Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Abdankung ohne Thron
Ein Verzicht beschert Serbiens vergessener Königsfamilie ein mediales Comeback.
BELGRAD Das königliche Familienoberhaupt ist über den AbdankungsAlleingang seines Erstgeborenen keineswegs erbaut. Er wünsche seinem Sohn Petar Karadjordjevic „eine gute Gesundheit und viel Glück“, versicherte Serbiens Kronprinz Alexander II. zu Monatsbeginn in einer Erklärung. Er schätze zwar dessen „Aufrichtigkeit“bei der „schweren Entscheidung“, auf seine Ansprüche auf die Thronnachfolge zu verzichten. Die aber sei „nicht im Einklang mit der Tradition und den Normen der königlichen Familie erfolgt“.
Eine Monarchie ist Serbien längst nicht mehr. König Peter II. war im damaligen Jugoslawien der letzte Monarch. Der Einmarsch der Wehrmacht zwang ihn 1941 ins britische Exil, die Machtübernahme der Kommunisten 1945 zum Thronverzicht. Sein 1945 in London geborener Sohn Alexander kann sich seither nur mit dem Titel eines „Thronprätendenten“schmücken. War seine erste Stippvisite im Land seiner Vorväter 1991 noch umjubelt worden, fristet der Kronprinz seit seiner Rückkehr nach Belgrad 2001 im mietfreien „Weißen Schloss“ein mediales Schattendasein. Einerseits hat der mittlerweile 76-Jährige die Landessprache nie richtig erlernt. Andererseits gelten die Beziehungen in der Familie keineswegs als harmonisch – und der Thronverzicht seines Sohnes hat dies vermutlich nicht gefördert.
Sicher ist, dass der älteste, in Sevilla lebende Spross Petar die Lust am imaginären Wartestand verloren hat. Ende April erklärte er überraschend seinen Verzicht auf alle Ansprüche auf den Thron. Sein Bruder und Nachfolger Prinz Filip war bei der Zeremonie im Familienpalast in Sevilla zwar genauso zugegen wie seine Mutter Prinzessin Maria de la Gloria de Orléans-Braganza, die erste, von ihm 1985 geschiedene Frau des serbischen Kronprinzen. Wer fehlte, war aber der Amtsinhaber: Seinen Vater hatte der amtsmüde Prinz angeblich erst einen Tag zuvor über seine „Abdankung“informiert.
In Serbiens Medienwelt scheint der Personalwechsel aber auf Zustimmung zu stoßen: Der 40-Jährige, in den USA geborene Prinz Filip gilt als das populärste Mitglied der Königsfamilie. Er beherrscht Serbisch perfekt, und er ist fest im Land verwurzelt. Seit 2017 ist er mit der serbischen Künstlerin Danica Marinkovic verheiratet und hat mit ihr einen Sohn.