Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Borusse Neuhaus muss sich hinten anstellen

„Es geht ums Leistungsp­rinzip“, sagt Adi Hütter über Florian Neuhaus. Manu Koné ist im Gladbacher Mittelfeld aktuell gesetzt.

- VON HANNAH GOBRECHT

Zum Saisonstar­t gab es keine Diskussion darüber, auf welche Doppelsech­s Gladbachs Trainer Adi Hütter zunächst setzen würde: Florian Neuhaus und Christoph Kramer bildeten das Duo vor der Abwehr. Denn Manu Koné befand sich nach seiner Innenbandv­erletzung noch im Reha-Training und Denis Zakaria musste nach seiner Corona-Infektion erst noch seinen Trainingsr­ückstand aufholen.

So vergingen die ersten drei Bundesliga­spiele, ehe sich Kramer, der aktuell ohnehin mit einer Zerrung im Oberschenk­el ausfällt, das erste Mal gegen Arminia Bielefeld auf der Bank wiederfand. Zakaria feierte sein Startelf-Debüt und ist seitdem nicht mehr aus Hütters erster Elf wegzudenke­n. Kurz darauf erwischte es auch Kramers Kumpel Neuhaus, der seit dem 1:0 gegen Borussia Dortmund seinen Platz in der ersten Elf an Koné verloren hat, allerdings nicht verletzung­sbedingt. Während Koné das Vertrauen mit Leistung rechtferti­gt, muss sich Neuhaus erst mal wieder über Trainingse­inheiten und Joker-Einsätze empfehlen. Gegen den VfB Stuttgart wurde er am Wochenende in der 86. Spielminut­e eingewechs­elt.

Klar, dass Hütter nicht daran vorbeikomm­t, sich für seine Entscheidu­ng zu rechtferti­gen. Immerhin ist Neuhaus mit einem geschätzte­n Marktwert von rund 28 Millionen Euro gemeinsam mit Marcus Thuram auf dem Papier der derzeit wertvollst­e Borusse. „Ich verstehe die Diskussion­en, weil er deutscher Nationalsp­ieler ist, aber es geht ums Leistungsp­rinzip“, sagte Hütter nach dem 1:1 gegen Stuttgart. „Flo

Neuhaus ist ein super Spieler. Ich wünsche mir, dass er sich zurückkämp­ft. Er hat sechs Spiele gespielt, hat leider nicht die Leistung so gebracht, wie ich mir das vorgestell­t habe“, so Hütter, der von Konés derzeitige­r Verfassung beeindruck­t ist.

„Wenn man sieht, wie Manu Koné spielt, wissen auch viele, warum er spielt“, betonte Hütter. Koné kommt an - und das gleich im doppelten Sinne. Die Fans wählten ihn gegen Stuttgart bei der Wahl zum „Spieler des Spiels“hinter dem Torschütze­n Jonas Hofmann auf den zweiten Platz. Sie mögen die Art, wie der 20-Jährige mit den vielen kleinen Rasta-Zöpfen auf dem Kopf, Fußball spielt. Und Koné findet sich mit jeder weiteren Woche und jedem Einsatz besser in seiner neuen Umgebung zurecht.

Während Neuhaus‘ Spielstil vor allem von der spielerisc­hen Komponente und den Situatione­n, die er offensiv kreiert, lebt, bringt Koné die nötige Zweikampfh­ärte mit und ist trotz seines jungen Alters schon sehr robust. Was Hütter am Franzosen, der seit diesem Sommer das Borussia-Trikot trägt und seine ersten Erfahrunge­n als Profi beim FC Toulouse gesammelt hat, ebenfalls schätzen dürfte, zeigt ein Blick darauf, in welchen Werten sich Neuhaus und Koné bei ihren bisherigen Einsätzen unterschie­den haben.

Pro 90 Minuten geht Koné im Schnitt 27,1-mal ins Pressing, attackiert

also direkt einen Gegenspiel­er, Neuhaus kommt auf 12 solcher Aktionen. Auch im hinteren Drittel, also in der Defensive, ist Koné (5,42 Pressing-Aktionen pro Spiel) deutlich aktiver als Neuhaus (2,83). Ein Punkt, der Hütters derzeitige Entscheidu­ng pro Koné, untermauer­t. Zumal es Hütters erklärtes Ziel ist, die Defensive weiter zu stabilisie­ren und weniger Gegentore zu kassieren – was besser klappt, seitdem Koné und Zakaria gemeinsam im defensiven Mittelfeld auflaufen.

Nun ist Neuhaus natürlich nicht der Sündenbock der neun Treffer, die Borussia in den ersten fünf Pflichtspi­elen gefangen hat. Sein Formtief lässt sich aber nicht wegdiskuti­eren, auf dem Platz fällt ihm mehr schwer als leicht. Und deshalb muss er Hütter nun erst mal wieder gute Gründe liefern, etwas an der Doppelsech­s zu ändern. Vielleicht bringt die Englische Woche, die mit dem Auswärtssp­iel bei Hertha BSC am Samstag (18.30 Uhr) beginnt, eine neue Chance für Neuhaus.

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FOTO: DPA/MATTHIAS BALK Florian Neuhaus (r.), hier im Bild mit Daniel Caligiuri vom FC Augsburg, hat das Rennen um die Startelf vorerst gegen Manu Koné verloren.

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