Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Klever Studenten beweisen nachhaltigen Unternehmergeist
KLEVE Unternehmen dürfe es heute nicht mehr einzig und allein darum gehen, Geld zu verdienen. Immer mehr, immer größer, immer kaltschnäuziger – dieser Geist sei überholt, finden Lisa Harbecke und Marcel Unger.
Die Studenten der Hochschule Rhein-Waal gehören dem Klever Ableger der Initiative Enactus an, die das Ziel verfolgt, die Weltwirtschaft mit nachhaltigem Unternehmertum voranzutreiben und die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen zu erfüllen. Der Anspruch des Vereins: Führungskräfte mit Kopf für die Geschäftswelt und einem Herz für die Welt auszubilden.
„Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass Wirtschaft und Umwelt kein Widerspruch sind. Es ist die Aufgabe unserer Zeit und unserer Generation, dies in Einklang zu bringen“, sagt Lisa Harbecke. Der Verein Enactus richtete zuletzt eine Reihe von Workshops aus, bei denen die Studenten Start-up-Ideen entwickeln sollten. Im Team sollten sie Probleme analysieren, Lösungskonzepte ausarbeiten und eine Geschäftsidee entwickeln.
Am Freitagabend fand ein sogenannter Pitch-Day statt, bei dem die Nachwuchsunternehmer ihre Ideen einer Jury vorstellten. Als Experten waren unter anderem Vertreter von Enactus, der Hochschule Rhein-Waal sowie der Sparkasse Rhein-Maas mit dabei.
„Es ist unser Ziel, dass aus diesen Prozessen tatsächliche Unternehmensgründungen resultieren. Mit diesem Abend soll die Entwicklung nicht beendet sein“, sagt Marcel Unger. Mächtig Eindruck hinterließ eine Gruppe um Banza Birondwa. Das Problem, mit dem sich die Studenten beschäftigt haben, kennt
Birondwa aus seiner Heimat Sambia: Viehdiebstahl. Rinder sind die Nahrungs- und Einkommensquelle schlechthin in dem südafrikanischen Staat. „Der Diebstahl von Rindern hat den Bauern riesige Verluste zugefügt. Das nimmt Menschen die Existenzgrundlage“, so Banza Birondwa.
Doch die Regierung würde tatenlos zusehen, weshalb nun die Wirtschaft am Zuge sei. Die Lösung könnte „Mombe“heißen. Die Geschäftsidee sieht GPS-Sender vor, mit denen Landwirte ihr Vieh rund um die Uhr überwachen können. Die Sender werden an den Ohren der Rinder befestigt.
So kann der Halter nicht nur den Aufenthaltsort der Tiere erkennen, sondern womöglich auch Krankheiten wie Maul- oder Klauenseuche. „Wenn dennoch Tiere gestohlen werden, kann der Bauer auf dem Handy verfolgen, wo die Tiere sind und die Polizei deutlich schneller einschalten“, so Birondwa. Er plant den Bau von Gateways, die die notwendigen Signale senden, erfassen und analysieren sollen.
Zwei Dollar soll ein GPS-Sender für Kälber im Verkauf kosten, 30 Euro das Paket für ausgewachsene Tiere. Umfragen unter tausenden Bauern in Sambia hätten offenbart, dass die Nachfrage groß sein dürfte, so die Studenten. Allerdings sei der Preis für einige Landwirte durchaus beträchtlich hoch. Spätestens Anfang 2023 könnte man marktreif sein, so der Plan. Um den UN-Nachhaltigkeitszielen zu entsprechen, soll das Geodaten-System ausschließlich mit Solarstrom betrieben werden. „Wir wollen den Bauern in Sambia ihre größte Sorge nehmen“, so der Student. Die Idee von Banza Birondwa überzeugte die Jury. So ist die Klever Gruppe einer Start-up-Gründung um 500 Euro nähergekommen.