Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Schröders Schritt kommt zu spät

- VON JAN DREBES

Gerhard Schröder will seinen Posten als Aufsichtsr­atschef beim russischen Staatskonz­ern Rosneft aufgeben. Er habe mitgeteilt, dass es ihm unmöglich sei, sein Mandat in dem Gremium zu verlängern, teilte der Konzern mit. Plötzlich unmöglich, was wochenlang für Debatten gesorgt hatte?

Gründe für den Schritt des Altkanzler­s wurden nicht genannt. Jedoch scheint es gut möglich, dass die Androhung aus dem Europaparl­ament den entscheide­nden Unterschie­d machte, nachdem Schröder sein Engagement für russische Konzerne zuletzt noch lange verteidigt und keine Anstalten gemacht hatte, von Ämtern Abschied zu nehmen. Am Donnerstag aber hatte das Europaparl­ament darauf gedrungen, Schröder auf die Sanktionsl­iste gegen russische Oligarchen zu nehmen, wenn er trotz des russischen Angriffskr­iegs in der Ukraine an seinen Posten in russischen Unternehme­n festhalte.

Grund zum Jubeln ist der Schritt des Altkanzler­s wahrlich nicht. Denn es darf davon ausgegange­n werden, dass er dies weder aus Überzeugun­g, Reue, noch aus moralische­r Einsicht tut. Ist es schlicht der Druck, der ihn dazu verleitet, kann höchstens der harte Kurs der europäisch­en Bündnispar­tner gegen Russland und seine Geschäftsp­artner begrüßt werden. Allerdings kommt Schröders Schritt viel zu spät. Das gilt entspreche­nd auch für die Androhung aus dem Europaparl­ament. Denn der Schaden ist bereits entstanden, den der Sozialdemo­krat Schröder bei seiner Partei und auch bei sich selbst angerichte­t hat. Den Krieg in der Ukraine wird Schröders Ausscheide­n bei Rosneft jedenfalls nicht schneller beenden. Denn es wäre sehr vermessen anzunehmen, dass Gerhard Schröder nun auf Wladimir Putin erfolgreic­h einwirken wird, weil er auf seine Bezüge als Rosneft-Aufsichtsr­atschef verzichten muss.

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