Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Namur – die sanfte Hauptstadt der Wallonie
Die 110.000-EinwohnerStadt ist eine prosperierende City voller Kultur, Geschichte und ausgezeichneter Gastronomie.
Die sehenswerte Stadt am Zusammenfluss von Sambre und Maas mit rund 110.000 Einwohnern könnte man mit vielen Titeln schmücken. Man sagt beispielsweise, dass in Namur noch ein Touch genussreicher gelebt wird, als es in der Wallonie generell schon üblich ist. Vielleicht liegt das an den hervorragenden lokalen Spezialitäten wie Käse, Senf, Schnecken, edlen Produkten aus Entenfleisch, Konfitüren, Confiserien, Spezial- und Abteibieren, Karamellbonbons (Biétrumé) und neuerdings wieder Weinen von den Hängen des Maastals.
Oder aber auch die spezielle Eigenschaft der Schnecke, das Wappen der Stadt Namur, die die Langsamkeit der „Namuroiser“Ureinwohner symbolisiert, hat ihren Anteil daran. Man findet die P’titsgris Namurois, wie man hier die Schnecken nennt, auf vielen Speisekarten der Restaurants und Brasserien in der Stadt. Die Place Marché aux Légumes ist ein Treffpunkt der Jugend. Café reiht sich an Café, Terrasse an Terrasse. In den Gassen ringsum schicke Läden, kleine Restaurants und Bistros. Frankophones Urlaubsflair umgibt den Besucher, man riecht es förmlich.
Es duftet um die Essenszeit, die hier oft länger dauert als gemeinhin üblich, herrlich aromatisch aus den Küchen und guten Stuben. Gefeiert wird im Sommer an den Quais wie auf der Landspitze am Zusammenfluss von Sambre und Maas auf Liegestühlen und an Bars. 2020 wurde der mitten in der Altstadt gelegene Gebäudekomplex „Les Bateliers“zum modernen Archäologieund Kunstgewerbe-Museum mit reichen Sammlungen umgewandelt.
Man kann sich auf vielerlei Arten in der charmanten Stadt bewegen. Namur entschleunigt, beispielsweise mit der Namurette, einem kleinen Walfangboot im Retro-Stil oder mit der hübschen „Pousse-Pousse“, einer Rikscha, über drei verschiedene Routen durch die Altstadt mit Erläuterungen untermalt. Oder aber man nimmt die nagelneue Kabinenseilbahn, die seit Sommer 2021 auf die Esplanade der Zitadelle hinauffährt. Der Blick dabei ist atemberaubend.
Die Besichtigung der Stadt, die architektonisch wie kulturell gleich viel zu bieten hat, lässt sich gut dort oben beginnen – auf dem Hügel Champeau. Die terrassenartige Silhouette Namurs im Schatten der Festungsanlagen über dem Zusammenfluss von Maas und
Sambre könnte die Schöpfung eines Bildhauers sein. Ab dem 16. Jahrhundert wuchs Namur zur bedeutenden militärischen Bastion heran – und schließlich gar zur größten Festungsstadt Europas. Viele Zerstörungen zogen einen umfangreichen Wiederaufbau im 18. Jahrhundert nach sich, den das heutige Stadtbild wiedergibt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie als Hauptstadt der Wallonie eine prosperierende Stadt voller Kultur, Geschichte und moderner Elemente.
Die Zitadelle wurde seit ihrer Erbauung stets vom Militär genutzt, bis 1978. Seitdem ist sie dem Tourismus vorbehalten. Besichtigt werden können die unterirdischen Gänge (sieben