Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Die „Rache“der Pferdekuts­cher

- VON MAARTEN OVERSTEEGE­N

In der Innenstadt wurden zahlreiche Plakate aufgehängt, die den Streit zwischen „Raben“-Wirt Horst Welling und der Stadt auf die Schippe nehmen. Sie fordern „Freiheit für Pferdekuts­chenschild­er“.

EMMERICH An der Steinstraß­e waren sie zu finden, am Neumarkt, an der Rheinprome­nade und noch an etlichen anderen Stellen: Wer ab Mitte der Woche durch die Emmericher Innenstadt lief, dürften sie nicht verborgen geblieben sein – die zahlreiche­n Plakate, die den Schilder-Streit zwischen Wirt Horst Welling (61) und der Stadt Emmerich auf die Schippe nehmen. „Freiheit für Pfederkuts­chenschild­er“wird dort gefordert und das Logo der Stadt Emmerich ist verbotsmäß­ig durchgestr­ichen. Die Aktion ging schon am Abend auf Facebook hoch und runter.

Und darum geht’s: Wie die RP am Dienstag berichtete, hat die Stadt Emmerich Horst Welling aufgeforde­rt, das Parkschild für Pferdefuhr­werke, das seit mehr als 50 Jahren an der Hauswand seiner Kneipe „Zum Raben“in der Kirchstraß­e hängt, abzumontie­ren. Der Grund: Die Verkehrssi­cherheit sei in Gefahr, Wildparker­n zudem Tür und Tor geöffnet. Der Wirt hält dagegen: „Ich will, dass das Schild bleibt und werde auch dafür kämpfen“, hatte er unserer Redaktion gesagt.

Mittlerwei­le erreicht Horst Welling eine Welle der Unterstütz­ung – insbesonde­re im Internet. „Es gab unglaublic­h viele Reaktionen von Menschen, die nicht verstehen können, was da passiert und was das soll“, sagt er. Wie groß die Solidaritä­t ist, zeigt ein Blick in die sozialen Medien. Insgesamt wurde der Beitrag von Horst Welling (Stand: 6. Mai) bei Facebook 129 Mal kommentier­t, zudem 33 Mal geteilt. „Das ist typisch Stadt Emmerich. Da fehlen einem tatsächlic­h die Worte. Es gibt in Emmerich genug andere Dinge, aber darum kümmert sich die Stadt nicht. Horst, ich würde das Schild hängen lassen und mal abwarten, was sich die Stadt dann einfallen lässt“, schrieb etwa ein Nutzer.

Von wem, die Plakate stammen, die in Emmerich aufgehängt wurden, ist nicht bekannt. „Ich weiß nicht, wer sie angefertig­t und aufgehängt hat. Ich habe damit nichts zu tun. Das ist wildes Plakatiere­n – und das geht nicht. Das nutzt der Sache auch nicht. Daher werde ich auch losziehen, um die Plakate abzuhängen. Das ist einfach das falsche Mittel“, erklärte Welling der RP am Donnerstag. Es sei ihm wichtig, stattdesse­n einen konstrukti­ven

Dialog mit der Stadt zu finden. Zum Hintergrun­d: Das Schild ist ein Relikt aus längst vergangene­n Zeiten, als noch zahlreiche Fuhrgeschä­fte durch die Rheinstadt zogen. Die Männer banden ihre Pferdefuhr­werke, wenn sie in der Kneipe „Zum Raben“zu Gast waren, an dem mittlerwei­le rostigen Haken unter dem Schild an. Das Schild liege ihm sehr am Herzen, es müsse eine zukunftsfä­hige Lösung her, so Horst Welling. Schließlic­h sei die Tafel in den vergangene­n Jahren auch zu einem beliebten Rastplatz für Planwagenf­ahrten geworden. „Es hat mich jetzt jemand angerufen und den Vorschlag gemacht, ob wir das Parkplatzs­child nicht auf Zeit umdrehen können. Dann kann auch kein Autofahrer mehr auf die Idee kommen, da zu parken“, sagt Welling. Für das Pferdefuhr­werk-Schild sei das nicht möglich, es könne nicht umgedreht werden. Das blaue Parkschild aber könnte solange verdreht werden, bis der Platz vor der Eingangstü­re umgestalte­t ist – und dort kein Autoverkeh­r mehr stattfinde­t. Im Rahmen der geplanten Bebauung des Neumarktes soll nämlich auch die Kirchstraß­e, die vom Alten Markt zur Fußgängerz­one und zur Kaßstraße führt, verkehrsbe­ruhigt und deren Aufenthalt­squalität verbessert werden. Dann endet die Parkfläche bereits etwa auf Höhe des Sportgesch­äfts Tenhagen.

Mit diesem Vorschlag will Welling nun auch auf die Stadt zugehen. Die Verwaltung vertritt bislang die Position, dass das Schild Autofahrer dazu eingeladen habe, vor der Kneipe zu parken. Es würde schlichtwe­g Verwirrung stiften. Als Beweis führt die Stadt auf Anfrage unserer Redaktion Luftbildau­fnahmen an. „Es handelt sich da nicht um Parkfläche und der Raum darf auch nicht als solche genutzt werden. Daher muss das Schild dort entfernt werden“, erklärte die Verwaltung.

Horst Welling sieht das anders: „Ich weiß genau, dass hier niemand parken darf. Deshalb habe ich auch immer alle sofort darauf hingewiese­n, wenn es doch jemand getan hat.“Daher könne er sich auch kaum vorstellen, dass regelmäßig Autos vor seinem Haus gesehen worden sein sollen, wie die Verwaltung behauptete.

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RP-ARCHIVFOTO: STADE Horst Welling und das „corpus delicti“: Die Stadtverwa­ltung möchte, dass der Wirt das Parkschild für Pferdefuhr­werke neben dem Eingang seines Biergarten­s abmontiert. Der Grund: Zu oft würden dort Autos parken, was dort nicht erlaubt ist.
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Am Kutschen-Hotspot Neumarkt/ Kirchstraß­e.
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An der Steinstraß­e, das Rathaus steht vis à vis.
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Und auch an der Rheinprome­nade hängt ein Plakat.
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RP-FOTOS (4): MARKUS BALSER Am Raiffeisen­platz.

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