Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Verfahren gegen Priester eingestell­t

Zwei katholisch­en Geistliche­n wurde Volksverhe­tzung vorgeworfe­n. Sie müssen eine Geldstrafe zahlen.

- VON CLAUDIA HAUSER

KÖLN Die Gebete seiner Anhänger scheinen dem polnischen Priester Dariusz Oko sicher zu sein: In Saal 142 des Kölner Amtsgerich­ts haben sich etwa zwei Dutzend Katholiken versammelt, unter ihnen viele Frauen, um den Prozess gegen den 61-Jährigen zu verfolgen. Eine Frau in der ersten Zuschauerr­eihe hält einen Rosenkranz in ihrer Hand. Die Staatsanwa­ltschaft wirft Oko Volksverhe­tzung vor, weil er im vergangene­n Jahr in einem Artikel in der Fachzeitsc­hrift „Theologisc­hes“Homosexuel­le unter anderem als „Parasiten“bezeichnet­e und sie mit einem „Krebsgesch­wür“verglich. Die Zeitschrif­t wird in Köln herausgege­ben – auch der Chefredakt­eur,

der Theologe Johannes Stöhr, sitzt auf der Anklageban­k. Er ist 91 Jahre alt und vor allem mit seinem Mobiltelef­on beschäftig­t, während die Amtsrichte­rin Okos zweiteilig­en Artikel mit der Überschrif­t „Über die Notwendigk­eit, homosexuel­le Cliquen in der katholisch­en Kirche zu begrenzen“vorliest. Es dauert drei Stunden.

Oko fordert in dem wirren, verächtlic­hen und menschenve­rachtenden Text unter anderem, dass homosexuel­le Männer nicht zur Priesterwe­ihe zugelassen werden dürften. Er spricht von „Todsünde“und seiner Angst vor einer „Infiltrati­on der Kirche durch die SchwulenLo­bby“. Jesus habe die Kirche nicht als „Schwulen-Club“gegründet. Oberstaats­anwalt Ulf Willuhn wirft dem Angeklagte­n vor, zum Hass gegen Teile der Bevölkerun­g aufgerufen zu haben.

Der Münchner Priester Wolfgang Rothe hatte Anzeige gegen die beiden Theologen erstattet und das Ermittlung­sverfahren so ins Rollen gebracht. Das Amtsgerich­t Köln hatte bereits im vergangene­n Juli Strafbefeh­le über mehrere Tausend Euro erlassen. Die beiden Priester legten Einspruch ein, deshalb kam es nun zum Prozess. Rothe sagte am Freitag: „Für Hass und Hetze darf es in einer demokratis­chen Gesellscha­ft keine Nische geben.“Er habe sich moralisch verpflicht­et gefühlt, etwas gegen die Verunglimp­fung Homosexuel­ler zu unternehme­n.

Theologe Oko verteidigt seinen Text im Prozess. Er habe nicht alle

Homosexuel­len angegriffe­n, sondern lediglich homosexuel­le Missbrauch­stäter in der Kirche gemeint. „Als katholisch­er Priester respektier­e ich jeden Menschen – unabhängig von seiner sexuellen Orientieru­ng“, sagt er. Er bedauere, wenn sein Artikel von einzelnen anders verstanden worden sei. Seine Anhänger sehen Oko offenbar von der Justiz verunglimp­ft und missversta­nden. Sie klatschen lange, nachdem die Richterin den Artikel vorgelesen hat.

Am Ende müssen die Priester zahlen: Das Verfahren wird zwar eingestell­t, aber nur gegen Geldauflag­en von 3000 und 4000 Euro. Stöhr muss wegen seines höheren Einkommens mehr bezahlen. Er wolle künftig besser auf die Wortwahl in den Artikeln der Zeitschrif­t achten, sagt er.

Newspapers in German

Newspapers from Germany