Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
30 Jahre Köhlerhandwerk in Reichswalde
Die Köhlerei Reichswalde entzündet in dieser Woche wieder einen Holzkohlenmeiler. Es ist ein besonderes Jahr für die Köhler.
KLEVE-REICHSWALDE „30 Jahre, das hätten wir damals nicht gedacht“, sagt Wilhelm Papen. Vor 30 Jahren gehörte er zu denjenigen, die den ersten Holzkohlenmeiler im Klever Ortsteil Reichswalde entzündeten. Papen erinnert sich noch genau: „Das war an der Hütte der Waldjugend. ‚Kohle für Kohle‘ war damals unser Motto, den Erlös aus der Kohle haben wir an die Waldjugend gespendet.“
31 Jahre war Wilhelm Papen damals alt, heute ist er 61. Vor 30 Jahren entfachte nicht nur der erste Meiler in Reichswalde, sondern auch Papens Leidenschaft für die Köhlerei. „Als Köhler lebt man in der Natur, mit der Natur und von der Natur“, sagt er. „Es war früher ein wichtiges Handwerk, weil mit der Holzkohle das Eisen gewonnen und die Metalle bearbeitet wurden.“„Früher“– das ist schon viel länger als 30 Jahre her. Längst hat die Industrie andere Wege und Mittel, um Eisen zu gewinnen. Auch Holzkohle wird fast nur noch industriell hergestellt.
Das Handwerk des Köhlers, es ist fast ausgestorben. Kaum jemand stapelt heute noch von Hand Holz, deckt den Stapel mit Erde luftdicht ab und lässt die Holzscheite dann langsam von innen zu Kohle verschwelen. Doch in Reichswalde wird die Tradition nunmehr seit 30 Jahren gepflegt. So auch ab dieser Woche wieder. Die Köhlerei Reichswalde hat bereits mit dem Errichten des Meilers begonnen. 20 Raummeter Buchenholz wurden geschichtet, daraus sollen etwa 1,2 Tonnen Holzkohle werden. Mitte der Woche wird der Meiler entzündet – Wilhelm Papen und seine Köhlerkollegen werden das schwelende Buchenholz dann rund um die Uhr überwachen und „steuern“, wie es in dem alten Handwerk heißt.
Zum Meiler gehört in Reichswalde seit 30 Jahren auch das Meilerfest, für das die Köhlerei Reichswalde – eine ehrenamtliche Gruppe von rund 30 Personen – wieder ein umfangreiches Programm auf die Beine gestellt hat. Los geht es am Donnerstag, 19. Mai, um 18 Uhr mit der Eröffnung auf dem Meilerplatz (Auf dem Kamp 25 in Kleve-Reichswalde). Schirmherr ist Theo Brauer. Auch Bürgermeister Wolfgang Gebing, der Präsident des Europäischen Köhlerverbandes Karl-Josef Tielke und der Landtagsabgeordnete Günther Bergmann sind angekündigt. Es gibt Speis‘ und Trank, Musik von der Feuerwehr Reichswalde
und allerlei Wissenswertes zum Köhlerhandwerk.
Weiter geht es am Freitag, 20. Mai, ab 19.30 Uhr mit dem „Köhlerleuchten“. Feiern ist dann angesagt auf dem Meilerplatz, DJ Frank Gerritzen besorgt die Musik. Am Sonntag, 22. Mai, findet dann ganztägig der Kinderköhlertag statt: Mit Kinderschminken, Greifvögeln, einem Köhlerquiz und vielem mehr. Um 18 Uhr ist eine Eucharistiefeier
mit der Jugendgruppe „Unglaublich“geplant.
Am Mittwoch, 25. Mai, lädt die KFD Reichswalde zur Mai-Andacht ein, bevor es am Donnerstag, 26. Mai (Vatertag) mit einem durchgehenden Frühschoppen weitergeht. Am Freitag, 27. Mai, findet ab 19.30 Uhr ein Oldie-Abend statt: Die Band „Cross Tie Walker“, eine Creedence Clearwater Revival-Coverband, spielt. Am Samstag, 28.
Mai, findet um 17 Uhr ein ökumenischer Gottesdienst mit der Jagdhornbläsergruppe Uedem statt. Zudem wird sowohl am Freitag als auch am Samstag eine Gruppe aus dem Münsterland mit einem historischen Rennofen vor Ort sein und zeigen, wie man mithilfe von Holzkohle früher Eisen gewonnen hat.
Den Abschluss findet das Meilerfest dann am Sonntag, 29. Mai, ab 14.30 Uhr: Die „Hanseaten“aus
Grieth begleiten den Nachmittag musikalisch, der Bundestagsabgeordnete Stefan Rouenhoff schaut vorbei. Um 16 Uhr werden die Gewinner des Köhlerquiz bekannt gegeben, anschließend findet eine Verlosung statt. Die Holzkohle, die die Köhler aus dem Meiler gewinnen, wird am Montag, 30. Mai, und am Dienstag, 31. Mai, jeweils von 14 bis 18.30 Uhr verkauft. Weil die Kohle immer sehr begehrt ist, empfiehlt Wilhelm Papen rechtzeitige Reservierung. Der Erlös kommt wie immer in den letzten 30 Jahren einem guten Zweck zugute.
Interessierte, die den Köhlern bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen und sich über das jahrtausendealte Handwerk informieren wollen, sind auch abseits der Programmtage auf dem Meilerplatz willkommen. „Interessierte können jederzeit vorbeikommen. Gruppen bitten wir aber darum, sich vorher anzumelden“, sagt Wilhelm Papen. Getränke gibt es täglich ab 16 Uhr, der Grill qualmt ab 17 Uhr. Wer sich schon einen Sack der begehrten Kohle reservieren oder einen Gruppenbesuch anmelden möchte, kann dies entweder vor Ort am Meilerplatz tun, per Mail an wil-pa@tonline.de oder telefonisch bei Wilhelm Papen unter 0170-6638356.