Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Die Spur der Vewüstung
Das Sturmtief „Emmelinde“hat in NRW gewütet. Besonders hart traf es Ostwestfalen. Jetzt wird aufgeräumt.
Sturmtief „Emmelinde“hat in Nordrhein-Westfalen in vielen Orten große Schäden verursacht. Dutzende Menschen wurden verletzt, mehrere Tornados hinterließen eine Schneise der Verwüstung. Besonders hart traf es Paderborn. Dort wurden nach Angaben der Stadt 43 Menschen verletzt, 13 von ihnen schwer, eine Frau schwebte zunächst in Lebensgefahr. Auch in Lippstadt in Ostwestfalen und Lütmarsen bei Höxter im Weserbergland gab es laut Deutschem Wetterdienst (DWD) Tornados.
Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) besuchte Paderborn am Samstag und sagte: „Es ist ein kleines Wunder, dass niemand zu Tode gekommen ist bei diesen großen Schäden.“Er sei dankbar für das, was geleistet worden sei von den Einsatzkräften und den vielen Freiwilligen. „Dieses Unglück hier zeigt einmal mehr, dass wir uns auf solche Extremwetter-Ereignisse immer häufiger werden einrichten müssen.“Die ersten Bilder hätten ihn an die Tornado-Videos aus den USA erinnert, sagte Wüst.
Der Tornado hat in der ostwestfälischen Stadt Bäume entwurzelt, Dächer abgedeckt und Fahrzeuge umgekippt. Mehr als 400 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk waren an Hunderten Einsätzen beteiligt. Auch am Sonntag gingen die Aufräumarbeiten weiter. Paderborns Bürgermeister Michael Dreier (CDU) sagte: „Ich bin unendlich dankbar, dass so viele Menschen hier so eine Hilfsbereitschaft an den Tag gelegt haben.“Viele Bürger hätten unaufgefordert „mit Schippe und Besen geholfen“, sagte er. Die Stadt habe die betroffenen Familien erst einmal in Hotels untergebracht. Weit mehr als 100 Häuser seien teils stark beschädigt worden. „Was wir hier in den letzten 48 Stunden erlebt haben, hat es hier in Paderborn noch nie gegeben“, sagte Dreier. Der Orkan sei auf einer Breite von 300 Metern über die Innenstadt hinweggefegt. „Wir werden alles jetzt gemeinsam wieder aufbauen“, sagte Dreier. Wüst versprach, die Landesregierung werde in den kommenden Tagen prüfen, wie den Betroffenen geholfen werden kann. „Hier wird sehr vieles versichert sein“, sagte er. „Und da, wo Bedarf ist, werden wir genau prüfen, wie wir helfen können. Wir haben ja auch Schäden an der öffentlichen Infrastruktur gesehen.“
Zahlreiche Schulen bleiben in Paderborn und Lippstadt vorerst geschlossen. In Paderborn bleiben an diesem Montag ein Gymnasium, eine Realschule und zwei Grundschulen zu, wie die Stadt am Sonntag mitteilte. In Lippstadt können sieben Schulen und fünf Kindertagesstätten vorerst nicht öffnen. „Angesichts des Ausmaßes der Schäden, die wir an den verschiedenen Standorten sehen, ist es zurzeit undenkbar, dass dort in den nächsten Tagen Unterricht stattfinden kann“, sagte Bürgermeister Arne Moritz (CDU).
Auch im Nachbarland RheinlandPfalz wütete das Sturmtief. Laut der Polizei Koblenz erlitt ein 38-Jähriger am Freitagabend in Wittgert im Westerwald einen Stromschlag im Keller von Bekannten, der nach einem schweren Gewitter unter Wasser stand. Der Mann sei nach dem Stromschlag hingefallen und dabei vermutlich mit dem Kopf aufgeschlagen.
Am Sonntag war es zwar vielerorts sonnig, doch schon zum Wochenanfang droht erneut örtlich Unwettergefahr. Viele Schauer und teils heftige Gewitter mit Starkregen, Sturmböen und Hagel würden erwartet, sagte ein Meteorologe des DWD am Sonntag. Welche Regionen in NRW betroffen sein könnten, sei allerdings noch schwierig vorauszusagen. Die Temperaturen sollen an diesem Montag 21 bis 24 Grad erreichen. Bis Dienstagmorgen soll sich die Wetterlage in NRW wieder beruhigt haben, so der DWDMeteorologe weiter. Allerdings bleibe es wechselnd bis stark bewölkt. Einzelne Schauer seien ebenfalls möglich, aber es gebe auch längere trockene Phasen – bei niedrigeren Temperaturen von maximal 17 bis 20 Grad. Ähnlich wechselhaft geht es am Mittwoch weiter.
Die hochsommerliche Hitze, die es im Mai bereits gab, hat bis in den Juni hinein keine Relevanz mehr. Eine Prognose berechnet zum kommenden Wochenende einen weiteren Temperaturrückgang, was die Werte im Norden und Osten unter die 15-Grad-Marke fallen lässt. Im Süden und Westen Deutschlands könnten sie sich auf 15 bis 20 Grad einpendeln – so lautet zumindest die vorsichtige Prognose.