Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Bircher-Müsli nicht zu süß

Felix Schäferhof­f vermittelt in seinem Buch „Feuer & Funken“die Grundkennt­nisse für die Outdoorküc­he. Das Besondere dabei sind Bauanleitu­ngen für originelle Do-it-yourself-Grills.

- VON JÖRG ISRINGHAUS

Hunger auf ein gutes Steak, aber gerade keinen Grill zur Hand? Kein Problem, denn aus drei gestapelte­n und verbundene­n alten Stahlfelge­n lässt sich ein robuster Felgengril­l herstellen. Der bietet nicht nur ordentlich Hitze für Bratwurst und Co, sondern sieht auch noch besonders aus. Das ist nur eine von vielen ungewöhnli­chen Ideen, die der Food-Blogger und -Fotograf Felix Schäferhof­f in „Feuer & Funken“versammelt hat. Für jeden Schwierigk­eitsgrad sei etwas dabei, sagt der Münsterane­r, und wer sich etwas nicht zutraue, solle sich einfach von Freunden helfen lassen.

Das macht Schäferhof­f auch – die Konstrukti­on des Felgengril­ls stammt von einem Kumpel, der sich in seiner Freizeit häufig solch ungewöhnli­chen Projekten widmet. Eine mit Fotos dokumentie­rte Bauanleitu­ng soll es auch handwerkli­ch ambitionie­rten Grillfreun­den ermögliche­n, die Apparatur nachzubaue­n. Das gilt auch für die anderen Vorschläge, die Schäferhof­f zu bieten hat – wobei diese von einfach bis durchaus anspruchsv­oll reichen.

Zu Letzteren zählen etwa Konstrukti­on sowie der Bau eines Braai und eines Vertical Smokers. Als Braai wird eine südafrikan­ische Feuerstell­e bezeichnet, für deren Herstellun­g es Grundkennt­nisse in der Metallbear­beitung bedarf. Das gilt auch für den Bau eines Smokers, mit dem Gerichte wie Pulled Pork oder Rippchen ein besonderes Aroma erhalten, weil sie sehr lange bei niedriger Temperatur gegart werden und so zudem eine rauchige Note erhalten.

Deutlich einfacher lassen sich ein magnetisch­es Messerbret­t, ein Werkzeugka­stengrill oder ein Flammlachs­brett herstellen. Vor allem der Werkzeugka­stengrill ist ein witziges Accessoire, weil man ihn zusammenkl­appen und leicht überall mit hinnehmen kann, zum Beispiel an den nächsten Badesee. „Auf dem Rost ist ausreichen­d Platz, um zwei bis drei Personen mit Bratwurst, Burgern oder anderen Leckereien zu versorgen“, schreibt Schäferhof­f. In den Fächern können diverse Utensilien oder Soßen verstaut werden. Die Umwidmung des Werkzeugka­stens ist nicht nur ein Hingucker, sondern eignet sich bestens für alle Picknick-Ausflüge mit übersichtl­ichem Gepäck.

Bei aller Freude am Basteln steht in Schäferhof­fs Buch das Grillen an erster Stelle. Seine gerade für die Zubereitun­g auf Terrasse oder Balkon nachvollzi­ehbare Devise lautet: einfach, aber lecker. So stellt der Münsterane­r viele klassische Grillgeric­hte vor und weicht auch bei aufwendige­ren Rezepten nicht allzu weit vom Kurs ab. Dazu gehören etwa Ossobuco alla Milanese, ungarische­r Kesselgula­sch und Puten-Saltimbocc­a mit Madeira-Soße. Hauptsächl­ich aber geht es um Handfestes, Variatione­n von Burger und Pulled Pork, die Suche nach dem perfekten Steak und selbst gemachte Pastrami.

Selbstvers­tändlich erklärt Schäferhof­f auch die verschiede­nen Grillmetho­den. Direktes Grillen, also das Platzieren des Fleischs oder von Gusspfanne­n über der größten Hitze, empfehle sich vor allem für Bratwürste oder Steaks. Aber auch mit Gemüse funktionie­re es, ein wenig Aufmerksam­keit vorausgese­tzt. Beim indirekten Grillen wird das Grillgut nicht über der Hitzequell­e positionie­rt, sondern daneben. Danach wird der Deckel geschlosse­n, sodass die Hitze im Inneren des Grills das Fleisch gart. Durch Zufuhr von Sauerstoff über Regler im Deckel und am Unterboden des Grills lässt sich die Temperatur justieren. „Es braucht ein paar Versuche, bis man die perfekte Einstellun­g heraushat und genau die anvisierte Temperatur

trifft, dann aber klappt es in der Regel super“, schreibt Schäferhof­f.

Eine Sonderform des indirekten Grillens ist der Minion Ring. Dies hat nichts mit den kleinen gelben Film-Figuren zu tun, sondern stellt laut dem Münsterane­r die gängigste Methode dar, mit einem herkömmlic­hen Grill „Low & Slow“-Gerichte zu verwirklic­hen. Angewandt wird der Ring im Kugelgrill, die Temperatur sollte bei 120 bis 150 Grad liegen. Dazu werden auf dem unteren Rost des Grills zwei Reihen aus Briketts in Ringform direkt nebeneinan­dergelegt. Sie sollten etwa drei Viertel des Rosts bedecken. Anschließe­nd kommt auf die zwei Brikettrei­hen noch eine dritte.

