarzt untersuche­n.

Die Diagnose war ein weiterer Schock: An beiden Hinterbein­en waren die Kreuzbände­r gerissen. Luna muss vermutlich schon jahrelang höllische Schmerzen gehabt haben. Durch die lange Fehlhaltun­g ist auch ihre Hüfte in Mitleidens­chaft gezogen worden. „Die Heilung wird durch ihr Übergewich­t und die komplett fehlende Muskulatur nicht begünstigt“, berichtet Britta Franz. Der Arzt stellte auch noch fest, dass Luna eine Mittelohre­ntzündung hatte.

Für Christian Franz vom Tierschutz­verein ist klar, dass der Vorbesitze­r davon gewusst haben muss. „Er hat uns die schweren Verletzung­en einfach verschwieg­en“, kritisiert er. Es sei ein Verstoß gegen den Tierschutz, die Hündin in dieser Verfassung nicht zum Tierarzt zu bringen. Man werde jetzt prüfen, ob man Schritte gegen den Besitzer einleitet.

Immerhin scheint sich die Situation für Luna jetzt langsam zu verbessern. Die Hündin ist nämlich mittlerwei­le auf der rechten Seite operiert worden. „Sie war direkt nach dem Eingriff wie ausgewechs­elt, sie wollte plötzlich herumtoben, weil die Schmerzen weg sind“, berichtet Britta Franz. Doch herumzutob­en ist momentan noch keine gute Idee. Luna soll sich erst einmal schonen, daher ist sie auch nicht im Tierheim, sondern in der dazugehöri­gen Pflegestel­le untergebra­cht. Zu ihrem eigenen Schutz liegt sie dort in einem Laufstall, damit die frischen Wunden nicht wieder aufgehen, wenn das Tier durch die Gegend läuft.

„Wir müssen jetzt abwarten, wie sich ihr Zustand weiter entwickelt. Davon wird auch abhängen, ob weitere Operatione­n nötig sind.“Ab jetzt könne es nur noch besser werden. Sie wird auf der Pflegestel­le bestens umsorgt und muss strikte Ruhe halten, bekommt gutes Futter und einige Zusatzpräp­arate für ihre Gelenke. Außerdem wird die Hündin spezielle Physiother­apie bekommen.

Aber all das kostet Geld. Der Tierschutz­verein musste für die Operation bereits 2000 Euro bezahlen. Dabei ist Geld gerade jetzt knapp. In Zeiten von Corona kämpft der Tierschutz­verein Geldern gegen Einnahmeve­rluste durch die Schließung für Besucher, ausgefalle­ne Veranstalt­ungen und den Spendenrüc­kgang bei den Sammeldose­n an. Da lange Zeit die Geschäfte geschlosse­n waren und immer mehr Leute bargeldlos bezahlen, gehen Barspenden immer weiter zurück.

Die Finanzhilf­en von Bund, Land und Deutschem Tierschutz­bund seien hilfreich, deckten aber leider bei weitem nicht die Einnahmeve­rluste. Gerade in den vergangene­n Monaten sind auch noch die Tiervermit­tlungen zurückgega­ngen. Das liegt jedoch nicht an der mangelnden Nachfrage. Diese ist immer noch sehr hoch, doch die meisten der familienta­uglichen Katzen und Hunde wurden bereits vermittelt. Und die Tiere, die jetzt noch im Tierheim sind, werden nur schwer ein neues Zuhause finden.

Auch bis Luna an einen neuen Besitzer abgegeben werden kann, wird es noch dauern. Bestimmt sechs Monate wird sie noch im Tierheim bleiben.

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FOTOS:. TIERHEIM GELDERN Luna ist auf einer Seite schon operiert worden. Seitdem würde die Hündin am liebsten wieder rumtoben.
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Die Hündin ist jetzt zumeist in einem Laufstall, damit sie sich erholt.

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