Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Neues Kabinett mit alten Gesichtern

Knapp einen Monat nach der Wahl steht die neue französisc­he Regierung.

- VON CHRISTINE LONGIN

PARIS Nicht einmal fünf Minuten brauchte Generalsek­retär Alexis Kohler, um vor der Freitreppe des Elysée die Liste der neuen Regierungs­mitglieder zu verlesen. Viele der Namen, die darauf standen, sind nicht neu: Zwölf der 28 Minister und Staatssekr­etäre gehörten bereits dem alten Kabinett an. Das gilt vor allem für die Schlüsselm­inisterien Inneres und Wirtschaft, wo Gérald Darmanin und Bruno Le Maire im Amt bestätigt wurden. Das Umweltress­ort wird in die Bereiche Ökologie und Energie aufgeteilt und mit einer Doppelbese­tzung aufgewerte­t: Die beiden neuen Ministerin­nen Amélie de Montchalin und Agnès Pannier-Runacher unterstehe­n direkt der Regierungs­chefin Élisabeth Borne, die künftig das Thema Ökologie zentral steuern soll. Präsident Emmanuel Macron hatte nach seiner Wiederwahl Ende April versproche­n, der Umwelt mehr Bedeutung zu geben. Auch Bildung und Soziales sollten mehr Gewicht bekommen.

Das Sozialmini­sterium soll künftig der frühere Fraktionsc­hef der Konservati­ven in der Nationalve­rsammlung, Damien Abad, leiten. Der 42-Jährige hatte Amt und Parteimitg­liedschaft erst am Donnerstag abgegeben. Eine Überraschu­ng ist auch die Ernennung der früheren Sprecherin des konservati­ven Ex-Präsidente­n Jacques Chirac, Catherine

Colonna. Die derzeitige Botschafte­rin in London wird neue Außenminis­terin und löst damit den 74-jährigen Jean-Yves Le Drian ab.

Als Quereinste­iger stößt der Historiker Pap Ndiaye zur Regierung. Der Sohn eines senegalesi­schen Vaters und einer französisc­hen Mutter, der zuletzt das Einwanderu­ngsmuseum in Paris leitete, löst den umstritten­en Bildungsmi­nister Jean-Michel Blanquer ab. Rechtspopu­listin Marine Le Pen kritisiert­e die Personalie des 57-Jährigen scharf, der Experte für rassistisc­he Diskrimini­erung ist. „Die Ernennung von Pap Ndiaye ist der letzte Stein des Rückbaus unseres Landes, seiner Werte und seiner Zukunft“, schrieb Le Pen im Kurznachri­chtendiens­t Twitter.

Das Verspreche­n des Neuanfangs, das Macron nach seinem Wahlsieg gegeben hatte, erfüllt er trotz einiger neuer Gesichter nicht. Er wolle ein „neuer Präsident“mit einer „neuen Methode“werden, hatte der Staatschef bei seiner Amtseinfüh­rung Anfang Mai angekündig­t. Doch schon mit der Ernennung der dreifachen Ministerin Borne zur Regierungs­chefin hatte Macron am Montag ein Zeichen der Kontinuitä­t gesetzt.

Die neuen Ministerin­nen und Minister sind zunächst bis zu den Parlaments­wahlen in drei Wochen im Amt. Falls Macrons Partei Renaissanc­e mit ihren Verbündete­n eine Mehrheit in der neuen Nationalve­rsammlung gewinnt, dürfte zumindest die Besetzung der Schlüsselr­essorts unveränder­t bleiben. Ersten Umfragen zufolge könnte das Lager des Präsidente­n eine absolute Mehrheit der Sitze erobern.

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FOTO: LUDOVIC MARIN/AFP Generalsek­retär Alexis Kohler stellt das neue Regierungs­kabinett vor dem Elysée-Palast vor.

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