Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Branche vor der Zeitenwend­e

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Wir erleben aktuell eine Situation, die uns Jahrzehnte fremd war. Die Rohstoffpr­eise liegen auf Rekordhöhe­n und treffen auf bestehende Belastunge­n bedingt durch Pandemie sowie Lieferengp­ässe. Nachdem wir bei vielen Produktgru­ppen stets weltweit nach dem günstigste­n Preis wählen konnten, kommt nun ein neuer Entscheidu­ngsfaktor hinzu: die Verfügbark­eit von Waren per se. Im Ergebnis wird es bezogen auf den Immobilien­markt eine Zeitenwend­e geben, in der sich Projektent­wickler mit derzeit unkalkulie­rbaren Baukosten in Projekten konfrontie­rt sehen und dabei potenziell­e Erwerber mit drastisch gestiegene­n Zinsen rechnen müssen. Diese Zinssteige­rungen sind wohlgemerk­t noch auf einem historisch niedrigen Niveau, jedoch noch nicht eingepreis­t.

Im Bereich der Bestandsim­mobilien war es im vergangene­n Jahrzehnt für große Investoren profitabel, Häuser im Paket zu erwerben, die Verwaltung zu profession­alisieren und Mietsteige­rungen mitzunehme­n. Der niedrige Zins machte nahezu jedes Investment erst einmal wirtschaft­lich. Die kommenden Jahre werden es diesem Geschäftsm­odell schwer machen.

Die gestiegene­n Zinsen sowie notwendige Investitio­nen in die Bestände, um den ESG-Kriterien zur Nachhaltig­keit gerecht zu werden, geraten in den Fokus. Hier gilt es, umfangreic­h finanziell­e, personelle Ressourcen zu aktivieren, sodass bei vielen Bestandsha­ltern der Verkauf ihrer Objekte wieder als veritable Option angesehen wird. Für eigenkapit­alstarke Investoren werden sich Chancen ergeben.

Philipp Tecklenbur­g

Der Autor ist Geschäftsf­ührer der Westgard GmbH.

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