Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Zu viele Textaufgaben – Lehrer sind für Änderungen am Mathe-Abitur
Das Niveau der Klausuren dieses Jahr sei in Ordnung gewesen. Die Lehrkräfte kritisieren die Art der Aufgabenstellung. Schülervertreter schließen sich dem an.
DÜSSELDORF Der Philologenverband NRW schlägt vor, dass in Mathe-Abiturklausuren in Zukunft weniger Textaufgaben vorkommen – oder dass diese Art der Aufgabenstellung, sollte eine Eindämmung nicht möglich sein, im vorbereitenden Unterricht mehr geübt wird. Aktueller Anlass sind die Abiklausuren dieses Jahres, vor allem die für die Grundkurse: „Das waren bis zu sieben oder acht Blätter, die durchgearbeitet werden mussten“, sagt die Vorsitzende des Verbandes, Sabine Mistler, im Gespräch mit unserer Redaktion.
Texte zunächst mal in Aufgaben zu übersetzen werde im Unterricht weniger trainiert, und es kostet in der Prüfung Zeit. Auch in den Vorjahren habe es Klagen darüber gegeben. „Das ist ein wiederkehrendes Problem, das wir auf verschiedenen
Ebenen angehen wollen“, kündigt Mistler nun an. Sowohl beim Landesschulministerium als auch auf Bundesebene werde man die Sache thematisieren. „Wir wollen eine grundsätzliche Klärung herbeiführen“, so Mistler.
Die Landesvertretung der Schülerinnen und Schüler in NRW bestätigt die Position der Lehrer. „Textaufgaben übt man einfach nicht. Es ist auch sehr selten der Fall, dass man in den Antworten etwas ausführlich schriftlich erklären muss“, sagt Sprecherin Laura Körner. Viele seien davon verunsichert gewesen, dass das nun gefordert war. Nach Ansicht der Schülervertretung waren die Prüfungen aber auch unabhängig davon zu umfangreich. Eine derzeit laufende Petition, die ein Gutachten dazu fordert, hatten bis Montag mehr als 8200 Menschen unterzeichnet. Das Landesschulministerium bekräftigte auf
Anfrage, dass es sowohl die Abiaufgaben als auch die Vorbereitungen für angemessen hält. Im Oberstufenunterricht stehe „das Lernen in Problemkontexten im Mittelpunkt“. Aufgaben „mit Anwendungen aus der Lebenswelt“seien genau so wichtig wie „innermathematische“Aufgaben.
Der Philologenverband stützt sich bei seiner Kritik auf aktuelle Rückmeldungen, die Erfahrung der vergangenen Jahre und auf eine Befragung von ausgewählten Mitgliedern aus allen Teilen des Bundeslandes zu Themen rund ums diesjährige Abitur. Dabei ging es auch um die Corona-Situation. So hatte man befürchtet, dass sich nach dem Wegfall von Test- und Maskenpflicht die Krankheits- und Quarantänefälle häufen würden. „Wir sind sehr erleichtert und froh darüber, dass das nicht bestätigt wurde“, sagt Mistler. Zumindest laut der Umfrage; auf offizielle Zahlen warte man noch.
„Es hat sich aber auch bewusst niemand mehr getestet“, hält Schülervertreterin Körner dagegen. Es könne durchaus unerkannt zu mehr Infektionen gekommen sein.