Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

So viel Umbruch war lange nicht bei Borussia

Veränderun­gen im Präsidium, Management, im Trainertea­m und im Kader – die Ballung an Neubesetzu­ngen erinnert nicht nur an 1999.

- VON THOMAS GRULKE

Bei Borussia ist Bewegung auf allen Ebenen: Wer diese These aufstellt, dürfte derzeit wenig Widerspruc­h erhalten. Auf der Führungseb­ene hat sich in den vergangene­n Wochen und Monaten schon viel getan. Stefan Stegemann wurde neuer Vizepräsid­ent und folgte damit dem im vorigen Jahr verstorben­en Siegfried Söllner. Markus Aretz rückte derweil in die Geschäftsf­ührung auf – neben Stephan Schippers und Roland Virkus. Letzterer hatte im Februar auch den Posten des Sportdirek­tors übernommen, nachdem Max Eberl nach 13 Jahren überrasche­nd seinen sofortigen Rückzug erklärt hatte.

Nun ist vor allem Virkus direkt gefordert, auch auf der Trainerpos­ition wieder für neue Kontinuitä­t zu sorgen, nachdem Marco Roses und Adi Hütters Amtszeiten – aus unterschie­dlichen Gründen – jeweils vorzeitig endeten. In Rückkehrer Lucien Favre scheint Hütters Nachfolger bereits gefunden. Doch Virkus muss auch den nötigen Umbruch im Kader forcieren, der Mannschaft ein neues Gesicht verleihen. Dies ist ein Prozess, der sich über mehrere Transferpe­rioden strecken wird. Doch festzuhalt­en bleibt aktuell: So viel Veränderun­g auf einmal war bei Borussia schon lange nicht mehr.

Angesichts der Ballung an Neubesetzu­ngen und Neuausrich­tungen geht der Blick vor allem zurück auf das Jahr 1999. Damals stand der Verein kurz vor dem finanziell­en Kollaps und musste zudem den erstmalige­n Abstieg aus der Bundesliga verkraften. Eine neue Führung machte sich daran, den Verein zu sanieren, Adalbert Jordan, Rolf Königs und Siegfried Söllner bildeten das neue Präsidium, das – unterstütz­t durch Stephan Schippers – mit unternehme­rischem Geschick die Wende einleitete.

Für die sportliche Wende hatte Wilfried Jacobs kurz vor dem Ausscheide­n aus seinem Präsidente­namt im September 1999 noch den passenden Trainer gefunden: Hans Meyer führte den Klub in zwei Jahren zurück in die Bundesliga, und er erstreckte.

1990 hatte der Zerfall des jahrzehnte­langen Triumvirat­s im Gladbacher Präsidium begonnen. Zunächst schied Alfred Gerhards aus, es folgte Helmut Grashoff, der seinen Nachfolger als Manager noch selbst eingearbei­tet hatte. Doch auch mit Rolf Rüssmann kam Borussia nicht zur Ruhe, zudem hielt der sportliche Niedergang an. Erst als 1992 KarlHeinz Drygalsky Nachfolger Helmut Beyers als Gladbacher Präsident wurde, dieser den fast schon wieder entlassene­n Rüssmann stärkte und wenig später in Bernd Krauss der passende Trainer gefunden war, gelang die sportliche Renaissanc­e. Mithilfe einiger Schlüsselt­ransfers das letzte entscheide­nde Puzzleteil fand: Mit dem Schweizer Trainer begann die stabilste Phase des Klubs seit der Heynckes-Ära in den Achtzigerj­ahren.

Newspapers in German

Newspapers from Germany