Dann werden auf eine Seite der Briketts im Anzündkami­n vorgeglüht­e Kohlen gelegt, sodass sich der Ring entzündet und die Briketts nach und nach durchglühe­n. Wenn die Briketts bei geschlosse­nem Deckel ausgedampf­t sind, lässt sich die Temperatur im Inneren über die oberen und unteren Regler so einstellen, dass sie sich bei 120 Grad einpendelt. Das Grillgut sollte keine direkte Hitze abbekommen und so gelagert sein, dass der Rauch darüber ziehen kann.

Ebenfalls immer größerer Beliebthei­t erfreut sich das Grillen über dem offenen Feuer. Dabei werden Fisch oder Fleisch direkt in die beziehungs­weise über die Flammen gehalten, um gegart zu werden. Entscheide­nd dabei ist die sehr hohe Hitze des Feuers sowie der Rauch, der ins Grillgut zieht und diesem ein besonderes Aroma verleiht. Besonders häufig werden auf diese Art unter anderem Stockbrot, Flammlachs oder Asado-Schwein zubereitet. Um die Geschmacks­richtung zu beeinfluss­en, wird oft Buchenholz verwendet. Zuletzt erwähnt Schäferhof­f noch die Bratplatte für den Grill, die sogenannte Plancha. Diese kann aus Edelstahl, Aluminium oder Gusseisen bestehen und wird direkt über der Hitze platziert. Geeignet ist sie zum Beispiel für sehr fettiges Fleisch, weil das Fett so nicht in die Kohlen tropft. Gemüse und Fisch kann ebenfalls auf einer Plancha gegrillt werden.

Schäferhof­f liefert auch ein paar grundsätzl­iche Tipps zum Grillgut. Zwei Seiten widmet er dem „perfekten Steak“. Dieses sollte, wenn möglich, aus regionalen Bezugsquel­len stammen. Damit ein Steak wirklich schmackhaf­t wird, brauche es einen hohen Fettanteil, sagt Schäferhof­f. Hinweise darauf sind eine gute Marmorieru­ng, dazu sollte es mindestens drei Zentimeter dick sein. Ob man ein Steak ohne Knochen wählt oder ein T-Bone-Steak, das mit Knochen zubereitet wird, spiele für das Ergebnis keine Rolle. Bei der richtigen Zubereitun­g ist es laut Schäferhof­f wichtig, dass bei großer Hitze angebraten wird, um eine leckere Kruste zu erhalten.

Wenn es entspreche­nd angeröstet ist, löst es sich auch leichter vom Rost. Beim Würzen setzt Schäferhof­f vor allem aufs Salzen, das er sehr früh vornimmt, nämlich rund 24 Stunden vor der Zubereitun­g. Der Münsterane­r empfiehlt, beide Seiten des Steaks mit Meersalz zu bestreuen, und dann das Fleisch auf einem Teller mit Frischhalt­efolie zu bedecken und in den Kühlschran­k zu stellen. So ziehe das Salz ins Fleisch ein. Nach dem Grillen kann man es dann auch noch mit Pfeffer würzen – fertig ist das perfekte Steak.

Info

Felix Schäferhof­f, „Feuer & Funken: Rezepte und Projekte für Deine Outdoor-Küche“, Landwirtsc­haftsverla­g Münster, 232 S., 29 Euro

Eigentlich war das Bircher Müsli als bekömmlich­es Abendessen gedacht: Der Schweizer Arzt Maximilian Oskar Bircher-Benner servierte die aufgequoll­enen Haferflock­en erstmals um 1900 in seinem Sanatorium. Damals als sogenannte „Apfeldiäts­peise“. Heute gibt es Bircher-Müsli meist zum Frühstück und als Fertigmisc­hung im Supermarkt. Oft aber mit viel Zucker.

Zu Hause lässt sich das Müsli weniger süß mixen. Dafür braucht man laut Bundeszent­rum für Ernährung (BZfE) gerade einmal fünf Zutaten: Haferflock­en, Milch, Äpfel, Nüsse und Zitronensa­ft. Außerdem: ein wenig Geduld. Denn die Haferflock­en müssen am Abend mit etwas Wasser eingeweich­t werden und über Nacht zugedeckt im Kühlschran­k quellen.

Wer es besonders matschigbr­eiig mag, nimmt zarte Haferflock­en fürs Bircher-Müsli. Und gibt am nächsten Morgen gezuckerte Kondensmil­ch über die Flocken. Weniger süß und üppig als Bircher-Benners Originalve­rsion wird das Müsli mit Vollmilch oder fettarmer Milch, Hafer- oder Mandelmilc­h.

Der Apfel sollte anschließe­nd frisch gerieben unter die Mischung gerührt werden. Am besten samt Schale, wie das BZfE rät. Denn in dieser stecken wertvolle Vitamine. Nun noch Zitronensa­ft über den Mix träufeln. Das sorgt für ein frisches Aroma und verhindert, dass der Müslibrei bräunlich wird. Übers Müsli gestreute Hasel- oder Walnussker­ne in geriebener oder gehackter Form liefern ungesättig­te Fettsäuren und runden den Geschmack ab. Bircher-Benner soll sogar die Kerngehäus­e der Äpfel unters Müsli gemischt haben. Das mag geschmackl­ich etwas gewöhnungs­bedürftig sein, ist gesundheit­lich aber unbedenkli­ch.

dpa

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FOTO: FELIX SCHÄFERHOF­F Der Jackfruit-Burger

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