Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Auf Gelderns Feldern wächst jetzt Wein
Gianluca Antoniazzi ist seinem Traum ein Stück nähergekommen: Auf dem platten Land baut er gleich fünf verschiedene Rebsorten an, darunter drei weiße und zwei rote. 2024 hofft er auf den ersten Jahrgang.
GELDERN Im Schritttempo bewegt sich der Schlepper über den Acker. Erst wird eine 40 bis 50 Zentimeter tiefe Furche gegraben, dann werden im Abstand von einem Meter jeweils eine Weinrebe und ein Pflanzstäbchen gesetzt. Zwei Helfer sorgen dafür, dass beides in die Erde kommt, sodass am Ende nur noch das Köpfchen herausschaut. Der Rest geht automatisch per GPS-Signal. So wirken die Reihen hinterher wie mit dem Lineal gezogen. Zwei Felder werden an diesem Tag in Geldern bepflanzt, eine 1,04 Hektar und eine 1,4 Hektar große Fläche an der Burgstraße/Ecke B58, 250 Meter von der Niers entfernt, mit Blick auf Haus Golten. Insgesamt 9000 Reben.
Der gelernte Winzer Gianluca Antoniazzi ist seinem Traum ein Stückchen nähergekommen. Mehr als zwei Jahre hat er den „Weinberg“in Geldern geplant. Wobei Berg übertrieben ist. Der Acker, den er von den Landwirten Hubertus und Philipp Deselaers gepachtet hat, liegt etwa zwei Meter über Niers-Niveau, ist ansonsten aber platt wie eine Flunder. „Was nicht weiter schlimm ist“, sagt Antoniazzi, „denn von den etwa 100.000 Hektar Weinanbaufläche, die es in Deutschland gibt, steht gerade einmal ein Fünftel an einem Hang. Der Rest befindet sich in der Ebene.“Und davon gibt es am Niederrhein mehr als genug.
Die Bedingungen, um am Niederrhein Wein anzubauen, seien gar nicht schlecht, sagt Antoniazzi. Der Boden bestehe aus sandigem Lehm wie in vielen anderen Weinanbaugebieten auch. Das Klima spiele ihm ebenfalls in die Karten. „Gemessen an der Mosel oder an Südtirol haben wir im Schnitt sogar mehr Sonnenstunden“, verrät Antoniazzi. „Natürlich gibt es in Geldern keine Schieferböden und auch kein Vulkangestein. Dafür war das hier mal Überflutungsgebiet, deshalb ist der Boden sehr nährstoffreich. Ich erwarte ausgewogene, milde Weine.“
Dass in der Region überhaupt Wein angebaut werden darf, hat er einer Gesetzesänderung aus dem Jahr 2016 zu verdanken. Vorher gab es in Deutschland 13 offizielle Weinbauregionen. Außerhalb dieser Gebiete war es verboten, Trauben zu ziehen. Schließlich wurde das Gesetz durch die EU gekippt. „Das