Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Gottes Segen unter dem Regenbogen
Egal ob gleichgeschlechtlich, wiederverheiratet oder heterosexuell: Die Pfarrer Christian Olding und Heiner Dresen segneten in der Veerter St.-Martin-Kirche 35 Liebespaare. Die Andacht ist Teil einer bundesweiten Kampagne.
VEERT Christian Olding ist seit sieben Jahren Pfarrer in der Herzogstadt Geldern und hat mit seinen teilweise spektakulären „V-the experience-Gottesdiensten“, die den Glauben in seiner ganzen Alltagsrelevanz vermitteln sollen, nicht nur am Niederrhein für viel positive Aufmerksamkeit gesorgt.
Als Mitinitiator der bundesweiten Kampagne „#liebegewinnt“setzt der 38-Jährige Seelsorger gemeinsam mit Pfarrer Heiner Dresen ein weiteres Ausrufezeichen. Für Donnerstagabend
„Jetzt wissen wir, dass unsere Liebe von Gott getragen wird“
Mario Berwanger und Andreas Hein Homosexuelles Paar aus Alpen
Recht hat, homosexuelle Paare zu segnen. Demnach betrachtet die katholische Lehre die Ehe als lebenslange Verbindung zwischen Mann und Frau und als Teil von Gottes Plan, der zum Ziel habe, neues Leben hervorzubringen. Da gleichgeschlechtliche Partnerschaften nicht dazu bestimmt seien, Teil dieses Plans zu sein, könnten sie auch nicht von der Kirche gesegnet werden. Doch damit noch nicht genug: Weiter heißt es, dass es nicht erlaubt sei, Beziehungen oder stabilen Partnerschaften den Segen zu erteilen, die eine sexuelle Praxis außerhalb der Ehe einschließen – Gott könne keine Sünde segnen.
Exakt diese Formulierung können Olding und viele Katholiken nicht akzeptieren: „Das ist ein Schlag ins Gesicht derjenigen, die einen Großteil ihres Lebens um ihre persönliche Identität, Selbstakzeptanz, ihre Lebens- und Liebesform ringen mussten. Es verletzt nicht nur zutiefst diejenigen, die die Kirche ohnehin aus ihrem Leben gestrichen haben, sondern vor allem die Gläubigen, die trotz aller Nacken- und Tiefschläge an dieser Gemeinschaft festhalten.“
Nach dem Segnungsgottesdienst hatten die Liebespaare im Foyer der Kirche die Gelegenheit, bei einem Gläschen Sekt das gerade Erlebte auf sich wirken zu lassen, sich auszutauschen und Fragen zu beantworten.
Beata und Piotr Zakrocki aus Geldern, wiederverheiratet: „Nun sind wir offiziell vor Gott getreten. Und es ist gut zu wissen, ihn nun an unserer Seite zu haben. Ähnlich äußerte sich das homosexuelle Paar aus Alpen, Mario Berwanger und Andreas
Hein: „Jetzt wissen wir, dass unsere Liebe von Gott getragen wird.“Vermehrt war zu hören, dass die Paare durch ihre Teilnahme an diesem Segnungsgottesdient zum Ausdruck bringen wollten, dass die Vielfalt endlich auch Einzug in die Kirche hält.
Für Christian Olding stellte diese Messfeier nichts Besonderes dar, denn es gehöre in der Kirche zu einer Selbstverständlichkeit, Menschen auf ihrem Weg und ihre Liebe zu segnen.
Am kommenden Montag, 10. Mai, werden bundesweit um 19 Uhr Segnungsgottesdienste stattfinden. Dieser Termin wurde ganz bewusst als Tag der Kampagne gewählt: Nach dem ökumenischen Heiligenlexikon ist der 10. Mai einer der Gedenktage des Noah. Er ist in der Bibel der Stammvater aller Geschlechter. Gott sandte ihm den Regenbogen als Zeichen seines Bundes. Aus organisatorischen Gründen wurde die Segnungsfeier in Veert vorgezogen. Sie wird am Montag im Internet zu sehen sein (siehe Info-Kasten).