Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Das sind die Unfallschwerpunkte in Kleve
Verkehrsunfälle werden von der Polizei statistisch erfasst und ausgewertet. Streckenabschnitte, an denen besonders viele Unfälle passieren, werden als „Unfallhäufungsstellen“behandelt. In Kleve gibt es derzeit neun dieser Stellen.
KLEVE Trotz steigender Unfallzahlen ist die Zahl der Verkehrstoten im Jahr 2021 im Kreis Kleve gesunken. Während im Vorjahr noch 17 Menschen infolge von Verkehrsunfällen verstarben, waren es im vergangenen Jahr insgesamt 13 Menschen. „Auch wenn die gesunkene Zahl für eine positive Entwicklung steht: Jeder Mensch, der bei einem Verkehrsunfall im Kreis Kleve sein Leben verliert, ist einer zu viel“, sagte Landrätin Silke Gorißen im Rahmen der Vorstellung der entsprechenden Unfallstatistik.
Damit die Zahl der Verkehrstoten weiter sinkt, führt die Kreispolizeibehörde Kleve akribisch Buch. Sie dokumentiert jeden Unfall. Und sie sucht in der Statistik nach sogenannten Unfallhäufungsstellen. „Die Erkennung von Unfallhäufungsstellen erfolgt durch die Führungsstelle der Direktion Verkehr der Kreispolizeibehörde Kleve mittels der Software EUSKa – Abkürzung für Elektronische Unfalltypensteckkarte“, erklärt Polizeioberkommissarin Christina Pitz von der Pressestelle der Klever Polizei.
Was früher noch mit Stecknadeln auf einer Karte gemacht wurde, passiert heute also weitgehend elektronisch. Das System hat sich bewährt und wird seit 2018 von allen Polizeibehörden in Nordrhein-Westfalen verwendet. Erfasst wird nicht nur der Unfallort, sondern auch der Unfalltyp. „Der Unfalltyp bezeichnet den Verkehrsvorgang beziehungsweise die Konfliktsituation, aus der ein Verkehrsunfall entstanden ist“, erklärt Christina Pitz. Unterschieden wird auch zwischen Unfällen mit Sachschäden, Verletzten und Getöteten.
Für die Stadt Kleve ergeben sich derzeit neun Unfallhäufungsstellen, wobei zu unterscheiden ist zwischen zwei Auswertungszeiträumen: Aus der Ein-Jahres-Auswertung gehen alle Häufungsstellen hervor, an denen sich innerhalb eines Jahres drei oder mehr Verkehrsunfälle mit Personenschäden oder schweren Sachschäden gleichen Unfalltyps ereignet haben. Dort erfasst sind folgende Bereiche: Lindenallee/Hoffmannallee/Hagsche Straße, Nassauerallee/ Albersallee/Uedemer Straße, Hagsche Straße/Hagsche Poort/Nassauermauer, Klever Ring/Uedemer Straße, Bahnhofstraße/Wiesenstraße und Ringstraße/Römerstraße/ Stechbahn.
Die Drei-Jahres-Auswertung hingegen konzentriert sich allein auf schwerere Unfälle: Sie gibt alle Häufungsstellen aus, an denen sich innerhalb von drei Jahren drei oder mehr Verkehrsunfälle mit getöteten und/oder schwer verletzten Personen ereignet haben. Und sie umfasst diejenigen Stellen, an denen sich innerhalb von drei Jahren fünf oder mehr Verkehrsunfälle mit Personenschäden
unter Beteiligung von Fußgängern, Radfahrern oder Nutzern von Elektro-Kleinstfahrzeugen ereignet haben.
Unfallhäufungsstellen aus der Drei-Jahres-Auswertung gehen also zwangsläufig mit insgesamt mindestens drei Verletzten und/oder Toten einher. Die Stellen sind der Kreuzungsbereich Hoffmannallee/ Albersallee/Königsallee, der Streckenabschnitt Kavarinerstraße/Hafenstraße und der Abschnitt Klever Ring/B 57-Spange. In der Nachbargemeinde Kranenburg gibt es derzeit eine Häufungsstelle aus der Drei-Jahres-Auswertung, und zwar am Grenzübergang Oude Kleefsebaan/Hauptstraße. In Goch ergibt sich aus der Drei-Jahres-Auswertung der Kreuzungsbereich Voßheider Straße/Weezer Straße als Unfallhäufungsstelle.
Keine Häufungsstellen laut DreiJahres-Auswertung führt die Polizei derzeit für die Gemeinden Uedem, Bedburg-Hau und die Stadt Kalkar. Das heißt allerdings nicht zwangsläufig, dass in diesen Städten und Gemeinden weniger schwere Unfälle passieren: Auf der Uedemer Straße beispielsweise hatte es in den letzten Jahren mehrere, teils tödliche Unfälle gegeben. Eine Unfallhäufungsstelle umfasst aber per Definition maximal einen Bereich von 200 Metern (innerorts) beziehungsweise 500 Metern (außerorts). Deshalb tauchen zwar mehrere Abschnitte der Uedemer Straße als Unfallhäufungsstellen in der Statistik auf, nicht jedoch im Rahmen der Drei-JahresAuswertung, die allein Tote und Verletzte, nicht aber reine Sachschäden berücksichtigt. Das liegt daran, dass die Unfallorte mit Verletzten und Toten auf der Uedemer Straße zu weit auseinanderlagen, um als einzelne Häufungsstelle gewertet zu werden. „Die Uedemer Straße ist ja sehr lang und insofern nicht als Gesamtes zu sehen. Wir haben die Straße aber natürlich auf dem Schirm, weil wir wissen, dass dort häufiger Unfälle passieren“, erklärt Christina Pitz.
Identifiziert die Polizei einen Unfallschwerpunkt – egal, ob sich dort schwere Sachschäden oder gar Personenschäden häufen – ergeben sich daraus Maßnahmen. „Die Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit werden durch das Gremium ‚Unfallkommission des Kreises Kleve‘ beschlossen. Durch die Unfallkommission können als mögliche Maßnahmen auch Überwachungsmaßnahmen durch die Polizei vereinbart werden, zum Beispiel die Überwachung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit oder Rotlichtüberwachungen an Lichtsignalanlagen. Die erfolgte Durchführung der Kontrollen durch die Polizei wird dem Gremium gemeldet und dient als Grundlage der weiteren Betrachtung“, sagt Christina Pitz.
Die Polizei ist ständiges Mitglied jeder Unfallkommission. „Die Unfallkommission beschließt anhand vorliegender Unfalldaten gemeinsam, mit welchen Maßnahmen eine höhere Sicherheit für die Verkehrsteilnehmenden, insbesondere an erkennbaren Unfallhäufungsstellen, erreicht werden kann. Die Maßnahmen orientieren sich an den anhand der Analyse festgestellten Problemstellungen und können zum Beispiel baulicher, verkehrsrechtlicher oder verkehrslenkender Natur sein. Für die Anordnung der Maßnahmen ist jeweils die zuständige Straßenverkehrsbehörde zuständig“, so Pitz.