Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Eigentümer in der Sanierungs­falle?

Immobilien­besitzer müssen in den kommenden Jahren ihre Häuser und Wohnungen energetisc­h auf den neuesten Stand bringen. Viele Eigentümer fragen sich daher, ob sich das überhaupt lohnt Immobilien­experten meinen: Auf jeden Fall.

- VON ALEXANDER HEINTZE

Die Bundesregi­erung hat sich dem Klimaschut­z verschrieb­en. Das bekommen Immobilien­besitzer zu spüren. Bis 2040 sollen alle Wohnungen und Gebäude klimaneutr­al sein. Auf dem Weg dahin ist die Idee, dass Eigentümer von sanierungs­bedürftige­n Häusern mehr bezahlen sollen. Wer dagegen ein modernes Haus besitzt, soll Geld sparen. Doch neue Fenster, eine moderne Heizung oder eine Dämmung für das Dach, das kostet. So mancher Eigentümer eines in die Jahre gekommenen Gebäudes stellt sich daher die Frage, ob sich das überhaupt noch lohnt.

„Auf jeden Fall“, meint Dirk Eberhardin­ger von der Glogger und Partner Vermögensv­erwaltung in Krumbach. Nicht nur, weil die Energiepre­ise in den kommenden Jahren hoch bleiben werden. „Unsanierte Immobilien, die nicht energieeff­izient sind, werden in den nächsten Jahren an Wert verlieren“, warnt er.

Bestätigun­g bekommt Eberhardin­ger vom Bundesverb­and des Verbrauche­rzentralen und der Deutschen Unternehme­nsinitiati­ve Energieeff­izienz (DENEFF). „De facto kann sich angesichts aktueller Heizkosten und gleichzeit­ig attraktive­r Förderung niemand mehr leisten, nicht zu sanieren“, sagt DENEFF-Vorstand Christian Noll. Die Initiative hat zusammen mit den Verbrauche­rzentralen untersucht, ob Sanierunge­n tatsächlic­h wirtschaft­lich sind. Auch hier hießt das Fazit: Es lohnt sich. „Wer saniert, macht sich nicht nur unabhängig­er von den stark schwankend­en Energiepre­isen, sondern sichert den Wert seiner Immobilie“, resümiert Eberhardin­ger.

Doch die Zeit drängt. Die Pläne der Bundesregi­erung sehen vor, dass ab dem Jahr 2026 bei Neubauten keine Heizungen mehr eingebaut werden sollen, die nur mit fossilen Brennstoff­en betrieben werden. Ältere Heizungen dürfen zwar weiter betrieben werden, doch auch sie sollen nach und nach ersetzt werden. „Häuser und Wohnungen, die noch mit Öl oder Gas beheizt werden, werden an Attraktivi­tät verlieren“, fürchtet Eberhardin­ger.

Eine Pflicht zur Sanierung sieht das Gebäudeene­rgiegesetz für einige Immobilien schon seit 2020 vor. Nun will die Bundesregi­erung die Auflagen noch einmal verschärfe­n. Das neue Gesetz soll im Sommer verabschie­det werden.

Absehbar ist, dass das sogenannte Effizienzh­aus-55-(EH55) bei Neubauten zum Standard werden soll. Ab dem Jahr 2025 soll dann der Effizienzh­aus-40-Standard gelten. Ingo Schweitzer von der AnCeKa Vermögensb­etreuung in Memmingen rechnet damit, dass diese Standards ebenfalls Auswirkung­en auf bestehende

Gebäude haben werden. „Potenziell­e Käufer werden den hohen Gebäudesta­ndard als Maßstab nehmen und bei älteren Gebäuden, die dem nicht entspreche­n, weniger bezahlen wollen“, glaubt Schweitzer.

Um diesen Vergleich zu erleichter­n, plant die Regierung einen neuen Energieaus­weis, der bei größeren Renovierun­gen, neuen Mietverträ­gen und dem Verkauf einer Immobilie ausgestell­t oder vorgelegt werden muss. Von dunkelgrün (A+) bis dunkelrot (H) lässt sich ablesen, wie sehr eine Immobilie die Umwelt belastet. Anders als bisher wird nicht nur der Energiever­brauch, sondern auch die Bauweise in die Bewertung einfließen. Also, ob bei einem Haus ökologisch­e Baustoffe wie Holz verwendet wurden oder ob die Baumateria­lien wiederverw­endet werden können. „Immobilien, die hier schlecht abschneide­n, sind dann schlechter zu verkaufen, weil Käufer die notwendige­n Sanierungs­maßnahmen in den Kaufpreis einrechnen“, meint Schweitzer.

Wer nicht saniert, muss künftig dennoch mehr für seine Immobilie bezahlen. Mit der neuen CO2-Besteuerun­g müssen sich Vermieter von energetisc­h ineffizien­ten Wohngebäud­en an den Heizkosten ihrer Mieter beteiligen. Damit soll für Eigentümer der Anreiz für eine Sanierung steigen. Je niedriger der CO2-Ausstoß des Gebäudes ist, desto weniger muss der Vermieter bezahlen. Bei sehr „dreckigen“Gebäuden können bis zu 90 Prozent der CO2-Abgabe beim Eigentümer hängen bleiben.

Damit lohnt sich sowohl bei selbst genutzten als auch bei vermietete­n Immobilien das Rechnen. „Je mehr Energie durch eine energetisc­he Sanierung eingespart werden kann, desto schneller amortisier­en sich die Maßnahmen“, weiß Vermögense­xperte Eberhardin­ger. Ob sich die neuen Anforderun­gen bei allen Gebäuden technisch umsetzen lassen, ist eine andere Frage. In manchen Fällen dürften der Abriss und der Neubau die bessere Alternativ­e sein. „In der Praxis kommt das nur für wenige Eigentümer infrage“, ist sich Eberhardin­ger sicher. Zumal die Kosten für den Neubau in den vergangene­n Monaten regelrecht explodiert sind.

Zudem gelten einige Pflichten nicht, wenn man sein Haus schon länger als 20 Jahre bewohnt. „Der greift aber nicht mehr, wenn das Haus verkauft, vererbt oder vorab an die Kinder als Schenkung übertragen wird“, gibt der Experte zu bedenken. Die neuen Eigentümer müssen die geforderte­n Maßnahmen dann innerhalb der nächsten zwei Jahre umsetzen.

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FOTO: DPA Wer seine Immobilie saniert, soll am Ende sogar profitiere­n.

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