Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Teile des mittelalterlichen Kastells entdeckt
Der Abwasserbetrieb Goch hat bei den Erdarbeiten zum Bau einer Regenwasserbehandlungsanlage historische Spuren gefunden, die ein Archäologe gesichert hat. Der Denkmalschutz geht von einem bedeutenden Fund aus.
GOCH Das Gocher Kultur- und Kongresszentrum heißt nicht ohne Grund „Kastell“: Es befindet sich an der Stelle des mittelalterlichen „huis te Goch“, einer Burg, die in der Neuzeit zum Amtsgericht wurde. Nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurde 1950 auf den Grundmauern des alten Kastells ein neues Gerichtsgebäude gebaut, das 1979 aufgelöst und zum Museum und Veranstaltungsgebäude umgebaut wurde.
Kein Wunder also, dass bei den Tiefbauarbeiten für eine neue Regenwasserbehandlungsanlage auf dem Gelände einiges historisches Material gefunden wurde. Die Stadt Goch hält sich mit Aussagen dazu noch zurück, bestätigt aber immerhin, dass wohl Reste der Stadtmauer dort entdeckt worden seien. Aber es dürfte noch mehr sein, was die Archäologen dort gefunden haben.
„Bei der Grabung an der Kastellstraße kamen bereits Teile der Stadtmauer und ein Turm der Stadtburg zum Vorschein“, sagt Jens Schubert vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland auf Anfrage unserer Redaktion. Im Rahmen der Leitungsverlegung und der Errichtung von Schachtbauwerken für die Regenwasserbehandlungsanlage seien die Strukturen festgestellt worden, die nun zu dokumentieren und zu sichern seien. Der Archäologe Jens Wroblewsk, Fachmann nicht zuletzt für Burgenforschung, hat schon an vielen Stellen in der Region gegraben und manches Spannende zutage gefördert. Teile eine Turms des Moerser Schlosses, in Kleve wies er den zweigeschossigen Kreuzgang des Klosters nach, das zum Rathaus wurde, in Emmerich stieß man auf den Gewölbekeller eines herrschaftlcihen Hauses aus dem 14. Jahrhundert. Auch den Klosterplatz in Goch hat Wroblewski schon erfolgreich untersucht. Das Ergebnis seiner Arbeit am Kastell scheint aber spannender zu sein. Mit der Stadt sei abgesprochen, die Öffentlichkeit in Kürze umfassend zu informieren. Zumal Stadtsprecher Torsten Matenaers darauf hinweist, dass auch noch zu klären sei, ob die Arbeiten des Abwasserbetriebs wegen der archäologischen Sicherungen eventuell längere Zeit ruhen müssen.
In der Zwischenzeit kann man sich ja ansehen, was über das mittelalterliche Kastell bekannt ist. HansJoachim
Koepp, der frühere Stadtarchivar, hat in seiner Chronologie der mehr als 750-jährigen Gocher Stadtgeschichte („Kelten, Kirche und Kartoffelpüree“) viele Eintragungen zum Thema Kastell vorgenommen. Daraus ist zu lernen, dass das „huis te Goch“urkundlich erstmals 1340 erwähnt wurde, gleichzeitig mit dem Haus Nergena in Kessel. Der Herzog von Geldern hatte das Gocher Kastell und diverse andere Adelssitze als Quartier genutzt, wenn er als Landesherr durch seinen Zuständigkeitsbereich reiste. Hunderte Menschen und Pferde waren bei diesen Anlässen unterwegs und mussten untergebracht werden. Zur Unterhaltung der Herrschaften fanden Feste, Turniere und Falkenjagden statt, schreibt Koepp.