Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Eine schwierige Partnerschaft
Deutschland will unabhängiger von russischer Energie werden. Dafür knüpft der Kanzler auch Kontakte zu Ländern, die bislang nicht zum politischen Freundeskreis gehörten. Am Freitag empfing er den Emir von Katar.
BERLIN Es war kein ganz einfacher Gast, den Kanzler Olaf Scholz am Freitag im Kanzleramt empfing. Und doch für die Zukunft von Deutschlands Energieversorgung in Zeiten des Ukraine-Kriegs ein sehr wichtiger: Scheich Tamim Bin Hamad Al Thani ist derzeit ein gefragter Mann. Denn der Emir regiert mit Katar ein Land, das über eine wichtige Ressource verfügt: Flüssiggas (LNG). Katar ist einer der weltweit größten LNG-Exporteure, liefert bislang jedoch vor allem nach Asien.
Künftig aber soll Katar für Deutschland nach Angaben von Scholz eine zentrale Rolle für die Versorgung mit LNG-Gas spielen. Man wolle die Beziehungen auch im Bereich der Hochtechnologie ausbauen, sagte der SPD-Politiker im Kanzleramt. Der Emir wiederum verwies auf einen Ausbau der Gasproduktion, die zu Lieferungen hoffentlich 2026/27 führen könne. „Aber was immer wir auch in diesem Übergangszeitraum für die Energiesicherheit in Europa tun können, werden wir tun“, sagte er. Er erwähnte, dass man auch über eine Zusammenarbeit im Verteidigungssektor spreche. Scholz verwies auf den Ausbau der LNG-Infrastruktur. „Da spielt Katar eine zentrale Rolle in unserer Strategie“, sagte er.
Scheich Tamim Bin Hamad Al Thani regiert den schwerreichen Golfstaat seit 2013. Der Sport-Fan holte etwa die Fußball-WM ins Land und ist ein wichtiger Vermittler für den Westen im Umgang mit den Taliban. Er ist jedoch trotz seiner westlichen Ausbildung und seines moderaten Auftretens eine umstrittene Person. So werden ihm Verbindungen zu den islamistischen Muslimbrüdern nachgesagt. Eine Reihe von Nachbarstaaten unter Führung Saudi-Arabiens verhängten sogar mehrere