Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
An diesem Quartett führt kein Weg vorbei
Yann Sommer, Jordan Beyer, Manu Koné und Jonas Hofmann haben in einer schwierigen Zeit nichtsdestotrotz beeindruckt.
Trotz der zahlreichen Rückschläge, Tiefpunkte und Enttäuschungen sollte nicht der Eindruck entstehen, dass hinter Borussia Mönchengladbach eine komplette Saison zum Vergessen liegt. Unsere Redaktion hat sich für vier Spieler entschieden, deren Leistungen Hoffnung verbreiteten und die den Neuanfang, sofern sie dann noch da sind, prägen können.
Yann Sommer
Nachdem er Tobias Sippel in Frankfurt Borussias 60. Gegentor überlassen hatte, musste Yann Sommer am letzten Spieltag gegen Hoffenheim doch noch sein persönlich 60. hinnehmen. Es passt zu den Launen und Extremen dieser Saison, dass sie gemeinsam mit 2014/15, als er im ersten GladbachJahr nur 26 Tore kassierte, dennoch Sommers beste gewesen ist.
Er konservierte zum Saisonstart seine Top-Form von der Europameisterschaft, als er erstmals auch international die verdienten Lobpreisungen erhalten hatte. Acht Paraden packte Sommer gleich beim 1:1 gegen den FC Bayern aus, den Wert erreichte er noch einmal beim 5:0 im Pokalspiel gegen den Rekordmeister, als die Null hinten den Eintrag ins Geschichtsbuch absicherte.
Seine „außerirdische Parade“gegen Mainz 05 war die größte Einzeltat. Und es passt ins Bild, dass Sommers allerbestes Spiel mit zehn abgewehrten Schüssen gegen Bayer Leverkusen, darunter zwei Strafstöße, am Ende trotzdem verloren ging. Am 33-Jährigen lag es selbst beim 0:6 gegen den SC Freiburg nicht, als selbst der besonnene Sommer kurz davor zu sein schien, einen seiner Vorderleute am Kragen zu packen wie Oliver Kahn. Wenn Sommer Gladbach irgendwann verlässt, steht die Debatte an, wo genau unter den besten drei Borussia-Torhütern er einzuordnen ist. Jannik Sorgatz
Jordan Beyer Ob er gerade Zeit hat, sein Jahr noch mal Revue passieren zu lassen? Schließlich wird Beyer an diesem Donnerstag 22 Jahre alt und feiert seinen Geburtstag in New York City. Ablenkung gibt es dort genug, doch sicher wird Borussias Innenverteidiger in den nächsten Wochen noch einmal ausführlich auf die Saison zurückblicken, in der er nun – fast vier Jahre nach seinem ersten Pflichtspiel – endgültig den Durchbruch geschafft hat.
Dabei war Beyer vor der Saison schon fast auf dem Weg nach Bremen, ehe sich Stefan Lainer schwer verletzte und Adi Hütter ihn nicht mehr ziehen lassen wollte. Unter Hütter stand er in der Liga 15-mal in der Startelf und trotz der Verpflichtung von Innenverteidiger Marvin Friedrich wird Beyer hinter Nico Elvedi als Innenverteidiger Nummer zwei in die Vorbereitung gehen. Acht Spiele machte er zuletzt von Beginn an und mit jeder Partie versprühte Beyer, der mit dem Ball am Fuß immer wieder für große Raumgewinne sorgt, mehr Sicherheit. In den kommenden Jahren könnte er ein Gesicht des Klubs werden, dafür hat das Eigengewächs in dieser Saison den Grundstein gelegt – auch mit seiner Vertragsverlängerung bis 2026. Hannah Gobrecht
Manu Koné Er ist eine imposante Erscheinung, allein schon der Haarpracht wegen. Rasta-Zöpfe in Vereinsfarben hatte der Mann zeitweise zu bieten, schwarz und grün, auf dem Spielfeld wirbelten sie wild durch die Gegend. Koné ist ein Hingucker aber nicht nur deswegen, sondern weil er mit seiner Spielweise beeindruckt: laufstark, robust, ein guter Fußballer. Dass er nebenbei beste Anlagen hat, ein Anführer zu sein, kommt hinzu. Borussia hat neun Millionen Euro an den FC Toulouse überwiesen. Man darf sagen: Das Geld ist gut investiert.
Natürlich ist der Kerl zuweilen noch etwas ungestüm, bitte schön, er ist gerade 21 geworden! Da darf man noch ungeschliffen sein, und mit Verlaub: Das ist doch das Spannende daran. Ex-Trainer Hütter hatte seine Freude an Koné und untermauerte das mit Vertrauen. Nach seiner Verletzung zu Saisonbeginn war der Franzose seit seinem Debüt gegen den BVB gesetzt, 29 Pflichtspiele machte er, dabei schoss er drei Tore. Zehn Gelbe Karten belegen, dass Koné auch zulangen kann – ein Faktor, der ihn ein wenig abhebt. Alles in allem: Da wächst etwas heran,
das etwas Großes werden kann. In seiner ersten Bundesliga-Saison war er einer der großen Gewinner bei Borussia. Karsten Kellermann
Jonas Hofmann Es ist nicht schwer, sich vorzustellen, wo seine Direktabnahme, mit der er den Schlusspunkt beim 5:1-Erfolg gegen 1899 Hoffenheim setzte, in seinen ersten Jahren als Gladbacher Borusse hingegangen wäre: auf jeden Fall nicht ins Tor. Es dauerte seine Zeit, bis Hofmann vor dem gegnerischen Gehäuse Torgefahr auszustrahlen begann. Ab 2018 etablierte er sich aber in Borussias Offensive, Hofmann entwickelte sich zu einem Leistungsträger. In der nun zu Ende gegangenen Spielzeit machte der 29-Jährige nochmals einen deutlichen Schritt nach vorne.
Denn Hofmann pulverisierte seinen bisherigen Saison-Torrekord, indem er von sechs auf zwölf Tore erhöhte. Mit zusätzlichen sechs Vorlagen wurde er zudem – gemeinsam mit Alassane Plea – Topscorer seines Teams. Doch Hofmanns Wert für Borussias Spiel lässt sich nicht nur an Zahlen bemessen. Wenn er nicht dabei war, fehlte den Gladbachern oft genug die Tiefe in ihren Angriffen. Außerdem war Hofmann stets Hütters wirkungsvollster Pressingspieler. Dass Hofmann sich in der Nationalmannschaft auf der Rechtsverteidiger-Position etablierte und damit seine Allrounder-Qualitäten erneut unter Beweis stellte, rundete seine starke Saison ab. Nun muss er bald entscheiden, ob es eine Fortsetzung gibt.