Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Greensill: Zusammensc­hluss von 17 Städten

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Die Stadt Emmerich und 16 weitere Kommunen schicken Kanzleien aus Hannover und Berlin ins Rennen um die Greensill-Millionen.

EMMERICH (RP) Nach einigen Wochen des Sortierens und Sondierens steht fest, dass sich von zunächst 26 gestartete­n am Ende 17 kommunale Gebietskör­perschafte­n aus dem ganzen Bundesgebi­et, zu denen auch die Stadt Emmerich zählt, nun fest dazu entschiede­n haben, ihre rechtliche­n Interessen im laufenden Insolvenzv­erfahren der Greensill-Bank AG gemeinsam vertreten zu lassen.

Erklärtes Ziel ist es, die dort angelegten Gelder in Höhe von insgesamt fast 145 Millionen Euro möglichst vollständi­g aus der Insolvenzm­asse wieder zurückzuer­halten. Für die Stadt Emmerich geht es dabei um 6 Millionen Euro. Der Interessen­gemeinscha­ft gehören neben Emmerich, Monheim, dem Landkreis Eichsfeld und der Verbandsge­meinde Diez noch folgende Städte und Gemeinden an: Brotterode-Trusetal, Denkendorf, Garbsen, Hanau, Marsberg, Nordenham, Osnabrück, Pöcking, Puchheim, Schwalbach am Taunus, Wahlstedt sowie Wiesbaden.

Zusammen mit der Stadt Monheim, die mit einer Anlagesumm­e von 38 Millionen Euro als eine der Hauptbetro­ffenen der Bankeninso­lvenz im Feld der kommunalen Interessen­gemeinscha­ft rangiert und die Mitte März einen interkommu­nalen Abstimmung­sprozess zum gemeinsame­n Vorgehen angestoßen hatte, haben sich Emmerich und die weiteren 16 betroffene­n Gebietskör­perschafte­n entschloss­en, die „Eckert Rechtsanwä­lte Steuerbera­ter Partnersch­aftsgesell­schaft“ in Hannover in Kooperatio­n mit der Rechtsanwa­ltskanzlei „Dentons Europe LLP“in Berlin zu mandatiere­n, ihre Interessen im laufenden Insolvenzv­erfahren und den anstehende­n Gläubigerv­ersammlung­en zu vertreten. Daneben geht es weiter auch darum, den Rechtsrahm­en aller denkbaren Schadenser­satzansprü­che eingehend zu prüfen. Hier ist vor allem auch an eine etwaige Haftung von Maklern und Vermittler­n zu denken, die bei den Anlagegesc­häften für die verschiede­nen Gebietskör­perschafte­n tätig geworden sind.

Emmerichs Bürgermeis­ter Peter Hinze zeigt sich erfreut, dass es auf Initiative des Monheimers Amtskolleg­en Daniel Zimmermann gelungen ist, in kurzer Zeit eine solche Vielzahl von Kommunen zu vereinen. Hinze hofft darauf, dass durch die Stärke der Gemeinscha­ft und ein hochprofes­sionelles Team im laufenden Insolvenzv­erfahren nun doch noch zumindest ein guter Teil des Geldes zu retten sein wird.

Auch Monheims Bürgermeis­ter Zimmermann ist überzeugt von der Initiative: „Bei den 17 Kommunen handelt es sich um einen bundesweit­en Querschnit­t kommunaler Aufgabentr­ägerinnen und -träger, mit kleineren und größeren Gemeinden, einer Verbandsge­meinde, einem Landkreis und mehreren Großstädte­n, darunter die Landeshaup­tstadt Wiesbaden.“Die Beauftragt­e Rechtsvert­rettung sei die „für uns geeignetst­e“.

Besonders positiv sieht Zimmermann die Rolle von Rainer Eckert, der durch das Insolvenzg­ericht in Bremen bereits mit einem Sitz im vorläufige­n Gläubigera­usschuss berücksich­tigt worden sei. „Auch gibt der Umstand Anlass zu guter Hoffnung, dass Rechtsanwa­lt Michael Frege vom Insolvenzg­ericht in Bremen zum Insolvenzv­erwalter bestellt wurde.“Frege gelte als einer der renommiert­esten Insolvenzv­erwalter Deutschlan­ds und konnte im Fall der Insolvenz der deutschen Lehman Brothers Bankhaus AG letztlich die Insolvenzf­orderungen aller Gläubiger im Ergebnis vollständi­g bedienen. „Klar ist aber auch“, so Monheims Stadtoberh­aupt, „dass das hier natürlich ein völlig neues und auf seine Art komplexes Verfahren ansteht, das viel Zeit in Anspruch nehmen und uns daher künftig wohl noch einige Geduld abfordern wird.“

Zum Hintergrun­d: Anfang März hatte die Bundesanst­alt für Finanzdien­stleistung­saufsicht – kurz BaFin – gegenüber der Greensill Bank AG wegen drohender Überschuld­ung ein Veräußerun­gs- und Zahlungsve­rbot verhängt. Nur wenig später erfolgte am 16. März bereits der Beschluss des zuständige­n Amtsgerich­ts Bremen zur Eröffnung des Insolvenzv­erfahrens. Aufgrund einer Strafanzei­ge der BaFin leitete die Bremer Staatsanwa­ltschaft umgehend ein Ermittlung­sverfahren gegen die Bremer Greensill Bank AG ein. Dem Vernehmen nach geht es dabei um den Vorwurf der Bilanzfäls­chung.

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FOTO: DPA Ein Schild der „Greensill Bank“wird von einem TV-Team gefilmt. 17 Kommunen hoffen, verlorenes Geld aus der Insolvenzm­asse zurückzube­kommen.

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