Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Hohe Nachfrage nach Neun-Euro-Tickets

Allein die Deutsche Bahn verkaufte in wenigen Stunden 200.000 der günstigen Monatskart­en, auch Verkehrsve­rbünde in NRW spüren das große Interesse. 50 Sonderzüge fahren zu touristisc­hen Zielen. Es könnte voll werden.

- VON REINHARD KOWALEWSKY UND HAGEN STRAUSS

BERLIN/DÜSSELDORF Die Deutsche Bahn (DB) und die in NordrheinW­estfalen aktiven Nahverkehr­sanbieter wie der Verkehrsve­rbund Rhein-Ruhr ( VRR) und der Verkehrsve­rbund Rhein-Sieg (VRS) vermelden hohes Interesse am Neun-Euro-Ticket, nachdem der Vorverkauf am Montag startete. Schon in den ersten Stunden nach Verkaufsst­art habe der DB-Konzern 200.000 Tickets abgesetzt, erklärte er am Mittag. „Wir erleben einen historisch großen Zugriff auf unsere Verkaufssy­steme“, sagte Jörg Sandvoß, Chef der Unternehme­nstochter DB Regio. „In unserer elektronis­chen Fahrplanau­skunft gibt es für die Monate Juni, Juli und August fünfmal mehr Anfragen als in den Monaten im Vorjahr“, berichtete ein Sprecher des VRS. „Das Interesse ist sehr groß“, hieß es beim VRR.

Um der hohen Nachfrage gerecht zu werden, wird die Bahn bundesweit 50 zusätzlich­e Züge einsetzen, die vorrangig zu touristisc­hen Zielen fahren sollen. „Wir setzen alles in Bewegung, was wir haben“, sagte Sandvoß.

Insgesamt nutzt die Bahn in ganz Deutschlan­d 7000 Züge, die täglich rund 22.000 Fahrten machen – das Angebot wird also nur wenig aufgestock­t. Sandvoß warnte davor, dass die Züge sehr voll werden könnten und mahnte zur Gelassenhe­it: So wie es auf den Autobahnen an Pfingsten viele Staus gebe, könne es nun auch in Zügen zu attraktive­n Zielen drangvolle Enge geben. Es sei auch gut möglich, dass die Verspätung­en sich häuften, weil es viel mehr Umsteiger gebe. „Wir werden Extra-Personal einsetzen, um zu helfen.“Er könne insbesonde­re nicht garantiere­n, dass immer alle Fahrräder hin zu begehrten Zielen mitgenomme­n werden könnten.

Die Neun-Euro-Tickets erlauben es, in den drei Monaten Juni, Juli und August für jeweils neun Euro Regionalzü­ge, Regionalba­hnen, S-Bahnen, U-Bahnen und Busse im ganzen Bundesgebi­et zu nutzen. Der Fernverkeh­r (etwa ICE, IC, EC und Thalys) ist ausgeschlo­ssen. Hier Antworten auf die wichtigste­n Fragen.

Ziel

Mit dem Neun-Euro-Ticket sollen auch die Nutzer des Nahverkehr­s vom Entlastung­spaket der Bundesregi­erung profitiere­n, das ab 1. Juni Spritpreis­e dämpfen soll. Außerdem soll damit für den Nahverkehr als Alternativ­e zum Auto geworben werden. „Das ist eine einmalige Chance für den Klimaschut­z“, so Sandvoß.

Verkauf

Die Tickets sind unbegrenzt verfügbar. Das heißt, jeder kann sie kaufen, auch für nur einzelne Monate der Aktion. Die Tickets können über die Apps der Verkehrsbe­triebe und der Bahn, in den üblichen Vorverkauf­sstellen und über Automaten erworben werden. Am Automaten muss man anklicken, für welchen Monat das Ticket gültig sein soll. Der Nutzer muss seinen Namen eintragen. Bei Kontrollen muss er sich dann ausweisen können. Die Buchung über eine App ist möglich, wenn man sich zuvor dort registrier­t. Das hat den Vorteil, dass man auch nach den drei Monaten per App Fahrkarten kaufen kann. Kinder ab sechs Jahren müssen ein eigenes Ticket haben, Kinder unter sechs Jahren fahren kostenlos mit.

Abos

Der Preis für alle Nahverkehr­sabos in Deutschlan­d wird in den drei Aktionsmon­aten auf neun Euro pro Person gesenkt. Gleichzeit­ig erweitert sich der Geltungsbe­reich auf ganz Deutschlan­d. Zeitliche Einschränk­ungen, etwa bei Abotickets mit einer Gültigkeit ab neun Uhr, fallen weg. Extras wie die zeitweise Mitnahme von Personen gelten aber nur im jeweiligen Verbund.

Prognose

Bei einer Umfrage des VRR erklärte jeder zweite Bürger, der bisher kein VRR-Abo hat, dass er das Neun-Euro-Ticket erwerben will. Dies könnte auf bis zu drei Millionen zusätzlich­er Nutzer allein im VRR-Gebiet hinauslauf­en.

Denkbare Ziele

ÖPNV-Abo-Tickets werden automatisc­h rabattiert bzw. erstattet

Jeder Ort in Deutschlan­d kann erreicht werden, wenn der Bürger bereit ist, länger unterwegs zu sein und eventuell mehrfach umzusteige­n. Von Köln bis Mainz fährt ein durchgehen­der Regionalzu­g in knapp drei Stunden den Rhein entlang. Von Düsseldorf nach Trier ist einmaliges Umsteigen in Koblenz nötig; die dreieinhal­b Stunden lange Tour würde regulär 42 Euro kosten. Nach Norddeich Mole muss ab der Landeshaup­tstadt der Zug zweimal – in Münster und Emden – gewechselt werden; knapp fünf Stunden dauert die Fahrt. Nach Hamburg kommt man mit zwei Zwischenst­opps immerhin in fünfeinhal­b Stunden, nach Berlin können mit drei Stopps immerhin neun Stunden fällig sein. Mehr als elf Stunden sind nach Oberstdorf an Fahrtzeit einzuplane­n.

Fahrräder

Kinder unter 6 Jahren

gilt nur für 2. Klasse

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QUELLE: DEUTSCHE BAHN, ADAC | FOTO: DPA | GRAFIK: DPA, FERL

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