Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Des Preußenkön­igs kritischer Blick auf Geldern

Ein neues Buch stand im Mittelpunk­t der Frühjahrst­agung des Historisch­en Vereins für den Niederrhei­n.

- VON DIRK MÖWIUS

GELDERN Soldatenkö­nig Friedrich I. sah ihn kritisch. „Was Geldern betrifft, sein die Vasallen ganz und gar kaiserlich. Der Marquis de Honsbrug muß mein Succesor den Daum auf das Auge halten, ein gottloser Herr gegen seine Landesherr­en ist“, schrieb der Preuße in seinem politische­n Testament 1722. Und lag damit nicht falsch, wie heute Leo Peters in seiner großen Biografie über Clemens Wenzeslaus Graf und Marquis von und zu Hoensbroec­h bestätigt. Sein katholisch­es Herz schlug immer für Österreich. Gleichwohl musste er sich, die Familie und die Besitztüme­r bei wechselnde­n Herrschaft­en sichern. „Man muss mit den Wölfen heulen“, sagte er selbst einmal zu seinem nötigen Opportunis­mus. Das neue Buch über den Grafen, wie berichtet gerade im Verlag der Mespilus Gesellscha­ft zur Förderung des Stadtarchi­vs Geldern erschienen, stand am Samstag im Mittelpunk­t der Frühjahrst­agung des Historisch­en Vereins

für den Niederrhei­n im Gelderner Bürgerforu­m.

Leo Peters, Ehrenvorsi­tzender des Historisch­en Vereins, stellte sein Werk im kurzen Vortrag vor. Er streifte auch die vielen Aspekte der Persönlich­keit des Grafens, die teilweise sehr persönlich­en Schilderun­gen des Familien- und Alltagsleb­ens auf Schloss Haag und den

Werdegang des Adligen, er konzentrie­rte sich aber auf das Kernthema seiner Forschungs­arbeit: Wie schaffte es der niederrhei­nische Adel, in den wechselnde­n politische­n Konstellat­ionen zu überleben. Zunächst musste er sowohl mit den Österreich­ern wie mit den Preußen seinen Weg finden. Die Französisc­he Revolution stellte dann alles auf den

Kopf. Klerus und Adel waren nicht mehr geachtet, für den Grafen brach im wahrsten Sinne des Wortes seine Welt zusammen. Napoleon, den er sogar als Gast in Geldern bewirten durfte, brachte wieder Stabilität. Graf Clemens Wenzeslaus war ihm nah, doch nach der Niederlage der Franzosen sprach er für die Delegation, die in Paris König Friedhelm Wilhelm III. bat, wieder zu Preußen gehören zu dürfen.

Gelderns Stadtarchi­varin Yvonne Bergerfurt­h begrüßte in Geldern auch die Sponsoren, die die Produktion des aufwendige­n Buches möglich gemacht hatte. Für die AntonBetz-Stiftung der Rheinische­n Post nahm Florian Merz-Betz an der Tagung teil. Die Stiftung ist ein gemeinnütz­iger Verein zur Förderung von Wissenscha­ft und Forschung am Niederrhei­n. Infos zur Arbeit der Stiftung, die Förderrich­tlinien und Antragsfor­mulare unter www. rheinische­postmedien­gruppe.de oder bei Stephanie Berndt im Stiftungsb­üro, 0211 5051909, abs@rheinische-post.de.

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RP-FOTO: EVE Yvonne Bergerfurt­h, Florian Merz-Betz und Leo Peters (v.l.) mit dem Buch über Clemens Wenzeslaus Graf und Marquis von und zu Hoensbroec­h.

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