Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
So viel Umbruch war lange nicht bei Borussia
Veränderungen im Präsidium, Management, im Trainerteam und im Kader – die Ballung an Neubesetzungen erinnert nicht nur an 1999.
Bei Borussia ist Bewegung auf allen Ebenen: Wer diese These aufstellt, dürfte derzeit wenig Widerspruch erhalten. Auf der Führungsebene hat sich in den vergangenen Wochen und Monaten schon viel getan. Stefan Stegemann wurde neuer Vizepräsident und folgte damit dem im vorigen Jahr verstorbenen Siegfried Söllner. Markus Aretz rückte derweil in die Geschäftsführung auf – neben Stephan Schippers und Roland Virkus. Letzterer hatte im Februar auch den Posten des Sportdirektors übernommen, nachdem Max Eberl nach 13 Jahren überraschend seinen sofortigen Rückzug erklärt hatte.
Nun ist vor allem Virkus direkt gefordert, auch auf der Trainerposition wieder für neue Kontinuität zu sorgen, nachdem Marco Roses und Adi Hütters Amtszeiten – aus unterschiedlichen Gründen – jeweils vorzeitig endeten. In Rückkehrer Lucien Favre scheint Hütters Nachfolger bereits gefunden. Doch Virkus muss auch den nötigen Umbruch im Kader forcieren, der Mannschaft ein neues Gesicht verleihen. Dies ist ein Prozess, der sich über mehrere Transferperioden strecken wird. Doch festzuhalten bleibt aktuell: So viel Veränderung auf einmal war bei Borussia schon lange nicht mehr.
Angesichts der Ballung an Neubesetzungen und Neuausrichtungen geht der Blick vor allem zurück auf das Jahr 1999. Damals stand der Verein kurz vor dem finanziellen Kollaps und musste zudem den erstmaligen Abstieg aus der Bundesliga verkraften. Eine neue Führung machte sich daran, den Verein zu sanieren, Adalbert Jordan, Rolf Königs und Siegfried Söllner bildeten das neue Präsidium, das – unterstützt durch Stephan Schippers – mit unternehmerischem Geschick die Wende einleitete.
Für die sportliche Wende hatte Wilfried Jacobs kurz vor dem Ausscheiden aus seinem Präsidentenamt im September 1999 noch den passenden Trainer gefunden: Hans Meyer führte den Klub in zwei Jahren zurück in die Bundesliga, und er erstreckte.
1990 hatte der Zerfall des jahrzehntelangen Triumvirats im Gladbacher Präsidium begonnen. Zunächst schied Alfred Gerhards aus, es folgte Helmut Grashoff, der seinen Nachfolger als Manager noch selbst eingearbeitet hatte. Doch auch mit Rolf Rüssmann kam Borussia nicht zur Ruhe, zudem hielt der sportliche Niedergang an. Erst als 1992 KarlHeinz Drygalsky Nachfolger Helmut Beyers als Gladbacher Präsident wurde, dieser den fast schon wieder entlassenen Rüssmann stärkte und wenig später in Bernd Krauss der passende Trainer gefunden war, gelang die sportliche Renaissance. Mithilfe einiger Schlüsseltransfers das letzte entscheidende Puzzleteil fand: Mit dem Schweizer Trainer begann die stabilste Phase des Klubs seit der Heynckes-Ära in den Achtzigerjahren.