Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Kleves größter Spielwaren­laden schließt

Seit 2019 ist Spielinger in der Neuen Mitte ansässig. Nun ist der Pachtvertr­ag gekündigt. Voraussich­tlich am 30. Juni ist Schluss.

- VON MARC CATTELAENS

KLEVE Hunderte gelbe Pappschild­er mit Prozentzei­chen vor und im Laden signalisie­ren es: Die Tage von Kleves größtem Spielwaren­geschäft sind gezählt. Spielinger wird das Geschäft in der Neuen Mitte aufgeben. „Wir haben den Pachtvertr­ag gekündigt“, sagt Inhaber Carsten Vogelsang. Wann genau Schluss ist, steht noch nicht genau fest. „Derzeit läuft der Abverkauf. Je nachdem, wie der läuft, werden wir das Geschäft schließen, nach derzeitige­m Stand zum 30. Juni“, sagt der Händler.

Im Jahr 2019 hatten er und seine Frau das Spielwaren­geschäft in der Neuen Mitte eröffnet, nachdem Toys & More, das wiederum seit 2006 dort ansässig war, aufgegeben hatte. Zunächst liefen die Geschäfte gut, doch dann kam die Corona-Pandemie. „Wir mussten fünf Monate schließen, das haben viele Leute inzwischen vergessen. Außerdem haben viele Kunden durch die Pandemie und die Einschränk­ungen ihr Einkaufsve­rhalten ins Internet verlagert“, sagt Vogelsang.

Nun ist noch der Ukraine-Krieg hinzugekom­men, dessen Auswirkung­en

selbst für einen Spielwaren­händler in Kleve deutlich zu spüren seien. „Der Krieg hat noch einmal zusätzlich für einen Anstieg der Energiepre­ise gesteigert. Viele Menschen haben nun Sorgen und Ängste und überlegen sich drei mal, ob sie ihr Geld für Spielwaren ausgeben“, sagt der 53-Jährige. Außerdem

hätten die Hersteller die Preise für Spielwaren stark angehoben. „Das macht einfach keinen Spaß mehr. Wir wollen die hohen Preise auch nicht eins zu eins an die Kunden weitergebe­n“, sagt Vogelsang. Das alles zusammen und weitere Entwicklun­gen, die ein Händler wie er nicht in der Hand habe, hätte schließlic­h dazu geführt, dass Vogelsang nun einen Schlussstr­ich zieht und Spielinger schließt.

Er und seine Frau hatten mehrere Spielwaren­geschäfte, die sie nach und nach aufgaben, das letzte in Emmerich. In Kleve arbeiten zurzeit noch drei Angestellt­e. „Die haben aber alle neue Jobs gefunden“, sagt Vogelsang. Auch für den 53-Jährigen selbst sei die Geschäftsa­ufgabe nicht existenzbe­drohend. Er ist Informatik­er, programmie­rt Kassensyst­eme für Spielwaren­läden, die er dann verkauft. „Davon kann ich gut leben“, sagt Vogelsang. Trotzdem ist er traurig. „Ich liebe Spielwaren“, sagte er. Was in manchen Werbespots ähnlich kolportier­t wird, klingt bei ihm glaubwürdi­g.

Er sei sich bewusst, dass die Schließung von Spielinger eine große Lücke in das Sortiment in der Innenstadt reißen werde. Anderersei­ts sei eine 50.000-Einwohner-Stadt wie Kleve mit Spielwaren­läden vergleichs­weise gut versorgt. Da gebe es etwa Galeria oder die Geschäfte Kindertrau­m oder Playmore, die jedoch ein etwas anders gelagertes und weniger breit gestreutes Angebot hätten, so der gebürtige Essener, der mit seiner Frau in Goch lebt.

Aktuell sind viele Regale bei Spielinger noch gut gefüllt, nur bei Schreibwar­en haben sich die Reihen schnell gelüftet. Schnäppche­njäger dürfen sich noch über Rabatte freuen. Ab Juli wird Kleves größtes Spielwaren­geschäft dann wohl endgültig Geschichte sein.

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FOTO: CATTELAENS Die Schilder zeigen es an: Das Spielwaren­geschäft Spielinger in der Neuen Mitte in Kleve schließt.

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