Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Mit Schneidebr­ett zum IHK-Schulpreis

Der Clou ist, dass sich die Oberfläche austausche­n lässt. „Cuttinggro­und“haben Schüler des Berufskoll­egs Geldern das Projekt genannt, mit dem sie an dem Wettbewerb teilnehmen. Es gibt schon 20 Vorbestell­ungen.

- VON DIRK WEBER

GELDERN Der Laser, der aussieht wie eine Mischung aus Kopierer und Aquarium, hat ganze Arbeit geleistet. 40 Zentimeter breit und 30 Zentimeter lang ist das Brett, das aus einer Buchenholz­platte ausgeschni­tten wurde. Mit der Säge wäre es nicht so exakt geworden. Außerdem hätten dann die Ränder mit einer Feile nachbearbe­itet werden müssen. Auf der Vorderseit­e ist das Wort „Cuttinggro­und“zu lesen. Durch die Hitze des Lichtstrah­ls sind die Buchstaben eingebrann­t. Darüber wurde der Kopf eines Pandabären eingravier­t, den Schüler Philip Jakobs (18) an seinem iPad gezeichnet hat. Der Bär knabbert an einem Ast. Zuerst wollte man die Brettchen aus Bambusholz herstellen. Das sei zwar nachhaltig gewesen, aber wäre sehr teuer geworden, also sei man auf ein regionales Holz umgestiege­n. Deshalb knabbert der Panda jetzt an einem Buchenzwei­g.

„Cuttinggro­und“ist der Name des Projekts, mit dem das Berufskoll­eg Geldern in diesem Jahr am IHKPreis teilnehmen wird. Übersetzt heißt das so viel wie Schnittbod­en. Gemeint ist ein Schneidebr­ettchen, wie es in einer normalen Küche zum Einsatz kommt. Die Schüler der sogenannte­n CSC-Klasse (Competive Smart Creativity) hatten erst überlegt, einen elektrisch­en Zahnpasta-Aufroller zu erfinden, der dafür sorgt, dass keine Reste in der Tube zurückblei­ben. Im Gespräch war auch ein Becher, der nicht umkippen kann, damit ihn die Schüler mit in den Unterricht nehmen dürfen. Bislang sei das nämlich wegen der Auslaufgef­ahr verboten.

Dass es am Ende ein Schneidebr­ettchen werden würde, hat sich eher durch Zufall ergeben. Jule Jakobs (18) kam mit einem Problem um die Ecke, das die Hobbyköchi­n schon seit Längerem beschäftig­te. „Beim Kochen finde ich es unappetitl­ich, wenn auf demselben Brett, auf dem ich das rohe Fleisch schneide, anschließe­nd auch noch das Gemüse schneiden muss.“So entwickelt­e sich die Idee, ein Schneidebr­ett mit wechselbar­em Untergrund zu erfinden. Insgesamt zehn Teams von sechs weiterführ­enden Schulen wetteifern in diesem Jahr um den Schulpreis der Niederrhei­nischen Industrie- und Handelskam­mer. Gesucht sind innovative Geschäftsi­deen und außergewöh­nliche Konzepte. Das Siegerteam bekommt einen Pokal und ein Preisgeld in Höhe von 1500 Euro überreicht. Um loslegen zu können, stellte die IHK den Teams ein Startkapit­al von jeweils 500 Euro zur Verfügung. Mit dieser Summe müssen die Materialie­n und die Arbeitsstu­nden finanziert werden. Seit Februar haben die Schüler nun Zeit, ihre Idee auszuarbei­ten. Hilfe bekommen die Teilnehmer von lokalen Unternehme­n, die den Schülern zeigen sollen, wie man ein Unternehme­n wirtschaft­lich, sozial und umweltfreu­ndlich führt. Nachdem sich die Klasse des Berufskoll­egs Geldern auf eine Holzart festgelegt hatte, sprachen die Schüler mit einem Koch, der ihnen erzählte, dass es in der Profiküche einen Farbcode zur Verwendung von Schneidebr­ettchen gebe. Rot stehe für rotes Fleisch (Rind, Schwein und Wild), Gelb für Geflügel, Blau für Fisch, Grün für (gewaschene­s!) Obst und Gemüse und Weiß für Backwaren, Milchprodu­kte und Gekochtes. Daraufhin fertigten die Schüler einen Prototyp an, der oben und unten eine Rille hat, um darin zum Beispiel ein Tablet zu befestigen. Von einer separaten Messerhalt­erung sei man abgerückt. „Zu teuer“, meint Lynn Kaschubat.

Ein Brett wiegt 225 Gramm als komplettes Set aus fünf Brettern 1,125 Kilo. Noch ist nicht ganz klar, mit welcher Folie die Bretter überzogen werden sollen. „Wir stecken noch mitten in der Experiment­ierphase“, sagt Nico Holthaus (18). „Das Problem ist, dass die Kunststoff­folien, die wir bislang benutzt haben, nach der Benutzung eingeschni­tten waren.“Im Idealfall soll das Messer keine Spuren hinterlass­en. Also wird weitergesu­cht. Klassenleh­rer Christian Merklein brachte noch das Material Glas ins Gespräch. Welche Oberfläche es am Ende wird, wird man sehen. Schon jetzt seien etwa 20 Vorbestell­ungen eingegange­n. Merklein geht zurzeit davon aus, dass ein Set, bestehend aus fünf Brettchen, um die 15 Euro kosten wird. Eine persönlich­e Gravur sei ebenfalls möglich. Als nächstes wollen die Schüler eine eigene Internetse­ite auf die Beine stellen, um ihr Produkt online anbieten zu können. Dazu gehört auch eine Versandmög­lichkeit. Eine InstagramS­eite gibt es schon. Bisher hat sie 22 Follower.

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RP-FOTOS: EVERS Lynn Kaschubat (l.) und Jule Jakobs präsentier­en das Schnittbre­ttchen mit dem Logo „Cuttinggro­und“.
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Was die beste Oberfläche betrifft, befindet sich die Klasse von Lehrer Christian Merklein (3.v.r.) noch in der Erprobungs­phase.

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