Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Europa spielend kennenlernen
Schüler des Städtischen Gymnasiums Straelen haben zusammen mit der holländischen Partnerschule in Helmond das Spiel „Europoly“entwickelt. Es soll die europäischen Werte vermitteln. Dafür gab es den ersten Preis der Euregio. JETZT BEWERBEN
STRAELEN Die Werte Europas passen auf ein Spielfeld. Auf ein Brett, das dem Klassiker Monopoly nachempfunden ist. Und sie sind dort niedergeschrieben, wo beim normalen Monopoly zum Beispiel die Schlossstraße oder die Turmstraße zu finden sind. Anstelle der Straßen stehen bei „Europoly“Überbegriffe wie Gleichstellung, Demokratie oder Achtung der Menschenrechte. Drei von acht Begriffen, die die Werte Europas definieren sollen.
„Europoly“ist ein Projekt, das der Niederländisch-Kurs des Städtischen Gymnasiums Straelen gemeinsam mit dem Deutschkurs der Partnerschule in Helmond entwickelt hat. Das Spiel ist zweisprachig, auf Deutsch und auf Niederländisch. „Es dient dazu, damit uns noch einmal bewusst wird, für welche Werte Europa steht und wofür wir uns einsetzen wollen“, sagt Bernadette Holtmanns, Schülerin am Gynmasium Straelen. Der Jahrgang macht jetzt aktuell Abitur, „Europoly“
war ein letztes großes, gemeinsames Projekt der Klasse. „Das Spiel soll die europäischen Werte vermitteln“, sagt Sven Kohnen, Lehrer am Gymnasium Straelen und Leiter des Niederländisch-Kursus.
Und so funktioniert es: Wie beim klassischen Monopoly würfeln die Spieler, um vorwärts zu kommen mit zwei Würfeln. Den Anfang machen Bernadette Holtmanns, Letizia Vullings und Lana Peters, sie nehmen die Würfel in die Hand, würfeln eine 8 und laufen mit ihrer Spielfigur übers Spielfeld. Für diese Proberunde wird „Europoly“in Teams gespielt. Sie landen auf einem hellblauen Feld, Überkategorie Justiz und Recht. „Das kaufen wir“, sagt Letzia Vullings. „Erwerben, nicht kaufen“, korrigiert Lehrer Sven Kohnen. Denn bei „Europoly“wird nicht mit Geld gespielt – sondern mit Lebensqualitätseinheiten. Hinter dem etwas sperrigen Wort verbirgt sich der Gedanke, dass es in Europa Szenarien und Zustände gibt, die die Lebensqualität gefährden. Mitten im Planungsprozess
begann der Krieg in der Ukraine. Das hat dem Kursus auch noch mal vor Augen geführt, dass die von den Schülern aufgestellten Werte keineswegs selbstverständlich sind. Und so sind auf den jeweiligen Karten Szenarien definiert, die die Lebensqualität in Europa gefährden können – oder schon gefährden. „Kauft“man sich einen solchen Wert, dann setzt man sich im übertragenen Sinne auch dafür ein, die Situation zu verbessern. Einmal erworben, sorgt das „Worst-Case-Szenario“auch dafür, dass ein anderer Spieler zahlen muss, sobald er ein entsprechendes Feld betritt. Ein Beispiel: Eine Karte der Überkategorie „Achtung der Menschenrechte“ist das Recht auf Arbeit. Hier wird ein Szenario beschrieben, in dem sich jemand seinen Beruf nicht frei aussuchen darf. Wenn ein Spieler dieses Feld betritt, muss das Szenario vorgelesen werden.
„Man führt beim Spielen teilweise andere Gespräche, als wenn man sonst Monopoly spielt. Man redet über Europa und darüber, was hier wichtig ist“, sagt Lehrer Sven Kohnen. Auch die Spielfiguren, hergestellt mit einem 3D-Drucker, haben einen Bezug zu Europa: Spieler können sich zum Beispiel zwischen dem Eiffelturm, dem schiefen Turm von Pisa oder dem Brandenburger Tor entscheiden.
Für das Projekt haben die Schüler jetzt den ersten Preis im Euregionalen Schulwettbewerb der Euregion Rhein-Waal in der Kategorie „Schulpartnerschaften“bekommen – für das Gymnasium Straelen ist das der zweite erste Platz in Folge. Zudem bekamen die Schüler noch einen Sonderpreis für die herausragende Leistung. Aktuell gibt es nur eine Version von „Europoly“. Lehrer Sven Kohnen hofft aber, dass es bald durchaus mehr werden. „Wir werden bald an Spieleverleger herantreten und fragen, ob sie das verlegen wollen“, sagt Kohnen. Auch für die Jahrgangsstufen fünf oder sechs sei das Spiel ideal und könnte in den Unterricht eingebaut werden – um spielend etwas über Europa und die Werte dieses Kontinents zu lernen.