Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
NRW-Stiftung finanziert neue Mühlenflügel
Seit zwei Jahren steht die Kalkarer Mühle aus Gründen der Sicherheit still, das soll sich 2023 ändern.
KALKAR Günther Bergmann, nicht nur gerade bestätigter Landtagsabgeordneter für den Kreis Kleve, sondern vor allem leidenschaftlicher Kalkarer, kennt den Stellenwert der Mühle am Hanselaerer Tor ganz genau. „Die Besucher kommen wegen der Mühle nach Kalkar wegen der Kunstschätze in St. Nicolai, wegen unseres mittelalterlichen Marktes, aber auch wegen unserer Mühle.“Sie sei ein wichtiger Baustein im touristischen (und gastronomischen !) Angebot der Stadt. Entsprechend traurig sei es, dass sich ihre Flügel in den vergangenen zwei Jahren nicht gedreht hätten. Aus gutem Grunde.
Den erklärt Ansgar Boßmann, Vorsitzender des Mühlenvereins. „Bei mehreren niederländischen Mühlen sind Probleme bis hin zum Bruch an den Mühlenflügeln, im Fachbegriff ,Ruten‘ genannt, aufgetreten. Da die Ruten der Kalkarer Mühle im gleichen Zeitraum und vom gleichen Hersteller der betroffenen Mühlen montiert wurden, werden diese aus Sicherheitsgründen demnächst ausgetauscht. Diese extrem teure Erneuerung ist nur dank einer großen Fördersumme der NRW-Stiftung möglich.“Einen Förderbescheid über 60.000 Euro überbrachte am Donnerstag FranzJosef Lersch-Mense vom Vorstand der NRW-stiftung. Der Verein, der Einnahmen aus der Verpachtung von Gebäuden und aus dem Verkauf
seines selbst gebrauten Mühlenbiers hat, wird noch Geld dazu geben müssen. In jedem Fall kann der Auftrag bald vergeben werden, und Boßmann ist zuversichtlich, dass im kommenden Jahr der Austausch der Ruten erfolgen kann.
Kalkar und seine Mühle – das ist eine tiefe Verbindung. Die Aktiven des Vereins Kalkarer Mühle engagierten sich seit 1986, als die Mühle wieder aufgebaut wurde, mit großem Einsatz. Seit vielen Jahren werden regelmäßig Hobby-Müller ausgebildet, jahrelang wurde mit dem von ihnen gemahlenen Mehl in der benachbarten Backstube sogar leckeres Brot gebacken. Das ist zwar schon länger nicht mehr der Fall (im Backhaus finden heute Kreativkurse der fbs statt), aber immerhin wurde Getreide gemahlen, bis die Sorge um die Stabilität der Flügel dem ein hoffentlich nur vorläufiges Ende setzte. „Wir freuen uns, wenn sich jetzt wieder Menschen für die Ausbildung zur ehrenamtlichen Müllerin und zum Müller anmelden“, sagt Boßmann. Stephan Wolters, künftig für die CDU als Nachfolger von Margret
Voßeler im Düsseldorfer Landtag, kommt aus Geldern und kennt sich deshalb in seiner WahlkreisKommune Kalkar noch nicht ganz so gut aus. Interessiert hörte er deshalb dem Kollegen Günther Bergmann zu, der den Wahlkreis Kleve 1 im Landtag vertritt und auch dem Gast von der Stiftung viel zu erzählen hatte. Nachdem LerschMense seine Förderurkunde überreicht hatte, stiegen die Männer hoch in das Herz der Mühle. Söller für Söller gibt es viel zu zeigen: oberhalb der Gastronomie den Tagungsraum, Ausstellungsräume, der Mehlsöller, die Mahlwerke, der Getreidesöller, der heute Arbeitsgeräte einer Schuhmacherwerkstatt zeigt.
Die drehbare Mühlenkappe mit dem Antriebs- und Bremssystem in ihrem Inneren ist die Kraftzentrale des „Gallerieholländers“. Das hölzerne Segelgatter wird von stählernen Ruten gehalten, die nun ausgetauscht werden müssen. Ein teures Unterfangen, das ein Verein kaum ohne Hilfe stemmen kann, wie der Vertreter der Stiftung weiß. „Die Unterhaltung solcher Denkmäler ist das eine, aber Investitionen sind ein Problem“, sagt er. Und weil eine Stiftung flexibler ist, als es ein Ministerium sein kann, war es anscheinend eine gute Idee, die NRW-Stiftung um Unterstützung zu bitten. Die wurde übrigens 1986 von Johannes Rau gegründet, und auch Lersch-Mense ist SPD-Mann. Was ihn nicht hinderte, sich mit den CDU-Leuten aus Kalkar zu freuen.