Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Adli Lachheb möchte sesshaft werden

- VON HEINZ SPÜTZ

Seit 2018 läuft der Innenverte­idiger für den Fußball-Regionalli­gisten SV Straelen auf. Er möchte seine Karriere in ein oder zwei Jahren gerne beim SVS ausklingen lassen. Im Spiel gegen den Bonner SC sind seine Abwehrküns­te wieder gefragt.

STRAELEN Adli Lachheb, Innenverte­idiger des Fußball-Regionalli­gisten SV Straelen, gehört nicht zu den Leuten, die um den heißen Brei herumreden, wenn sie nach ihrer Meinung gefragt werden. Er steht für klare Worte, dem man auch Fragen über ein 1:0 hinaus stellen kann. Die jüngste Niederlage­nserie des SVS hat dem Abwehrchef, der als 19-Jähriger aus Tunesien nach Deutschlan­d kam und auf eine lange Zeit als Profifußba­ller zurückblic­kt, alles andere als gut geschmeckt. Er weiß sie aber auch einzuordne­n.

„Zuerst möchte ich sagen, dass wir eine ordentlich­e Saison gespielt haben, keine besonders gute, aber eine ordentlich­e. Unser Saisonziel, den Klassenerh­alt, hatten wir schon vor einigen Wochen erreicht“, sagt er. „Drei Niederlage­n in Folge haben

„Ich verspüre hier eine sehr familiäre Atmosphäre und das ist enorm wichtig für mich“

Adli Lachheb Fußballer des SV Straelen

mir natürlich nicht gepasst und beim nächsten Spiel hier gegen den Bonner SC habe ich keine Lust, noch eine zu kassieren.“

Lachheb hat eine klare Devise. „Man muss auch abwägen, gegen wen wir verloren haben. Mein Grundsatz lautet, dass, wenn man alles gegeben und trotzdem verloren hat, man die Leistung des Gegners respektier­en muss. Gegen Köln und Essen mussten wir die Überlegenh­eit des Gegners anerkennen.“

Diese von ihm beschriebe­ne Einstellun­g sah er bei einigen Spielern, wie in der Partie gegen Wiedenbrüc­k, leider nicht, und das hat ihn geärgert. „Trainer Benedict Weeks hat uns genau auf den Gegner eingestell­t und wir sind von dessen Spielweise absolut nicht überrascht worden. Aber in der Mannschaft standen bestimmt fünf sehr junge Leute, die vorher noch nie in der Regionalli­ga gespielt haben. Ich bin der Meinung, dass diesen Spielern noch die nötige Reife fehlt, taktische Vorgaben richtig umzusetzen.“

Die Saison 2020/21 ist für den Abwehrstra­tegen noch lange nicht abgehakt. Adli Lachheb erinnert an das interne Mannschaft­sziel, zum Saisonende mindestens 50 Punkte auf dem Konto zu haben. „Es sind noch vier Meistersch­aftsspiele. Und es kommt noch wenigstens eine Englische Woche auf uns zu, weil wir im Halbfinale um den Niederrhei­npokal auf den Sieger Rot-Weiss Essen gegen Rot-Weiß Oberhausen treffen. Der Sieger spielt im Endspiel um den Einzug in die erste Runde des DFB-Pokals.“

Seit 2018 hält Adli Lachheb als kompromiss­loser Innenverte­idiger seine Knochen für den SV Straelen hin. Er hätte sich bei der Vertragsun­terzeichnu­ng niemals träumen lassen, nun schon kurz vor dem Abschluss seiner dritten Saison an der Römerstraß­e zu stehen. Der Routinier war ein typisches Beispiel dafür, dass Vereinstre­ue im profession­ellen Fußball eine eher untergeord­nete Rolle spielt. Nie hat er sich in seiner langen Profikarri­ere mehr als zwei Jahre bei einem Verein aufgehalte­n. Doch dieses Vorgehen war

Teil seines Plans, als er vor 14 Jahren von Tunesien nach Deutschlan­d kam, um hier als Profifußba­ller Fuß zu fassen und möglichst viel kennenzule­rnen.

Beim SV Straelen hat er noch einen Vertrag bis 2022, doch nun scheint der Wandervoge­l in der Blumenstad­t heimisch werden zu wollen. Er hat in den vergangene­n eineinhalb Jahren viel nachgedach­t und dabei eine richtungsw­eisende Entscheidu­ng für seine weitere Lebensplan­ung getroffen. „Hier im Verein herrscht kein kaltes Arbeitsver­hältnis, ich verspüre eine sehr familiäre Atmosphäre und das ist enorm wichtig für mich“, sagt er. „Ich habe vor, wenn die Pandemie es wieder zulässt, endlich an meinen Trainerliz­enzen zu arbeiten und kann mir vorstellen, nach meiner aktiven Karriere weiter beim SV Straelen tätig zu sein.“

Natürlich ist ihm nicht entgangen, dass sich der SV Straelen in kurzer Zeit immer profession­eller aufstellt. Damit meint er beispielsw­eise die Ausrichtun­g des Vereins im Juniorenbe­reich, für die kommenden Jahre Jugendspie­ler an die Profi-Mannschaft heranzufüh­ren.

Hautnah hat er diese Entwicklun­g zu mehr Profession­alität in den drei

Jahren seiner Vereinszug­ehörigkeit miterleben dürfen. Und da spricht er nicht nur den neuen Kunstrasen­platz an, sondern redet von einem hauptberuf­lichen Trainer, von adäquaten Trainingsz­eiten, von regelmäßig­en Videoanaly­sen, von einem fachkundig­en Sportliche­n Leiter und Torwart-Trainer, von der medizinisc­hen Versorgung und vor allem von einem dreiköpfig­en Betreuerte­am, das mittlerwei­le Zweitliga-Niveau erreicht hätte. In diesem Zusammenha­ng begrüßt er, dass bereits frühzeitig erste Vertragsge­spräche mit den Spielern geführt wurden, die sowohl dem Verein, als auch den Aktiven eine gewisse Planungssi­cherheit geben.

Bei der Entscheidu­ngsfassung, seine Zelte dauerhaft in Straelen aufzubauen, hat sicherlich ein längeres, unverbindl­iches Gespräch, das er mit Hermann Tecklenbur­g geführt hat, beigetrage­n. Doch ein Hintertürc­hen lässt sich Adli Lachheb noch offen – denn falls er urplötzlic­h von Amors Pfeil getroffen werden sollte, schließt er eine räumliche Veränderun­g nicht aus.

 ?? FOTO: HEINZ SPÜTZ ?? Adli Lachheb fühlt sich beim Regionalli­gisten SV Straelen sehr wohl. Der 33-Jährige hat klare Pläne und gehört zu den cleveren Routiniers.
FOTO: HEINZ SPÜTZ Adli Lachheb fühlt sich beim Regionalli­gisten SV Straelen sehr wohl. Der 33-Jährige hat klare Pläne und gehört zu den cleveren Routiniers.

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