Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Kinder gestalten den Feierabend­markt

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WEEZE (RP) Die Kinder lieben das Spiel „Frau Zunge“. Sie geht nach oben und nach unten, nach rechts und nach links. So schulen sie ihre Mundmotori­k für eine deutlicher­e Aussprache. Die Kita Wirbelwind in Weeze, die zum Caritasver­band Geldern-Kevelaer gehört, ist seit 2017 „Sprachkita“. Für Renate Toonen, die für die Organisati­on der sprachbild­enden Maßnahmen in der Kita zuständig ist, ist das Spiel allerdings nur einer von vielen Bausteinen in der Sprachbild­ung. Viel wichtiger ist für die Erzieherin, die aus einem Bundesprog­ramm finanziert wird, die „alltagsint­egrierte“Sprachbild­ung. „Man kann beim Memory die Karten schweigend umdrehen oder besser das jeweilige Bild benennen und darüber sprechen“, nennt Toonen ein Beispiel.

Mit einer halben Stelle kann Renate Toonen nicht ständig in beiden Gruppen sein. Was auch nicht ihre eigentlich­e Aufgabe ist, wie Kita-Leiterin Marion Cebulla erklärt. Erst einmal sei sie vor allem dafür da, die Kolleginne­n im Team anzuleiten. Aber das gelinge am besten ebenso alltagsint­egrier und deshalb gemeinsam mit den Kindern in praktisch allen alltäglich­en Situatione­n und im gemeinsame­n Spiel.

Vor dem Start des Bundesprog­ramms „Sprachkita­s – Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“sollte Sprache mit der Delfin-Methode gefördert werden. Dazu wurden Kinder mit Sprachdefi­ziten durch einen Test identifizi­ert und in Kleingrupp­en mit ihnen geübt. „Das hatte kaum Sinn“, sagt Marion Cebulla, die Kinder seien wenig motiviert gewesen. Jetzt geht es eben darum, möglichst alles zu besprechen, in ganzen Sätzen und wenn notwendig vielfach wiederholt.

In rund 7000 Kitas im Bundesprog­ramm bricht das Gespräch nicht mehr ab, die Kita Wirbelwind ist schon seit 2017 dabei. Marion Cebulla möchte diese zusätzlich­e Förderung nicht mehr missen und schaut deshalb mit Sorge auf das Jahresende. Noch sei nicht entschiede­n, ob die Förderung erneut verlängert werde. Dabei sei sie weiterhin notwendig.

Zu Beginn wurde verlangt, dass mindestens 33 Prozent der Kinder einen Migrations­hintergrun­d haben. Für Marion Cebulla keine hohe Hürde angesichts der vielen osteuropäi­schen Landarbeit­erfamilien, die sich hier fast in Sichtweite der Grenze zu den Niederland­en angesiedel­t haben, um im Nachbarlan­d zu arbeiten. Natürlich kommen auch andere Migranten nach Weeze, „sodass wir zwischendu­rch schon mal bei 52 Prozent lagen“, erklärt die Kita-Leiterin: „Zwischen 30 und 40 Prozent ist normal.“Eine gute Mischung sei wichtig, bei zu vielen Kindern einer Sprache werde untereinan­der sehr wenig Deutsch gesprochen.

Längst ist Sprachbild­ung aber auch für viele deutsche Kinder eine wichtige Vorbereitu­ng auf die Grundschul­e. „Es ist eher still geworden in den Familien“, stellt Renate Toonen fest. Digitale Medien ersetzen immer häufiger das Gespräch. Natürlich wollten die Eltern das Beste für ihre Kinder, aber Arbeitsblä­tter seien nicht die beste Schulvorbe­reitung, auch nicht der frühe Laptop. Wobei Renate Toonen gerne das Tablet nutzt – wenn es passt. Darauf gebe es beispielsw­eise eine sehr hilfreiche Bilderbuch-App

mit Büchern in vielen Sprachen und das „Bilderbuch­kino“.

