Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Laschet sollte den Weg ganz freimachen
Dem lähmenden Machtkampf in der K-Frage schließt sich keine Hängepartie zwischen Berlin und Düsseldorf an – Armin Laschet hat eine klare Entscheidung getroffen. Das verdient Respekt. Es wäre auch fatal gewesen, das bevölkerungsreichste Bundesland zur Resterampe abzuwerten. Trotzdem sollte der Ministerpräsident auf Abruf diesen Weg fortsetzen und sein Erbe jetzt vollständig regeln. Dann hätte sein Nachfolger die Möglichkeit, sich ein Jahr lang zu bewähren, um sich 2022 dem Votum der Menschen zu stellen.
Denn eine Zäsur liegt nicht nur vor Deutschland, sondern auch vor NRW. Im Bund wird auf jeden Fall eine noch nicht dagewesene Koalition übernehmen: Grün-Schwarz, glaubt man den aktuellen Umfragen, oder Schwarz-Grün, wenn es nach Laschet geht, vielleicht aber auch eine Ampelkoalition aus Grün-RotGelb oder gar ein Linksbündnis von Grün-Rot-Rot – alles neu, alles sehr anders. Und in NRW spricht aktuell nicht viel dafür, dass CDU und FDP wieder eine Mehrheit erringen werden. Eine Regierungsbeteiligung der Grünen aber dürfte den Industriestandort vor enorme Herausforderungen stellen. Dafür ist das Wort von der Zäsur schon fast zu schwach.
Wenn jetzt auf Bundesebene die Ausgangslage klar ist, sollte sie es auch für NRW sein. Zu wichtig sind die Geschicke des Landes in der Pandemie und beim Klimaschutz, als dass man sie im Nebenjob erledigen sollte. Dem konsequenten Bekenntnis sollte Armin Laschet den ebenso konsequenten Rückzug aus der Staatskanzlei in Düsseldorf folgen lassen. Das würde seiner Glaubwürdigkeit ebenso nützen wie seiner Heimat. Noch hat er den Weg nur halb freigemacht. Dass es Helmut Kohl und Gerhard Schröder einst genauso gehalten haben, ist nur ein schwaches Argument. Besondere Zeiten erfordern besondere Lösungen. BERICHT LASCHET: MEIN PLATZ IST IN BERLIN, TITELSEITE