Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Abba – ziemlich live

40 Jahre mussten die Fans auf ein Comeback der Kultband warten. Am Donnerstag feiert die neue halb-virtuelle Konzertsho­w „Abba Voyage“in London Premiere.

- VON PHILIP DETHLEFS

LONDON (dpa) Mit Nostalgie hat Björn Ulvaeus eigentlich nichts am Hut. „Ich schaue lieber nach vorn“, sagt der Abba-Star, der vor Kurzem seinen 77. Geburtstag gefeiert hat. „In meinem Alter lebe ich sehr viel lieber im Hier und Jetzt und in der unmittelba­ren Zukunft.“Doch Gegenwart und Zukunft sind für den Schweden untrennbar mit seiner musikalisc­hen Vergangenh­eit und seiner legendären Band verknüpft, mit Popklassik­ern wie „Dancing Queen“, „Waterloo“oder „Mamma Mia“. Diese Songs können Abba-Fans nun erstmals seit 40 Jahren wieder im Konzert erleben. „Abba Voyage“heißt die neue Show, die am Donnerstag in London ihre Weltpremie­re feiert und für die die Tickets zwischen umgerechne­t etwa 25 Euro und 169 Euro kosten.

Die vier Abba-Stars stehen aber nicht selbst auf der Bühne, sondern ihre sogenannte­n Abbatare. Diese voll animierten Versionen von Agnetha, Björn, Benny und Anni-Frid werden von einer Live-Band begleitet. „Es ist unglaublic­h“, schwärmt Ulvaeus. „Es ist ziemlich live.“

Der Gesang und einige von Ulvaeus‘ Gitarrenha­rmonien kommen vom Band und stammen von den früheren Studioaufn­ahmen. „Die alten Stimmen sind so in den Sound integriert, dass es sich anfühlt, als wäre es live“, versichert Ulvaeus.

Die vier Musiker mussten dafür in Motion-Capture-Anzüge schlüpfen und sich wochenlang vor 160 Kameras, die jede Bewegung aufzeichne­ten, zu ihren alten Songs bewegen. Den Rest regelte ein Computer. Die Firma Industrial Light & Magic von „Star Wars“-Schöpfer George Lucas machte aus den in die Jahre gekommenen Musikern die faltenlose­n Abba-Stars auf dem Karrierehö­hepunkt in den 70erJahren. Futuristis­che Bühnen-Outfits gab es obendrauf.

Abba waren während ihrer knapp zehnjährig­en aktiven Karriere nur wenige Monate auf Tournee. Aus Live-Konzerten machte sich das Quartett wenig. „Wir waren immer viel mehr daran interessie­rt, Songs zu schreiben“, erinnert sich Ulvaeus. Ensprechen­d stand eine Reunion-Tour trotz lukrativer Angebote auch nie zur Debatte. Die „Abbatare“holen das jetzt nach.

Dass die Show in London stattfinde­t und nicht etwa in Stockholm, hat Platzgründ­e. Die Technik hinter „Abba Voyage“ist so komplex, dass dafür extra ein eigenes Theater gebaut werden musste. „Stockholm war zu klein“, berichtet Ulvaeus. „Die Frage war also eher: London oder das Ruhrgebiet. Wir brauchten einen Platz, an dem die Show lange bleiben kann.“London habe sich dann als geeigneter Ort ergeben. Nachdem die Band vor Kurzem ihr erstes Studioalbu­m seit 40 Jahren veröffentl­icht hat, das ebenfalls „Abba Voyage“heißt, erreicht der Kult um die schwedisch­en Pop-Ikonen mit der Konzertsho­w ein neues Level.

 ?? FOTO: DPA ?? Die Band Abba in ihren MotionCapt­ure-Anzügen.
FOTO: DPA Die Band Abba in ihren MotionCapt­ure-Anzügen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany