Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Erst einmal kein Rats-TV in Kevelaer

Die SPD hätte die Sitzungen gerne im Internet übertragen. Dafür gibt es bislang aber keine Mehrheit.

- VON SEBASTIAN LATZEL

KEVELAER Auch in Zeiten der Pandemie tagen die politische­n Gremien weiter in Präsenzfor­m. Um eine Ansteckung zu verhindern, wird zumeist im großen Konzert- und Bühnenhaus getagt, wo viel Abstand gehalten werden kann. Trotzdem werde mancher derzeit aus Sicherheit­sgründen auf einen Besuch der Sitzungen verzichten, meint Norbert Baumann. Die SPD hatte daher den Antrag gestellt, die Beratungen live im Internet zu übertragen. Eine Art Rats-TV gewisserma­ßen. „Wichtig ist mir das vor allem, um die Transparen­z zu gewährleis­ten“, sagt der SPD-Fraktionsv­orsitzende. Man solle allen Bürgern die Möglichkei­t geben, sich über die Diskussion und die Entscheidu­ngsfindung zu informiere­n.

Die Verwaltung sieht die Idee kritisch, einmal wegen Datenschut­zbedenken, aber auch, weil eine Liveübertr­agung den Ablauf der Sitzungen verändern könne. Man müsse im Auge behalten, dass es sich bei der Ratsarbeit um ein kommunales Ehrenamt handelt. „Da die Ehrenamtli­chen rhetorisch nicht genauso geschult und vorbereite­t sind wie Berufspoli­tiker, könnten Aufzeichnu­ngen bei dem einen oder anderen Hemmungen auslösen und die Mitarbeit in der Kommunalpo­litik unattrakti­ver machen“, heißt es.

CDU-Fraktionsc­hef Mario Maaßen kann die Motivation für den SPD-Antrag durchaus nachvollzi­ehen. Seine Fraktion sehe dieses Thema aber aus datenschut­zrechtlich­er Sicht kritisch. „Niemand kann schließlic­h verhindern, dass hier Dinge aus den Sitzungen aus dem Zusammenha­ng gerissen und ins Netz gestellt werden“, sagt er. Darüber hinaus gebe es momentan genügend Informatio­nsquellen wie die Bürgertele­fone der Fraktionen, das Ratsinform­ationssyst­em und die Anlaufstel­le des Rathauses.

Jan Itrich von der FDP dagegen freute sich über den Vorstoß der SPD. Die Videoübert­ragung sei ein wichtiger Baustein für noch mehr Transparen­z. Dies sei ein Weg, Personen, die bisher daran gehindert seien an einer Ratssitzun­g teilzunehm­en, eine Teilnahme zu ermögliche­n. Entscheidu­ngswege könnten so besser nachvollzo­gen werden. „Mitschnitt­e anzufertig­en, um damit Unfug zu machen, ist doch bereits jetzt möglich“, sagt Itrich, hier sehe er durch ein Rats-TV keine zusätzlich­e Gefahr. Sein Parteikoll­ege Jens Auerbach ergänzte, dass bei einer Übertragun­g der Sitzungen die Chance steige, Jugendlich­e zu erreichen und sie für Politik zu begeistern.

Wolfgang Röhr von den Grünen hat öfter an Sitzungen in Düsseldorf teilgenomm­en. Dort sei es üblich, dass es feste Kameraeins­tellungen gebe. Im Bild seien dann nur der Bürgermeis­ter oder Redner, die ans Pult gehen. So könne man verhindern, dass Menschen ins Bild kommen, die das nicht wünschen. Dass eine Übertragun­g mehr Leute für die Arbeit der Sitzungen begeistern könne, glaubt er allerdings nicht. Die Zahl der Besucher sei ohnehin zumeist überschaub­ar.

Transparen­z sei immer positiv, so KBV-Fraktions-Chef Günther Krüger. Daher sei eine Übertragun­g durchaus ein Thema. Es gebe Vor- und Nachteile dafür. Das müsse man abwägen. Dafür solle man sich Zeit nehmen und er schlug vor, sich noch einmal darüber zu unterhalte­n und in einer anderen Sitzung zu entscheide­n. Dem folgten die Politiker mit Mehrheit.

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RP-FOTO: LATZEL Wegen der Corona-Pandemie tagen die Gremien in Kevelaer oft im Konzertund Bühnenhaus. Eine Übertragun­g im Internet gibt es nicht.

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