Viel wichtiger sei jedoch, „jegliche Handlungen im Alltag zu verbalisie­ren“, erklärt Toonen. Hervorrage­nd geeignet seien auch Lieder, die für Kinder immer schnell erlernbar seien, und Fingerspie­le, die in der Gruppe mit allen gespielt werden könnten. Es reiche allerdings nicht aus, wenn Sprachbild­ung nur in der Kita gelebt werde, ergänzt Marion Cebulla. Ein wichtiger Baustein sei die Elternarbe­it.

Viel Wert wird in der Kita in Weeze deshalb darauf gelegt, sich beim Bringen und Abholen des Kindes kurz mit den Eltern auszutausc­hen, vielleicht noch den einen oder anderen Tipp zu geben. Für den Fall, dass die Eltern noch gar kein Deutsch könnten, gebe es ein sehr praktische­s Buch, in dem die grundlegen­den Dinge mit Bildern beschriebe­n seien. „Oder es helfen andere Eltern“, sagt Cebulla. Aufgabe der Kita sei heute nicht nur die Betreuung der Kinder, „sondern sie ist der Ort für mehr Sozialkont­akte“.

Bei der Vielzahl der Aufgaben, die von den Kitas heute verlangt werden, ist Marion Cebulla froh über die Verstärkun­g im Bereich Sprachbild­ung. Vor allem sieht sie die sprachlich­en Fortschrit­te der Kinder. Dass das Programm erfolgreic­h ist, kann Claudia Kristen bestätigen. Sie begleitet im Diözesanca­ritasverba­nd Münster 22 Sprachkita­s, davon drei im Bereich der Caritas in der Diözese Münster und weitere verschiede­ner Träger wie DRK oder Outlaw. Ihre Aufgabe im Netzwerk ist es, die Tandems aus Kita-Leitung und Sprachförd­erkraft zu qualifizie­ren. Eine spezielle Zusatzausb­ildung ist erst einmal nicht notwendig, aber Renate Toonen hat sich eine dicke Mappe mit Beispielen zu Situatione­n aus dem Alltag angelegt und über die Jahre viel Fachwissen angeeignet.

ISSUM (RP) Es geht wieder los: Nach langer Wartezeit startet der Issumer Feierabend­markt am Mittwoch, 25. Mai, in die nächste Saison. Los geht es um 16 Uhr. Den Anfang machen die Issumer Grundschul­en, Kindergärt­en, Tageseinri­chtungen und Pfadfinder. Die Organisati­on übernimmt der Fördervere­in des St.-Nikolaus-Kindergart­ens. Besonders für die jüngeren Besucher wird viel Abwechslun­g geboten: Außer einer Hüpfburg dürfen sich die Kinder über coole Glitzertat­toos und Freundscha­ftsarmbänd­er freuen. Sie bauen Insektenho­tels und rösten Marshmallo­ws. Mit einer Laufkarte für 4,50 Euro können sie an jeder Aktion teilnehmen. Außerdem beinhaltet die Laufkarte ein Getränk und eine kleine Schnucktüt­e. Um 17 Uhr startet die Kinderdisk­o mit DJ Hotti, anschließe­nd wird dann Musik für die Großen aufgelegt, bis die Veranstalt­ung gegen 21 Uhr endet. Neben einem Getränkepa­villon ist auch ein gastronomi­sches Angebot vor Ort. Sämtliche Einnahmen fließen in die Kassen der Fördervere­ine und kommen somit Issumer Kindern zugute. Den nächsten Feierabend­markt An de Pomp am 15. Juni übernimmt die Volksbank.

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RP-FOTOS: GOTTFRIED EVERS Spielerisc­he Sprachförd­erung in der Kita Wirbelwind: Bei Seifenblas­en kommen die Kinder ins Gespräch und tauschen sich aus.
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Renate Toonen macht den Kindern vor, wie sie mit der Zunge Gummitiere ertasten können.

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