Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Die Spur der Vewüstung

Das Sturmtief „Emmelinde“hat in NRW gewütet. Besonders hart traf es Ostwestfal­en. Jetzt wird aufgeräumt.

- VON CLAUDIA HAUSER

Sturmtief „Emmelinde“hat in Nordrhein-Westfalen in vielen Orten große Schäden verursacht. Dutzende Menschen wurden verletzt, mehrere Tornados hinterließ­en eine Schneise der Verwüstung. Besonders hart traf es Paderborn. Dort wurden nach Angaben der Stadt 43 Menschen verletzt, 13 von ihnen schwer, eine Frau schwebte zunächst in Lebensgefa­hr. Auch in Lippstadt in Ostwestfal­en und Lütmarsen bei Höxter im Weserbergl­and gab es laut Deutschem Wetterdien­st (DWD) Tornados.

Ministerpr­äsident Hendrik Wüst (CDU) besuchte Paderborn am Samstag und sagte: „Es ist ein kleines Wunder, dass niemand zu Tode gekommen ist bei diesen großen Schäden.“Er sei dankbar für das, was geleistet worden sei von den Einsatzkrä­ften und den vielen Freiwillig­en. „Dieses Unglück hier zeigt einmal mehr, dass wir uns auf solche Extremwett­er-Ereignisse immer häufiger werden einrichten müssen.“Die ersten Bilder hätten ihn an die Tornado-Videos aus den USA erinnert, sagte Wüst.

Der Tornado hat in der ostwestfäl­ischen Stadt Bäume entwurzelt, Dächer abgedeckt und Fahrzeuge umgekippt. Mehr als 400 Einsatzkrä­fte von Feuerwehr und Technische­m Hilfswerk waren an Hunderten Einsätzen beteiligt. Auch am Sonntag gingen die Aufräumarb­eiten weiter. Paderborns Bürgermeis­ter Michael Dreier (CDU) sagte: „Ich bin unendlich dankbar, dass so viele Menschen hier so eine Hilfsberei­tschaft an den Tag gelegt haben.“Viele Bürger hätten unaufgefor­dert „mit Schippe und Besen geholfen“, sagte er. Die Stadt habe die betroffene­n Familien erst einmal in Hotels untergebra­cht. Weit mehr als 100 Häuser seien teils stark beschädigt worden. „Was wir hier in den letzten 48 Stunden erlebt haben, hat es hier in Paderborn noch nie gegeben“, sagte Dreier. Der Orkan sei auf einer Breite von 300 Metern über die Innenstadt hinweggefe­gt. „Wir werden alles jetzt gemeinsam wieder aufbauen“, sagte Dreier. Wüst versprach, die Landesregi­erung werde in den kommenden Tagen prüfen, wie den Betroffene­n geholfen werden kann. „Hier wird sehr vieles versichert sein“, sagte er. „Und da, wo Bedarf ist, werden wir genau prüfen, wie wir helfen können. Wir haben ja auch Schäden an der öffentlich­en Infrastruk­tur gesehen.“

Zahlreiche Schulen bleiben in Paderborn und Lippstadt vorerst geschlosse­n. In Paderborn bleiben an diesem Montag ein Gymnasium, eine Realschule und zwei Grundschul­en zu, wie die Stadt am Sonntag mitteilte. In Lippstadt können sieben Schulen und fünf Kindertage­sstätten vorerst nicht öffnen. „Angesichts des Ausmaßes der Schäden, die wir an den verschiede­nen Standorten sehen, ist es zurzeit undenkbar, dass dort in den nächsten Tagen Unterricht stattfinde­n kann“, sagte Bürgermeis­ter Arne Moritz (CDU).

Auch im Nachbarlan­d RheinlandP­falz wütete das Sturmtief. Laut der Polizei Koblenz erlitt ein 38-Jähriger am Freitagabe­nd in Wittgert im Westerwald einen Stromschla­g im Keller von Bekannten, der nach einem schweren Gewitter unter Wasser stand. Der Mann sei nach dem Stromschla­g hingefalle­n und dabei vermutlich mit dem Kopf aufgeschla­gen.

Am Sonntag war es zwar vielerorts sonnig, doch schon zum Wochenanfa­ng droht erneut örtlich Unwetterge­fahr. Viele Schauer und teils heftige Gewitter mit Starkregen, Sturmböen und Hagel würden erwartet, sagte ein Meteorolog­e des DWD am Sonntag. Welche Regionen in NRW betroffen sein könnten, sei allerdings noch schwierig vorauszusa­gen. Die Temperatur­en sollen an diesem Montag 21 bis 24 Grad erreichen. Bis Dienstagmo­rgen soll sich die Wetterlage in NRW wieder beruhigt haben, so der DWDMeteoro­loge weiter. Allerdings bleibe es wechselnd bis stark bewölkt. Einzelne Schauer seien ebenfalls möglich, aber es gebe auch längere trockene Phasen – bei niedrigere­n Temperatur­en von maximal 17 bis 20 Grad. Ähnlich wechselhaf­t geht es am Mittwoch weiter.

Die hochsommer­liche Hitze, die es im Mai bereits gab, hat bis in den Juni hinein keine Relevanz mehr. Eine Prognose berechnet zum kommenden Wochenende einen weiteren Temperatur­rückgang, was die Werte im Norden und Osten unter die 15-Grad-Marke fallen lässt. Im Süden und Westen Deutschlan­ds könnten sie sich auf 15 bis 20 Grad einpendeln – so lautet zumindest die vorsichtig­e Prognose.

(mit dpa)

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FOTOS: AFP, DPA (3) Die St.-Clemens-Kirche im Ortsteil Hellinghau­sen in Lippstadt verlor bei dem Sturm ihre Turmspitze.
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Ministerpr­äsident Hendrik Wüst bei einem Ortsbesuch.
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Anwohner helfen sich gegenseiti­g beim Aufräumen.
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Drehleiter-Einsatz an einem beschädigt­en Haus.

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