Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Als Soldat einen akademischen Abschluss anstreben
Ein Studium bei der Bundeswehr bedeutet auch, sich für eine lange Zeit dem Staatsdienst zu verpflichten. Für wen kann das eine Option sein
(tmn) Leben und Wohnen auf dem Campus, ein Gehalt statt Studienkosten, kein Numerus clausus, Studieren in kleinen Gruppen: Mit diesen Vorteilen bewirbt die Bundeswehr das Studium an ihren Universitäten in Hamburg oder München. Die Entscheidung für ein Studium in der Armee will aber gut überlegt sein. Was es zu bedenken gilt:
Wie bekommt man einen Studienplatz bei der Bundeswehr
Dafür gibt es zwei Wege, doch „zu 80 Prozent ist das die Offizierslaufbahn“, sagt Michael Brauns, Pressesprecher der Universität der Bundeswehr in München. Das heißt, das Studium ist eingebettet in die Ausbildung zum Offizier. Der kleinere Anteil geht über Kooperationen mit dem öffentlichen Dienst und der Wirtschaft. Hier geht es üblicherweise nicht um eine militärische Karriere als Soldat, sondern um eine zivile Karriere in der Verwaltung der Bundeswehr.
Wer Offizier werden will, bewirbt sich zunächst auf den Rang statt auf ein Studienfach. Interessierte müssen dann ein mehrtägiges Auswahlverfahren in Köln bestehen. Darin wird zum Beispiel die psychologische Eignung, Führungsstärke und Kompetenz für ein Studium festgestellt. „Bestehend aus einem Intelligenztest, einem Sporttest und einem persönlichen Auswahlgespräch“, sagt Petra Ruthven-Murray von der
Berliner Studienberatung Plan Z. In diesem sogenannten Assessment-Center geht es auch um die Wahl des Studienfachs. Bewerber können Wünsche angeben. Wer nicht in seinem Wunschfach studieren kann, bekommt Alternativen vorgeschlagen. Folgt die Zusage, ist man Offizieranwärter. Vor dem Studium beginnt allerdings erst einmal die militärische Grundausbildung, die bis zu 15 Monate dauert.
Welche Studienfächer bietet die Bundeswehr an
Nach eigenen Angaben bietet die Bundeswehr über 50 Studiengänge an, von Psychologie über Demokratieforschung bis hin zu Cyber-Sicherheit oder Luftund Raumfahrttechnik. An der Uni in Hamburg liegt der Schwerpunkt eher auf geisteswissenschaftlichen, in München auf technischen Fächern. Nicht alle Studienfächer werden an den Universitäten der Bundeswehr angeboten. Für Medizin, Zahn- oder Veterinärmedizin, Pharmazie, Biologie, Chemie, Physik, Nautik, Seeverkehrs- und Hafenwirtschaft oder internationales Logistikmanagement werden öffentliche Hochschulen besucht. Im Bereich der zivilen Laufbahnen werden auch duale Studiengänge angeboten, beispielsweise für Public Administration oder Wehrtechnik.
Für wen eignet sich ein Studium bei der Bundeswehr
Grundsätzlich
müssen Bewerber die jeweiligen Anforderungen für das Wunschfach erfüllen. Außerdem müssen sie mindestens 17 Jahre alt sein und über die Fach- oder Allgemeine Hochschulreife sowie über die deutsche Staatsbürgerschaft verfügen. Wer über ein Studium bei der Bundeswehr nachdenkt, muss zudem bereit sein, sich versetzen zu lassen.
Welche Verpflichtungen gehen Studierende ein
Mit einem Studium bei der Bundeswehr verpflichten sich Absolventen auch zum Dienst auf Auslandseinsätzen. Diese Verpflichtungszeit liegt bei 13 Jahren für die Offizierslaufbahn im Truppendienst. Für medizinische Fächer sind es 17 Jahren. Abschlussziel ist immer ein Master. Wer nur den Bachelor erreicht, müsse trotzdem diese Jahre ableisten, sagt Uni-Sprecher Michael Brauns, oder könne vom Zeit- zum Berufssoldaten wechseln.
Das Studium sei intensiv, sagt Brauns. „Sie studieren relativ schnell, sodass Sie innerhalb von vier Jahren den Bachelor und Master absolvieren. Sich ein ruhiges Semester gönnen, kann man hier nicht machen. Dann verliert man den Anschluss.“Außerdem haben die Studierenden bei der Bundeswehr ein Trimester statt eines Semesters. Die vorlesungsfreie Zeit beträgt drei Monate – für Praktika und Prüfungen.
Weil sich Studierende bei der Bundeswehr für einen langen Zeitraum an eine große Organisation binden, empfiehlt Karriereberaterin Ruthven-Murray zunächst, den Wehrdienst auszuprobieren.
Wie anerkannt sind die Studienabschlüsse
„Alle Studiengänge an den Universitäten der Bundeswehr sind anerkannt wie jeder andere Abschluss an einer Landesuniversität auch“, sagt Brauns. Ebenso wenig gebe es inhaltliche Unterschiede.